FOR SELENA AND SIN - Overdosed On You
Mehr über For Selena And Sin
- Genre:
- Rock
- Label:
- Mascot
- Release:
- 29.10.2007
- Who's Behind The Door?
- Lost Like Dreamers Are
- A Rain Tonight
- Heal
- Ghost In The Family
- Jubileum Of My Sorrow
- Satellites
- Million Miles High
- Draining
- Happy New Year
Als "zeitlos schön" habe ich das Demo "Draining" bezeichnet, mit dem FOR SELENA AND SIN vor zwei Jahren auf Labelsuche gingen, und ich hatte recht! Denn auch auf dem nun endlich über Mascot Records erschienenen Debüt "Overdosed On You" zeigen die hierfür neu aufgelegten drei Songs bei mir noch keinerlei Abnützungserscheinungen. Einen Sängerinnenwechsel mussten die Finnen zwar verkraften, doch Neuzugang Annika ähnelt ihrer Vorgängerin Sini so sehr, dass ich fast keinen Unterschied ausmachen kann - außer vielleicht, dass die Neue noch einen Tick mehr Leidenschaft in der Stimme hat.
Das Sextett fand 2004 zusammen, um ruhige, emotionale, eher vom Pop-Rock beeinflusste Musik zu schreiben, und tut gut darin. Die Gitarristen wissen durch Detailverliebtheit zu überzeugen, ohne sich mit ausufernden Soli in den Vordergrund zu stellen. Die Keyboards erschaffen die nötige Atmosphäre, ohne gleich alles zuzukleistern. Bass und Schlagzeug klingen druckvoll und sorgen zusammen mit den gut eingesetzten harten Riffs dafür, dass auf "Overdosed On You" trotz aller Gefühlsduselei immer noch der Rock im Vordergrund steht. Als Vergleiche könnte man die FLOWING TEARS (der eher tiefe Gesang) oder THE GATHERING (die großartigen Melodien) bemühen, doch eigentlich stehen FOR SELENA AND SIN bereits ziemlich sicher auf eigenen Beinen.
Schon die eher straighteren Mitdempo-Rocker wie der mitreißende Opener 'Who's Behind The Door', 'A Rain Tonight" (hier schimmert der KATATONIA-Einfluss in den Gitarrenparts deutlich durch) und das mit tollen Stimmungswechseln überraschende 'Jubileum Of My Sorrow' glänzen durch die Seele streichelnde Gesangsharmonien und ohrwurmartige Hammer-Refrains. Einzig 'Million Miles High' ist mir eine Spur zu poppig-belanglos ausgefallen.
Doch richtig stark ist Annika in den balladesken Momenten. Das mit kurzen Death-Grunts ausstaffierte 'Lost Like Dreamers Are' lädt in der Tat zum gedankenverlorenen Träumen ein. 'Heal' intoniert Schwermut und Trauer. Ein wenig kaltes Geisterstunden-Flair findet man im von Samples begleiteten 'Ghosts In The Family'. Mal zuckersüß, mal melodramatisch kreisen die 'Satellites' durch den Gehörgang. Und 'Draining', der Titeltrack des letzten Demos, bietet die berühmte emotionale Achterbahnfahrt - nachdenklich, hart, düster, schwelgerisch ... Eben zeitlos schön, wie ich eingangs sagte.
Den Abschluss macht das nahezu reine Instrumental 'Happy New Year', das jedoch so gar nichts mit sektseligem "Frohes Neues"-Gegröle gemeinsam hat, sondern in dem sich die Instrumentalisten einmal richtig austoben dürfen. Und selbst ohne ihre talentierte Frontfrau erschaffen FOR SELENA UND SIN mehr Atmosphäre als viele andere Bands. Toll, wie sich das Stück langsam aufbaut, von der Akustik-Klampfe über das Glockenspiel, klagende Akkorde, mystisches Trommeln, Keyboard-Samples, Gitarren-Soli bis hin zum fast schon powermetallisch intonierten "Happy New Year". So möchte ich auch gerne Silvester feiern.
Die Musik der Finnen ist eingängig genug, um die breite Masse anzusprechen, und doch zu keiner Sekunde auf den schnellen Erfolg schielend. "Overdosed On You" bietet eine wohlige musikalische Kuscheldecke für die nun bevorstehende graue Jahreszeit. Überdosierung nahezu unmöglich.
Anspieltipps: Who's Behind The Door, Lost Like Dreamers Are, Heal, Jubileum Of My Sorrow, Draining
- Redakteur:
- Elke Huber