FOR THE FALLEN DREAMS - Six
Mehr über For The Fallen Dreams
- Genre:
- (Melodic) Hardcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Rise Records
- Release:
- 16.02.2018
- Stone
- The Undertow
- Unstoppable
- Forever
- Burning Season
- Two Graves
- Ten Years
- Hypnosis
- Void
- The Storm
Beim Weiterentwicklungsprozess sind die guten Ideen ausgegangen
Es ist an sich kein grundsätzliches Problem (ein altbekanntes Phänomen allerdings schon), wenn Bands aus härteren Gefilden im Laufe der Zeit ihre rohen Wurzeln ablegen und sich ein Stück weit konventionelleren Hörgewohnheiten öffnen. Fans der ersten Stunde mögen vergrault werden, die musikalische Weiterentwicklung aber mitnichten zu Lasten der Qualität gehen, vorausgesetzt natürlich, dass wirklich eine qualitative Entwicklung stattfindet. FOR THE FALLEN DREAMS, ein Metalcore/Hardcore-Outfit aus Detroit, liefert mit dem sechsten Bandoutput "Six" leider ein Beispiel dafür ab, wie man es nicht macht, auch wenn die Gründe hierfür an anderer Stelle liegen.
Das Setting ist schnell geklärt: Brachialer moderner Hardcore wird entkernt durch Hinzufügen melodischer Elemente und postig-sphärischer Soundeffekte. Mehr Nachdenklichkeit, mehr Gefühl, weniger Kompromisslosigkeit. Soweit, so bekannt. Mit der ersten Single 'Stone' haben die Amis bereits gezeigt, wo der Plüschhammer hängt und viele Die-Hard-Fans aller Hoffnung beraubt, es könnte nochmal eine Rückkehr zu den wilden Tagen von "Changes" geben. Nüchtern betrachtet ist 'Stone' eine ganz ordentliche Mischung aus bissigem Hardcore-Gebrüll, beinahe poppiger Eingängigkeit und dem immer noch vorhandenen deftigen Core-Antrieb des Vierers. 'Stone' ist kein schlechter Song; gerade die Post-Rock-Nuancen gefallen mir gut, und der Spagat zwischen dem obligatorischen Gebrüll Chad Ruhligs und besagten melodischen Elementen gelingt ohne Schwierigkeiten.
An dieser Mixtur wird über die folgenden neun Tracks nichts geändert. Und obwohl man sich bei FOR THE FALLEN DREAMS mit vier Jahren ungewöhnlich viel Zeit für den neuen Langspieler gelassen hat, bietet "Six" nichts, was die Hörerschaft wirklich von den Socken reißen dürfte. Altbekanntes Stakkato-Geknüppel, viele Synthies, mehr Hall, mehr Melodien, gelegentliche Hardcore-Ausbrüche, selten gewordene Metal-Einlagen – ja, alles schon mal gehört. Zu oft gehört! Tragischer ist jedoch, dass bei aller Abwechslung der Song selbst, die dynamische Zuspitzung, das packende Einzelmoment aus dem Fokus geraten ist. "Six" ist ebenso abwechslungsreich wie glatt, ebenso energieintensiv wie höhepunktarm. Vielleicht also doch ein Problem, wenn eine Band wie in diesem Fall ankündigt, ein Album zu liefern, das "sowohl alte wie neue Fans zufrieden" stellen soll? Mag sein, doch das Problem liegt gar nicht so tief begraben: Im Laufe des Weiterentwicklungsprozesses sind hier schlicht und ergreifend nicht ausreichend gute Songideen für ein interessanteres Album zusammengekommen.
In ganz wenigen starken Momenten erinnert FOR THE FALLEN DREAMS heuer an WOVENWAR; auch die post-metallische Entwicklung von THE DEVIL WEARS PRADA wurde wohl nicht gänzlich außer Acht gelassen – doch von den Spitzenreitern des Modern Metals bzw. der progressiveren Post-Metalcore-Schiene ist die Formation mit "Six" meilenweit entfernt. Ist ja auch eher 'ne Hardcore-Band, sagt ihr? Nee, das ist sie nicht mehr, dafür wildern die Amis zu viel in anderen Bereichen. Wie gesagt, gegen Veränderung ist nicht grundsätzlich etwas einzuwenden. Doch wenn bei aller zweifellos vorhandenen Musikalität das Songwriting so unspektakuläre Ergebnisse liefert wie auf "Six", erübrigt sich die Diskussion über das Für und Wider nachhaltiger musikalischer Veränderung einer Band ohnehin.
Anspieltipps: Stone, Hypnosis
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause