FORBIDDEN - Omega Wave
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2010
Mehr über Forbidden
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 22.10.2010
- Alpha Century
- Forsaken At The Gates
- Overthrow
- Adapt Or Die
- Swine
- Chatter
- Dragging My Casket
- Hopenosis
- Immortal Wounds
- Behind The Mask
- Inhuman Race
- Omega Wave
Das lang erwartete Reunion-Album der einstigen Bay-Area-Helden.
Was erwarte ich von einem neuen FORBIDDEN-Album? Hm, um ehrlich zu sein, bin ich da etwas unschlüssig, denn auch wenn ich die Band während ihrer Reunion-Tour ziemlich gut fand, gibt es da immer noch diese Scheibe namens "Green". Mit eben jenem Rundling hat man sich damals verabschiedet und wenn man den damaligen Aussagen einiger Mitglieder Glauben schenken darf, konnte man innerhalb der Band damals nicht verstehen, wieso diese Scheibe in Europa so schlecht weggekommen ist. Ich habe mir das Album letztens noch einmal angehört, um nicht in alten Vorurteilen zu schwelgen, komme aber nach wie vor zu dem Ergebnis, dass mir dieses tiefer gestimmte Gebrate nicht zusagt. Das ist nicht das, was ich von einer Band wie FORBIDDEN hören möchte. Die ersten beiden Alben der Band sind ohne Zweifel zwei Genreklassiker und das Genre heißt: Bay-Area-Thrash. Unfassbar kantige Riffs, ein Gespür für tolle Melodien, technisch hoch versierte Instrumentierung und mit Russ Anderson ein Sänger, der auch mal locker 'Victim Of Changes' nachsingt.
Diese Alben haben aber zwei Dekaden auf dem Buckel. Wenn man die bereits im Netz vorab geposteten Songs 'Adapt Or Die' und 'Forsaken At The Gates' als Maßstab nimmt, dann ist die Hoffnung auf eine amtliche Ladung Bay-Area-Thrash nicht ganz gering. Mit Steve Smyth (TESTAMENT, NEVERMORE, etc.) an der zweiten Gitarre und Mark Hernandez (HEATHEN etc.) an den Drums, haben sich die drei verbliebenen Altmitglieder Anderson, Locierco und Camacho auf jeden Fall Könner ins Team geholt. Und, um erst mal bei den schlichten Fakten zu bleiben, deuten die Songlängen eher auf leicht episches Material hin. Denn außer dem kurzen Intro und 'Chatter' laufen die meisten Songs zwischen fünf und sieben Minuten. Dagegen ist das an alte Tage erinnernde Artwork eher weniger gut. Aber es soll hier um die Musik gehen, auch wenn mein unendlich langes Einleitungsgeschreibsel da Zweifel aufkommen lässt. Entschuldigung. Jetzt aber:
Ich habe "Omega Wave" in den letzten Wochen sehr häufig angehört, um nicht in vorschnelle Euphorie zu verfallen und schreibe jetzt, dass FORBIDDEN hier ihr drittbestes Album abgeliefert haben. Damit reiht es sich hinter den bei Meilensteinen am Beginn ihrer Diskographie und vor der von mir ebenfalls sehr geschätzten "Distortion" ein. Das ist mehr als ich erwarten wollte. Gut, der ewige Nörgler wird natürlich feststellen, dass Russ Anderson nicht mehr zu ekstatischen Spitzen ausholt und die Klasse eines 'Through Eyes Of Glass' wiederholt man auch nicht mal eben, aber ansonsten macht der Frisco-Fünfer alles richtig.
Auf moderne Sounds wird beinahe komplett verzichtet, lediglich ein Stimmenverzerrer, der ausgerechnet beim eröffnenden 'Forsaken At The Gates' zum Einsatz kommt, erschreckt zu Beginn ein wenig. Mister Anderson ist sich offensichtlich über sein Stimmvolumen sehr gut im Klaren und setzt daher auf moderate Stimmlagen. Dabei macht er eine ausgezeichnete Figur und es gelingt ihm nicht selten sehr emotional zu tönen. Vor allem bei den sehr gelungenen Akustikpassagen, die ja schon in der Vergangenheit gern zur Auflockerung der Nackenbrecher dienten, muss man den imaginären Hut vor seiner Leistung ziehen.
Dazu harmoniert Steve mit Craig ganz ausgezeichnet. Das neu formierte Gespann schafft es auf jeden Fall die ausgewogene Melange aus Melodie und Härte einer "Twisted Into Form" neu aufleben zu lassen. So donnert das ultrabrutale 'Adapt Or Die' mit pfeilgenauen Licks und der rhythmischen Wucht einer kanadischen Ahornaxt auf den Hörer nieder und setzt Glückshormone in Massenproduktion frei. 'Hopenosis', einer der etwas verschachtelt wirkenden Genickbrecher, verwöhnt im Zwischenteil mit beinahe psychedelischen Elementen und das daran anschließende 'Immortal Wounds' zeigt allen Nachwuchsthrashern, wo der Hammer hängt.
Im Hause FORBIDDEN weiß man auch anno 2010 (wieder), wie man saftige Thrashspießchen mit feuriger Soße serviert, ohne dass sich die Mägen älterer Genießer dabei nach vorne entleeren wollen. So klingt alles zwar zeitgemäß, aber nicht modern. Nebenbei übrigens ein Beweis dafür, dass die Bande schon damals ihrer Zeit weit voraus war.
Anspieltipps: Adapt Or Die; Immortal Wounds; Hopenosis; Omega Wave
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae