FOREIGNER - Can't Slow Down
Mehr über Foreigner
- Genre:
- Melodic Rock / AOR
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- earMUSIC (edel)
- Release:
- 26.02.2010
- Can't Slow Down
- In Pieces
- When It Comes To Love
- Living In A Dream
- I Can't Give Up
- Ready
- Give Me A Sign
- I'll Be Home Tonight
- Too Late
- Lonely
- As Long As I Live
- Angel Tonight
- Fool For You Anyway
- I Want To Know What Love Is (live 2009) (Bonus Track)
Entwarnung – sie können es noch!
Ich hatte schlimmste Befürchtungen, denn vor kurzem wurde ich vom Soloalbum des ehemaligen FOREIGNER-Frontmanns Lou Gramm schwer enttäuscht. Würde die neue FOREIGNER-Scheibe, immerhin die erste seit 15 Jahren, auf der es ausschließlich neues Material zu hören gibt, denn auf der 2008er Best Of-Scheibe gab es ja nur einen einzigen neuen Song, auch nur ein schwacher Abklatsch alten Glanzes sein? Immerhin war FOREIGNER für mich immer untrennbar mit zwei Namen verbunden: Lou Gramm und Mick Jones. Nun ist die Stimme, die für mich die Band charakterisierte, nicht mehr dabei. Würde das über die volle Distanz funktionieren und selbst einen alten Fan wie mich überzeugen?
Nun, ich will eines vorweg nehmen: Dieses Album überzeugt auf der ganzen Länge vollständig. Ich möchte sagen, ich war nicht mehr so begeistert von der Band seit "Agent Provocateur". Die lange Auszeit scheint der Band gut getan zu haben, auch wenn der ursprüngliche Grund, die schwere Krankheit Lou Gramms, natürlich ein sehr trauriger Anlass ist. Aber immerhin scheint Lou wieder weitgehend genesen zu sein, so dass man in retrospekt und im Vergleich der beiden Alben der wichtigsten FOREIGNER-Mitglieder konstatieren darf, dass offensichtlich Lou eine andere Richtung einschlagen wollte. Oder einfach aufgrund seiner Krankheit nicht in der Lage war, Musik auf diesem Niveau zu machen.
Der neue Sänger ist Kelly Hansen, den man bereits von seiner Band HURRICANE kennt. Da ich auch die ziemlich gut finde und Kellys Stimme sehr schätze, ist es sicher keine Überraschung, dass in diesem Bereich auf "Can't Slow Down" nichts anbrennt. Aber auch der Rest der Band, in der unter anderem mit Jeff Pilson am Bass noch ein weiterer bekannter Name steckt, der sich bereits mit DOKKEN, MSG und DIO seine Sporen verdient hat, muss nicht dahinter zurückstecken. Und muss nicht auf Nummer sicher gehen, sondern hat nicht weniger als dreizehn Songs auf das Album pressen lassen, von denen tatsächlich in meinen Augen nur ein einziger als Füller angesehen werden muss: 'Lonely'. Aber selbst dieser hat einen tollen Refrain und enttäuscht mich nur durch das irgendwie kitschige Keyboard-Gedudel. Aber ansonsten haben die Jungs sogar fast ganz am Ende noch ein Highlight des Albums versteckt, dass auf den Namen 'Angel Tonight' hört.
Der bereits bekannte Stil wird zwar nicht ausgetauscht, so dass Songs wie das großartige 'Living In A Dream', dem Midtempo-Rocker 'Ready', das hymnische 'As Long As I Live' und der Ballade 'I Can't Give Up' unverkennbar nach FOREIGNER klingen, aber ein frischer, zeitgemäßer Ansatz, AOR zu spielen, ist unverkennbar. Im letztgenannten Song setzt ein außergewöhnliches, klares Gitarrensolo Akzente in einer Art, wie ich sie mir auf dem Meisterwerk "4" beispielsweise nicht vorstellen könnte. In 'Fool For You Anyway' kommt gar der Soul durch! Es gibt also tatsächlich Neuerungen, aber in so wohl dosiertem Maße, dass jeder, der die alten Alben des Haudegen Mick Jones – er wird dieses Jahr 66! – früher mochte, auch mit "Can't Slow Down" seine wahre Freude haben dürfte. Zwar gibt es unter den dreizehn Songs einen relativ hohen Anteil balladesker Songs, aber wenn man an Hymnen wie 'Girl On The Moon' oder 'Waiting For A Girl Like You' denkt, kann man der Band dies weder vorwerfen, noch ist dies wie bei vielen anderen Bands im Melodic Rock ein Punkt für Kritik, auch wenn es das Album insgesamt seichter macht, als man es von früher gewohnt ist. Und auch der häufigere Einsatz des Saxophons trägt zu diesem Eindruck bei.
AOR-Freunde werden dieses Album auf jeden Fall einmal antesten müssen, und ich bin wieder versöhnt. Gut gemacht, Mick, ich hoffe, dass es nicht wieder fünfzehn Jahre dauert, bis ich mehr davon bekomme!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger