FOREST OF FOG - Abgründe
Mehr über Forest Of Fog
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- www.schwarzmetall.ch
- Release:
- 29.05.2006
- Der letzte Triumph
- Nebelnacht
- Die Vision
- Stumm
- Boten des Unheils
- Ein neuer Tag
- Der Turm
- Am Abgrund
Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm... Der alte Kinderreim kommt in den Sinn, wenn sich die Homepage des Soloprojekts FOREST OF FOG öffnet. Denn als Bilder hat der im Dunkeln bleiben wollende Alles-Spieler I.H. von sich nur ein paar schwarz-weiße Fotos zwischen ein paar Bäumen veröffentlicht. Und natürlich erkennt man ihn auch darauf nicht. Dabei hätte er das Versteckspielen gar nicht nötig: Sein Black Metal mit FOREST OF FOG ist gerade so gut, dass er sich fein im Ohr anhört - aber noch weit davon entfernt, so schaurig-schick zu klingen, dass solch mysteriöses Getue im Wald einen Kultfaktor wie einst bei MAYHEM, BURZUM, BATHORY und Co. erschaffen würde.
Der Schweizer I.H. ist aber immerhin so kreativ, dass sein Projekt sich zumindest in der oberen Hälfte der europäischen Black-Metal-Konkurrenz anzusiedeln vermag. Das liegt an den vielen treibenden Strukturen, die sich durch die acht Kompositionen von "Abgründe" ziehen. Und an den Melodien, die nicht zu kitschig und nicht zu beliebig wirken - sie finden vielmehr genau den richtigen Grat zwischen Eingängigkeit und Finsternis, den weichere Black-Metal-Bands der Sorte FOREST OF FOG brauchen. Vergleiche lassen sich am besten mit einigen nordischen Vertretern dieses Genres ziehen, doch nur der Verwendung vieler Melodien wegen. Denn der Wald des Nebels hat durchaus seinen eigenen Stil gefunden, nur wird dieser nicht immer konsequent umgesetzt. Viele Stücke verlieren sich nämlich nach einem meist wunderbaren Einstieg in allerweltsartigen Klängen, die wie bei 'Ein neuer Tag' zwischendurch immer wieder einmal durch neue kreative Sternstunden an Fahrt gewinnen - um dann doch wieder in Richtung Langeweile und Beliebigkeit abzudriften. Da muss sich I.H. in Zukunft noch ein wenig mehr in die Spannungsbögen seiner Songs hineinknien, denn so rauscht manche Idee während der 45-minütigen Spielzeit einfach am Zwischenhirn vorbei. Als Ausgleich arbeitet FOREST OF FOG mit recht coolen Texten in deutscher Sprache - diese sind durch das heißere Krächzen zwar nicht verständlich, können aber in dem fein blau-schwarz designten Booklet mitgelesen werden. Auch das Covermotiv - ein schwarzer Baum, ein Mond vor dunkelblauem Himmel, Krähen - ist recht ansprechend gemalt und passt gut zur sinistren Atmosphäre der Platte. Nur fehlt eben etwas, das diese Ein-Mann-Band noch stärker vom allgemeinen Black-Metal-Einheitsbrei abhebt: Spieltechnisch hat es I.H. zwar in jedem Fall drauf, nur über das genaue Image des Projekts scheint er sich noch nicht klar zu sein. So wirken FOREST OF FOG - bei allem Lob für einzelne Songs - nie in dem Maße gefährlich und giftig wie ihre norwegischen Schwarzheimer-Kollegen. Aber "Abgründe" ist auch erst das dritte echte Album von I.H.: Er hat also (noch) einen gewissen Bonus, was die Qualität seiner Stücke angeht. Und da kann noch einiges besser werden, was jetzt schon ganz ansprechend klingt. Die Daumen werden dafür jetzt schon gedrückt - damit das einsame Männlein im Wald auch mal lächeln kann, wenn sich die Welt so richtig über seine Musizierkunst freut.
Anspieltipps: Nebelnacht, Ein neuer Tag, Stumm
- Redakteur:
- Henri Kramer