FRANK SCHäFER - Krachgeschichten
Mehr über Frank Schäfer
- Genre:
- Buch
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Zweitausendeins
- Release:
- 06.08.2021
- Wir spielen Wacken nach (29)
- Zwei Minuten bis Mitternacht (55)
- Die besten zweieinhalb Minuten der Achtzigerjahre (85)
- SLAAAAYYYYER (111)
- Die Welt braucht Iron Maiden (155)
- Das Konzept der Familie (165)
- Härter als Motörhead (173)
- Alle hassen Wacken (179)
- Das beste Jahrzehnt (185)
- Eins für Malcolm Young (193)
Die Achtziger sorgen doch immer wieder für schöne Erinnerungen – meistens jedenfalls.
Frank Schäfer, seines Zeichens freier Autor und Journalist, schreibt regelmäßig für diverse Zeitschriften, unter anderem für den "Rolling Stone" und "Rock Hard", die "Neue Zürcher Zeitung" oder "taz". Außerdem hat er bisher jede Menge Bücher veröffentlicht, sein letztes war 2020 die Bukowskipedia "Notes on a Dirty Old Man". Mit seinem neuesten Werk "Krachgeschichten" will er uns auf den Weg in die Achtziger mitnehmen, in seinen Augen das "beste Jahrzehnt der Welt". Nun, da will ich ihm nicht widersprechen, die Achtziger waren schon irgendwie besonders, oder kommt es einem (ab einem gewissen Alter?) auch nur so vor?
Frank Schäfer war übrigens Ende der Achtziger (sic!) und Anfang der Neunziger Gitarrist in der Heavy Metal-Band SALEM'S LAW, die 1989 das Album "Tale Of Goblins' Breed" herausgebracht hat. Das ist übrigens gar nicht schlecht, auch wenn ich zugegebenermaßen ein Problem mit dem Sänger habe.... Aber ich schweife ab, zurück zu den "Krachgeschichten".
In 56 relativ kurzen Kapiteln und einem ausgesprochen erfrischenden Schreibstil erzählt Frank Schäfer aus dieser für ihn wichtigen Zeit. Schon im ersten Kapitel über die "Full Metal Cruise" habe ich Lachtränen in den Augen! Eigentlich wird in diesem ersten Kapitel schon fast alles über die "Metaller" gesagt, über ihre Freundlichkeit, Kameradschaft und Lockerheit. Hier gilt nur eins: die gemeinsame Liebe zur Musik. Okay, auch zum einen oder anderen Kaltgetränk... Genau das ist es, was ich selbst bei vielen Konzerten schon festgestellt habe. Dazu möchte ich ein Zitat bringen, das vieles auf den Punkt bringt und nicht nur für die Cruise gilt: "Während für gewöhnlich zehn Minuten nach dem Einchecken des ersten Gastes die Drähte des Beschwerdetelefons zu glühen beginnen, hat der Service-Offizier bei der ersten Full Metal Cruise nach vier Stunden erst einmal eine Telefonüberprüfung veranlasst. Metaller sind habituelle Plebejer, auch wenn sie als Gehirnchirurgen arbeiten, und das äußert sich eben nicht nur in ihrer achselzuckenden Bescheidenheit, sondern auch in ihrer Freundlichkeit gegenüber dem arbeitenden Volk. Sie nehmen die ihnen gewährte Gunst nicht selbstverständlich hin, sie lächeln zurück." That's it!
In diesem Moment war mir klar, dass ich das Buch erst wieder aus der Hand legen würde, nachdem ich das letzte Kapitel eingesaugt hatte. Und so ist es dann auch gekommen. Da gibt es die Story, wie man in Pandemiezeiten doch Wacken erleben kann – man verlegt das Festival eben ganz gediegen in den eigenen Garten – mit allem Drum und Dran, wie es sich eben gehört. Es wird vom im Schlamm versinkende Burg-Herzberg-Festival berichtet, oder diversen AC/DC-Konzerten. Dabei fällt mir ein, wer das Buch liest, wird bemerken, dass es ein paar "versteckte Seiten" gibt, die nicht im Inhaltsverzeichnis auftauchen. Mehr möchte ich dazu nicht verraten, sonst ist der ganze Spaß ja dahin. Das eine oder andere interessante Foto ist natürlich auch zu finden.
Und so geht es Kapitel für Kapitel durch immer neue "Krachgeschichten", ältere, jüngere, Lemmys letztes Konzert mit Motörhead in Wacken, Danko Jones in Hannover, über Ereignisse beim "Metal Hammer Paradise" am Weissenhäuser Strand oder auch über ganz persönliche Erlebnisse mit Freunden. Erheiternd ist auch der Bericht über das Guns N' Roses Konzert in Hannover, da hatten die Jungs, nach einem völlig vergeigten Auftritt 25 Jahre zuvor, in besagter Stadt noch etwas gutzumachen – das taten sie dann auch, nachdem eine Gewitterpause vorüber war und die Herren sich offensichtlich darauf besonnen hatten, was sie ihren Fans schuldig waren. Ein weiteres interessantes Kapitel ist Bruce Dickinson und Iron Maiden gewidmet und wir dürfen noch einmal mit dem Abschnitt "Konzept der Familie" am Weissenhäuser Strand aufschlagen, der mir wieder Lachtränen ins Auge treibt. Auch Wacken bekommt natürlich sein Fett weg!
Man merkt, dass Frank Schäfer seine Musik liebt und kennt, mit ihr gelebt hat und lebt. Liebevolle Details, Erkenntnisse über Bands, die man eigentlich kennt (oder zu kennen glaubt) und über Bands, die man kennenlernen sollte, auch wenn es sie vielleicht heute nicht mehr gibt. Das einzige Problem sehe ich darin, dass jemand, der sich in der genannten Metalszene nicht wirklich auskennt, weil er einfach zu jung ist, mit diesem Buch vielleicht nicht so viel anfangen kann. Es ist definitiv keine "Anleitungshilfe für Einsteigmetaller". Für all die anderen, die sich in der Szene zuhause fühlen, ist es in meinen Augen ein Muss. Und ein lustiges, spannendes, interessantes und ausgesprochen lesenswertes noch dazu.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer