FRANTIC BLEEP - The Sense Apparatus
Mehr über Frantic Bleep
- Genre:
- Avantgarde / Progressive Metal
- Label:
- Elitist / Earache
- Release:
- 07.02.2005
- A Survey
- The Expulsion
- Sins Of Omission
- But A Memory
- Mausolos
- Curtainraiser
- Mandaughter
- Nebulous Termini
- Cone
Manche Bands machen es dem Rezensenten nicht leicht, sie in Schubladen zu packen. Das erfreut zumeist des Rezensenten Ohr, erschwert aber seine Arbeit ungemein. Denkt man während der ersten zwanzig Sekunden des kurzen Openers 'A Survey' noch, man habe es mit würdigen Nachfolgern des viel zu früh verstorbenen Quorthon von BATHORY zu tun, wenn man die mächtigen epischen Arrangements und Chöre so hört, so wird dieser Eindruck recht schnell wieder weggefegt. FRANTIC BLEEP klingen viel moderner. Sowohl hinsichtlich des Songwritings als auch beim Sound und beim Gesang.
Auch die Schublade Progressive Metal ist eigentlich viel zu eng für FRANTIC BLEEP. Zwar ist die Musik dem Wortsinn nach sicher progressiv. Mit der Frickelszene im eigentlichen Sinn, die bisweilen mehr retro als progressiv ist, hat man jedoch wenig gemein. Also würde ich den Jungs eher das Avantgarde-Schildchen umhängen. Es gelingt ihnen nämlich wirklich, unkonventionelle Musik zu machen, die versucht neue Bereiche auszuloten, und sich von allen allzu offensichtlichen Einflüssen loszulösen.
Gerade der Sound klingt sehr zeitgemäß, heavy und druckvoll, diesbezüglich seien FEAR FACTORY oder neue IN FLAMES-Sachen als Referenz genannt. Das soll allerdings nicht heißen, dass die vier Norweger auch musikalisch eine ähnliche Linie verfolgen würden. Bei den Vocals arbeitet Paul Mozart Bjørke zumeist mit klarem Gesang, der oft den Alternative-Bereich tangiert, scheut sich jedoch auch nicht, gelegentlich ein wenig Growls einzustreuen oder geflüsterte Passagen zum Besten zu geben, wie man sie zum Beispiel bei 'Mausolos' hören kann. Das Songwriting ist oft komplex und stets abwechslungsreich, doch immer ein wenig melancholisch. Wenn man mich denn nun zum Namedropping zwingt, dann würde sagen, dass mich die Band ganz vage an ARCTURUS oder die Isländer XIII erinnert.
Bei einem Song wie 'Curtainraiser' kommt dann auch wieder das epische Element (und das Windbrausen aus dem Synth) zum Tragen, das in mir immer noch die BATHORY-Assoziationen auslöst, die ich auch bei XIII verspüre. Dafür gibt's aber auch einen derben, Industrial-lastigen Einschub, und sehr ruhige Passagen, die durch Patrick Scantleburys Synthesizer um eine sphärische Dimension erweitert werden. Der Titel 'Mandaughter' fängt sehr Black-Metal-lastig an, und klingt teils fast EMPEROR-artig, aber auch hier ist man nicht auf einer Schiene festgefahren, was einige seltsame Passagen verdeutlichen, die ich kaum beschreiben kann. So etwas muss man selber gehört haben. Zudem bietet auch dieser Song episch-doomige Elemente und schnelle, dynamische Parts, die auch aus dem Bereich des Death oder Thrash Metal stammen könnten.
Ihr seht, es ist kein einfaches Unterfangen, FRANTIC BLEEP zu kategorisieren. Aber das ist ja auch nicht unbedingt nötig. Wenn ihr auf sehr anspruchsvollen, abwechslungsreichen Metal steht, der zeitgemäß in Szene gesetzt wurde, könnte euch "The Sense Apparatus" durchaus zusagen. Wenn ihr dazu noch Fans der oben genannten Referenzbands seid, allgemein ein Faible für epische Arrangements habt oder euch einfach nur immer auf der Suche nach eigenständigen, avantgardistischen Künstlern seid, die in keine Schublade passen, dann ist Reinhören fast schon Pflicht. Diese Scheibe ist für mich nämlich definitiv die unkonventionellste, die ich dieses und letztes Jahr hören durfte.
Anspieltipps: A Survey, Curtainraiser, Mandaughter
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle