FRIEDEMANN - Wer hören will muss schweigen
Mehr über Friedemann
- Genre:
- Singer/Songwriter / Indie
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Exile On Mainstream Records / Soulfood
- Release:
- 29.01.2016
- Gejammer
- Djamila
- Wer hören will muss schweigen
- Heimatlos
- Unschuld
- Möglichkeiten
- Liebe
- Knall
- Haben und Brauchen
- Wir bleiben wir
- Paola
- Teilen
- Wunder
- Glück
Eigenbrödlertum versus Unkonventionalität!
In Zeiten, in denen das Sterben der echten Persönlichkeiten im musikalischen Business leider zum Alltag dazugehört, ist die Suche nach neuen, echten Charakteren, die zumindest einen Teil der Lücke schließen können, die unter anderem Lemmy Kilmister und David Bowie hinterlassen haben, eine der dringlichsten Aufgaben, mit der sich eine, ja eigentlich mehrere Szenen aktiv beschäftigen. Da fragt sich natürlich, warum nicht auch der hiesige Underground das Zeug dazu hat, eigenwillige Komponisten zutage zu fördern, die ebenfalls einen Teil dazu beitragen könnten, die Leidenszeit erträglicher zu machen. Vielleicht ist das alles viel zu weit hergeholt, wenn man den Sänger der Rügener Kult-Punker COR näher ins Auge fasst. Eines bringt der Kerl jedoch offenkundig mit: nämlich das Selbstbewusstsein, Eigenes zu schaffen und seiner ganz persönlichen, eigensinnigen Linie treu zu bleiben.
Auf dem neuen Soloalbum "Wer hören will muss schweigen" vertont FRIEDEMANN 14 relativ eigenwillige Ideen zu einem Gemisch aus Indie Rock und Singer/Songwriter-Nummern, deren nachdenklicher Unterton nicht verschweigt, dass die Ambitionen dieses Materials deutlich größer sind, als es der stille Grundton des Werkes preisgeben mag. Die Stimme des Sängers eignet sich zwar nur bedingt für dieses Metier, doch die Message der Songs, die melancholische Grundstimmung und das innovative Denken, das sich hinter Wort und Ton verbirgt, all das sind Eigenschaften, die von einer gehörigen künstlerischen Präsenz zeugen.
FRIEDEMANN greift den Zeitgeist auf, lebt auch musikalisch im Hier und Jetzt und schenkt auch lyrisch eine Vielfalt, der man sich gar nicht erst entziehen will. Dass die musikalische Seite nicht immer folgen kann und sich in manchen Phasen von "Wer hören will muss schweigen" ein wenig Einspurigkeit manifestiert, ist der Kontrast, der dieses Album vom Lob in höchsten Tönen fernhält. Aber trotz allem ist das frische Material spannend, interessant und, ja, auch irgendwie frisch. Immerhin kann man schon jetzt sagen, dass FRIEDEMANN hierzulande eine neue Generation von Singer/Songwriter-Bewegungen starten kann - und das ist mehr als nur ein Achtungserfolg, den der Mastermind einzig und alleine seinem künstlerischen Forschungssdrang zuschreiben darf. Reinhören ist daher absolut empfehlenswert - zumindest solange der Tellerrand nicht allzu hoch ist!
Anspieltipps: Djamila, Heimatlos, Möglichkeiten
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes