FROSTBITE ORCKINGS - The Orcish Eclipse
Mehr über Frostbite Orckings
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Metalverse
- Release:
- 22.12.2023
- When I Fall
- Orcs Don’t Cry
- Hammers High
- Beauty Of The Night
- Into The Void
- We Navigate
- Feel The Night
- Coming Home
- Nightfall
- Endless Love
Schattenseiten im Sonnenstaat.
Zugegeben, selten habe ich mich in den letzten Jahren mit einer Besprechung so schwergetan wie in diesem Fall. Denn einerseits ist das FROSTBITE ORCKINGS-Debüt ein ordentliches, bisweilen sogar gutes Erstlingswerk. Musikalisch als kleiner AMON AMARTH-Bruder mit stark schwermetallischem Unterton unterwegs, visuell aus dem World-Of-Warcraft-Universum ausgebrochen, klanglich mit einem druckvollen, aber auch etwas sterilen Sound sowie mit den für das Genre so typischen Schlacht-Gesängen und Kriegshymnen gesegnet. So weit so gut und so stereotypisch, aber irgendwie auch cool das Artwork an der Front kämpft, so sehr darf man bei "The Orcish Eclipse" eine Tatsache nicht außer Acht lassen: Das komplette FROSTBITE ORCKINGS-Konstrukt ist KI-generiert.
Richtig, die künstliche Intelligenz hat nun auch in Gänze Einzug in unser Genre gehalten. Wer weiß schon, wie hoch der Anteil der Imitation menschlicher kognitiver Fähigkeiten im beispielsweise Pop-Bereich in Wahrheit ist. Doch in Anbetracht der Höhe der Wellen, die Drum-Computer stets schlagen, hat KI schon per se nicht den besten Stand im Metal-Zirkus. Und mir persönlich – fernab von der Qualität des vorliegenden Outputs – macht die Entwicklung ein klein wenig Angst. Natürlich, was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht – aber die moderne Technologie, die Abnahme des eigenen Denkens, der eigenen Fähigkeiten, des eigenen Handelns ist zwar bequem und ermöglicht gänzlich Neues. Doch bleibt der Faktor Mensch nicht außen vor? Nun, darüber sollte sich jeder selbst ein Bild machen. Schließlich hätten auch die folgenden Zeilen KI-generiert sein können.
Es war prinzipiell eine Frage der Zeit, bis sich ein Projekt wie FROSTBITE ORCKINGS aus dem Boden hievt, mit weiteren, virtuellen "Bands" wie HEATSEEKERS und MELODIEL das Metalverse begründet, sich einige fleißige Bienchen ans Füttern ihres Babys setzen, es wächst und gedeiht und es letztendlich solch eine doch beachtliche Figur macht. Es growlt und shoutet, die Chöre sitzen genauso wie die dezenten Keyboard-Arrangements, die fetten Gitarren und Songs wie 'Orcs Don't Cry', 'Coming Home' oder 'Banners High' sind amtliche Ohrwurm-Brecher mit dezentem Pathos. Dagegen fallen auch 'Nightfall' sowie das doch arg kitschige 'Endless Love' ins Gewicht und schrauben an der Abwechslung. Dazu das runde Gesamtkonzept, eine Tatsache, die dem Verfasser-Monk dieser Zeilen durchaus gefällt.
Dennoch muss und darf auch nicht alles perfekt sein. Die Quintessenz des Metals lässt sich gut an den 1980er Jahren festmachen, als in Sachen Produktion, Konzeptionierung und Performance noch nicht alles rundum perfekt war, wo es diese herrlichen Ecken und Kanten gab, an denen man sich festhalten konnte, an denen das Nicht-Perfekte des Metals doch für uns alle so perfekt war. Und an denen vor allem die menschliche – emotionale, wie wütende, wie traurige, wie freudige, wie sentimentale, wie nahbare – Komponente noch an erster Stelle stand. Und dieser Aspekt ist bei einem KI-generierten Konstrukt eben nicht vorhanden. So gut, so druckvoll, so strukturiert die Songs auch seien mögen. So ist das FROSTBITE ORCKINGS-Debüt, so ist das "The Orcish Eclipse"-Album ein interessantes und für Freunde des melodischen Death Metals mit Heavy- und Power-Metal-Elementen ein hörenswertes. Trotzdem fehlt für mir das Wichtigste, nämlich das, was die Musik und uns alle auszeichnet: Die menschliche Komponente.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp