FROZEN TEARS - Metal Hurricane
Mehr über Frozen Tears
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Steelheart
- Release:
- 09.08.2004
- Inner Vision
- Forgotten Words
- Your Life Slows Down
- The Sound Of Infinity
- The Right Side Of The World
- The Flame Of Hate
- Western Sun
- The Evil
- Rebel Souls
- Some Heads Are Gonna Roll (JUDAS PRIEST-Cover)
Die 1997 gegründete Band FROZEN TEARS kommt aus Italien und das Frontcover ihrer nunmehr dritten vollständigen CD wird von einem schönen Gemälde veredelt, das dem Stil nach ziemlich sicher von Louis Royo stammen müsste. Wer jetzt vorschnell an eine weitere zuckersüße, melodische Metalband mit barocken Elementen und Keyboards denkt, liegt jedoch völlig falsch. Auch das andere italienische Klischee wird nicht bedient, es handelt sich nämlich auch nicht um episch-doomigen Underground-Metal. FROZEN TEARS machen einfach klassischen, bodenständigen Metal.
Daraus, wer dabei der Haupteinfluss war, machen die Jungs auch keinen Hehl, findet sich doch am Ende dieser Scheibe ein Cover von JUDAS PRIESTs 'Some Heads Are Gonna Roll'. Auch den Eigenkompositionen hört man dieses Vorbild stets deutlich an. Sänger Alessio Taiti erinnert mich dabei etwas mehr an Tim Owens als an Rob Halford, singt aber im Schnitt ein wenig tiefer als die beiden PRIEST-Sänger, wobei er auch durchaus zu beeindruckenden Screams in der Lage ist. Besonders seine Art, gelegentlich an einen in normaler Tonlage gesungenen Part noch einen Falsett-Ton anzuhängen ist doch sehr deutlich klassische Halford-Schule.
Musikalisch ist man sehr traditionell ausgerichtet, und bewegt sich zumeist im Midtempo. Dennoch sind Songs wie 'Your Life Slows Down' wirklich heavy und dürften jeden Fan der 80er-Scheiben von Halford & Co. glücklich machen. Bei 'The Sound Of Infinity' wird das Tempo auch mal angezogen und das Aggressionslevel erhöht. So hätten PRIEST in der "Jugulator"-Phase klingen können, wenn man die modernen Elemente in punkto Sound sowie den Growl-Gesang weggelassen hätte. 'The Right Side Of The World' ist durch die MAIDEN-lastige Art des Refrains und der zweistimmigen Gitarren eine schöne Synthese aus Stilelementen der beiden ganz großen Metalbands von der Insel. Das Instrumental 'Western Sun' leitet den einzigen etwas moderner, thrashiger klingenden Song ein. 'The Evil' ist groovig, enthält zu Anfang eine Menge Stakkato-Riffing, kriegt aber durch die später einsetzenden melodischeren Gitarren letztlich doch noch die Kurve und wirkt nicht wie ein Fremdkörper.
FROZEN TEARS ist eine Band, die ich - auch qualitativ - in eine Reihe mit Acts wie WOLF oder MACHINE MEN stellen würde. Man schert sich wenig darum, zeitgemäß oder innovativ zu klingen, man steht offen zu den Größen, von denen man geprägt wurde, versucht aber nicht nur abzukupfern, sondern Songs zu schreiben, die aus eigener Kraft zünden. Natürlich fühlt man permanent den Einfluss irgendwelcher Legenden - allen voran JUDAS PRIEST, was sich jedoch auf die Stilelemente beschränkt, und nicht heißen soll, dass man dauernd meint, geklaute Passagen zu entdecken. Das haben die Italiener nämlich überhaupt nicht nötig, denn ihre Kompositionen sind griffig, eingängig und prägnant. Die Scheibe macht richtig Laune und der eine oder andere Song bleibt auch schnell hängen.
Für Leute, die in jeder Metalsparte nach den absolut eigenständigen Bands Ausschau halten und von einer jungen Band erwarten, dass sie der Szene neue Impulse gibt, dürften FROZEN TEARS zwar komplett irrelevant sein; wenn sich aber jemand im klassischen Metal der 80er so zu Hause fühlt, dass er auch Spaß an etwas weniger eigenständigen Bands hat, oder dass er lieber Retrosound auf hohem musikalischen und kompositorischen Niveau hat als Originalität um jeden Preis, dann sollte er sich den Namen definitiv vormerken.
Anspieltipps: Your Life Slows Down, The Sound Of Infinity, The Right Side Of The World
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle