FRUSCIANTE, JOHN - The DC EP
Mehr über Frusciante, John
- Genre:
- Alternative
- Label:
- Reprise / Warner Music
- Release:
- 13.09.2004
- Dissolve
- Goals
- A Corner
- Repeating
Es gibt wohl derzeit kaum einen Musiker, dessen kreativer Output es quantitativ mit dem von JOHN FRUSCIANTE aufnehmen kann. Glaubte man vor ein paar Monaten noch, der hauptberufliche Gitarrist der RED HOT CHILI PEPPERS, der schon immer als ein wenig exzentrisch und verschroben galt, habe nun endgültig den Verstand verloren, als er direkt nach seinem bislang schwächsten (und völlig überproduzierten) Soloalbum "Shadows Collide with People" ankündigte, er werde noch in diesem Jahr sechs weitere Alben veröffentlichen, so muss man jetzt, ein halbes Jahr danach, seine Meinung gehörig revidieren: John Frusciante ist ein Genie. Zumindest auf seine Art. Nicht nur, dass er mit "The Will to Death" ein großartiges und todtrauriges Album in der Tradition seiner wirklich starken Platten gemacht hat, er veröffentlichte zusätzlich mit seiner Formation ATAXIA eine Platte namens "Automatic Writing", die progressiven Pink-Floyd-Rock der ersten Güteklasse beinhaltete und noch immer in diversen Playern rotieren dürfte.
Album Nummero drei der Serienveröffentlichungen ist dieses Mal allerdings ein kleiner Etikettenschwindel, denn es handelt sich, wie der Titel "The DC EP" schon mehr als deutlich macht, nur um eine EP, welche vier neue Songs beinhaltet. Was diese aber keinesfalls schlechter macht: Geboten bekommen wir den typischen John Frusciante, wie wir ihn lieben: Gitarrenorientiert, ein klein wenig schief neben der Spur mit nasaler Stimme, und Songs, die zwar auf Anhieb zünden, aber doch einige Durchläufe brauchen, um sich endgültig im Hirn einzunisten, weil es hier im Grunde keine wirklichen Haltpunkte wie tatsächliche Refrains gibt. 'Dissolve' startet als stärkster Song, gießt CHILI-Melodien im Sekundentakt über den Hörer, ohne sich irgendwo in den knapp fünf Minuten auch nur einmal zu wiederholen, danach folgen mit dem melancholischen 'Goals' und dem sich von einer Ballade aus steigernden 'A Corner' zwei klassische Frusciante-Songs, bis die EP mit dem Einschlaflied (im positiven Sinne) 'Repeating' (inklusive einem Frusciante-Solo der ersten Klasse) zu Ende geht: "When we meet again I will not be there." Wir hören uns zumindest vermutlich in ein paar Wochen wieder.
Wer "The Will To Death" mochte (und das dürfte so ziemlich auf jeden FRUSCIANTE-Fan zutreffen), der kann bei "The DC EP" bedenkenlos zugreifen, denn es handelt sich gewissermaßen um den kleinen Bruder des Studioalbums, der etwas weniger roh und weniger eingängig daherkommt, und doch ausschließlich hochwertige JOHN FRUSCIANTE-Kost beinhaltet.
Hoffentlich verschießt dieser liebenswürdige Gitarren-Spinner 2004 nicht sein ganzes kreatives Pulver. Die CHILI PEPPERS sind schließlich auch langsam mal wieder eine Platte schuldig. Was eigentlich erst richtig deutlich wird, wenn man die Soli auf dieser EP hört.
Anspieltipps: Alles
- Redakteur:
- Sebastian Baumer