FUNERAL - Oratorium
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2012
Mehr über Funeral
- Genre:
- Funeral Doom
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Grau (Soulfood)
- Release:
- 23.11.2012
- Burning with regret
- Hate
- Song of the knell
- From the orchestral grave
- Making the world my tomb
- Will you have me?
- Break me
Wo Schwermut zur Tugend wird.
Obgleich sie Namensgeber für ein ganzes Subgenre sind und gerne als Einfluss zitiert werden, waren sich FUNERAL nie zu schade für stetigen Wandel. Für die Puristen ging man damit immer weiter weg vom Königsweg, aufgeschlossene Hörer konnten sich aber über eine Konstanz des Wandels freuen. Solch ein Kandidat ist auch "Oratorium", die neueste Totenfeier der traurigen Norweger.
Ich gehöre freilich nicht zu denjenigen, die nur aufgrund der verwendeten Mittel eine Arbeit bewerten. Mir ist das Resultat wichtiger. Und das stimmt im Fall von FUNERAL auch auf Studioplatte Nummer sechs. Denn was dabei rauskommt, ist mies gelaunter Doom mit Death-Anleihen und einer nicht gerade geringen Dosis Orgel-Kirmes. Und zwar so, dass man sich nach den über 70 Minuten von "Oratorium" ziemlich niedergeschlagen fühlt, und das nicht zu knapp.
Der beschriebene Wandel beginnt übrigens, mal wieder, beim Line-Up. Neuer Frontmann ist Sindre Nedland, der bislang bei den norwegischen IN VAIN beschäftigt war. Jedenfalls ist er mit seiner Stimme erneut eine Bank, die auch durch kleine Längen hinweg die Ohren gut beschäftigt. Der altbekannte Dualismus von klarem Gesang und Deathgrowls hat ja auch bei FUNERAL Tradition und wird superb ausgelebt, wenngleich das natürlich nicht an die Extreme früherer Tage heranreicht (man denke an "Tragedies"-Zeiten mit viel weiblicher Stimme).
Zudem gibt man sich erneut durchweg eingängig, wenn man in diesem Genre denn davon sprechen möchte. Das basiert natürlich auf der nach wie vor tollen Bearbeitung der Instrumente, aber nicht zuletzt sind es Elemente wie die Harmonie-Gesänge bei 'Song Of The Knell' oder die mitschleppenden Rhythmus-Walzen eines 'From The Orchestral Grave', die für kleine Akzente zuständig sind. Aber auch unkonventionelle Ansätze, die man beispielsweise bei 'Making The World My Tomb' hört, versüßen mir das Hören.
Wer folglich mehr Wert auf die Wirkung eines Albums legt und nicht direkt die Gothic-Keule schwingt, ist mit "Oratorium" richtig gut beraten. Eine Band darf gerne ihren Sound verändern, denn ein zweites oder drittes "Tragedies" brauchen wir nicht. Davon reicht das eine Original. FUNERAL anno 2012 sind keineswegs schlechter, sie mögen etwas reifer und geschliffener klingen. Das reicht trotzdem für dicke acht Punkte und einer Platzierung auf meinem Einkaufszettel. Auf Norge ist Verlass!
Anspieltipps: 'Burning With Regret', 'Making The World My Thomb'
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 12/2012
Interview mit Anders Eek
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher