FUOCO - A Travelogue
Mehr über Fuoco
- Genre:
- SpaceRockJazz
- Label:
- Tripple Eggs/Radar
- Release:
- 27.11.2006
- Spaceship On The Back Of My Acoustic Guitar
- 222
- Syc
- Spoonrider
- La Tartaruga Ballando
- Joyfully Shocked
- You Can't Comfort The City
- The Souvenir
- Interlove
- Shake A Tree
FUOCO ist ein schöner elementarer Name. Was er bedeutet, das soll euch da draußen mal Wikipedia oder die Britannica erklären. Die Band gleichen Namens, welche sich aus Mit-Zwanzigern aus Wien und Frankfurt zusammensetzt, lässt die Bedeutung auch offen. Aber sie machen Zuhörmusik. Und eine, welche vor klanglichen Ideen nur so strotzt. 'Spaceship On The Back Of My Acoustic Guitar' ist neben der Einstiegsfunktion in diese Vielfaltsplatte auch zugleich die Hommage an Keksdosen an Deck eines maroden Passagierschiffes. An der Reeling stehend blinzelst du in den matten Horizont. Im Hintergrund klimpert der Bordperuaner auf seiner Akustikklampfe diesen Song. Der weitere Abend wird begleitet mit einer Mark-Knopfler–Gitarre, die dir in der verqualmten Bordbar entgegenquillt. Du trinkst einen '222'. Er schmeckt nach Cocos und Wodka, aber auch etwas salzig. Du drehst dich um und versuchst zwischen den in gelblichen Schalensesseln lungernden Norwegern ein Gespräch zu finden. Als 'Syc' sich beginnt zu entfalten, überfordert dich das aber, der Kopf beginnt zu flirren. Erst als dieser Sog wieder langsamer wird, da kannst du dich in die abgewetzten Polster fallen lassen. Nun gelingt es endlich, weiter hinten liegende Töne wahrzunehmen. Das gefällt, weil es dich angenehm einschläfert.
Aufgeregt und mit spitzem Schrei springt der tschechische Animateur durch den mit Delphinen bemalten Papierring auf die Bühne. Ab geht die Luzi. Er zeigt die neueste Nummer, den 'Spoonrider'. Gefällig blinzelst du und nickst im Takt der flott vorgetragenen Nummer. Das Lied gefällt. Einige Norweger klatschen. Es wird Chop Suey und belgisches Leichtbier gereicht, der Abend beginnt, Spaß zu machen. Mal sehen, was dich noch so erwartet. Nebel wabert aus den kleinen Bühnenboxen, da wirbelt und faucht der Argentinier aus der 323a 'La Tartaruga Ballando'. Die Norweger klatschen rhythmisch mit. Du jetzt auch. Die beiden Jazz-Gitarreros hinter der bärtigen Überraschung aus Lateinamerika häufen schöne Soli an und füllen die Bar zusehends mit ihrem Spiel.
Dreieinhalb Stunden später. Margret, die spitznasige Norwegerin hat es vorgezogen, deinem gelallten Werben milde lächelnd zu entsagen. Die Stimme des Bordradios sagt irgendwas von "Nice to see you" und 'Joyfully Shocked'. Zeit zu gehen. Doch die Gänge sind lang, du verläufst dich im Gewirr der Decks, der Wodka hat deinen Zustand vernebelt. Gäbe es doch hier nur mal eine Ampel oder Wegweiser. 'You Can’t Comfort The City'. Das weißt du nun. Überfordert dich das alles hier? 'The Souvenir' durchbebt den Kopf und dein ganzes Empfinden, kaum Ruhe lässt dir dieser Song. Er zappelt und schleudert dein Bewusstsein umher. Nur schlafen, schlafen. Das Pfeifen in den Ohren nimmt zu. Unweigerlich und wie zum Trotz aber bahnt sich die alte geliebte THE DOORS–Orgel den Weg und geleitet dich zu deiner Kajüte.
Da, der Schlüssel. Margret hat einen Bierdeckel mit englischen Worten bekritzelt und in die Tasche deines Kapuzenpullovers gesteckt. 'Interlove' – sie fragt, ob du später noch mal klopfen kommen willst. Nun schwirrt alles durcheinander. Gerade hast du unter Ächzen deine Jeans abgestreift, da wütet der betrunkene Gedanke des nochmaligen Wiederaufbruchs. Die Karodecke und eine nächtliche, ferne Trompete aber fesseln deine Aufmerksamkeit. Nein, du wirst bleiben und schlafen. Du wirst den Tönen, die überall von den Holzdielen herunterrieseln, lauschen. Du brauchst noch an die zwanzig Minuten, um dich diesen Tönen hinzugeben, um traumwandlerisch und begleitet von seichten Bildern in den Schlaf überzuwechseln. Du träumst von Blockflöten, dem Akustikgitarre spielenden Peruaner und norwegischen Vögeln, welche in Bäumen sitzen. Sanft wiegen sie sich im Geäst, 'Shake A Tree'.
Am nächsten Morgen ist Margret mit an Land gegangen, um sich die Akropolis anzusehen. Sonnenbebrillt stehst du am Bug des Riesenschiffes und siehst den Touristenbötchen hinterher. Hoffentlich wird die nächste Nacht wieder so lebendig und abwechslungsreich an Bord der FUOCO.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben