FURZE - UTD
Mehr über Furze
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Candlelight / Soulfood
- Release:
- 09.03.2007
- A Life About My Sabbath
- Demonic Order In The Eternal Fascist's Hall
- Beneath The Wings Of The Black Vomit Above
- The Deeds That Grasp To The Candle's Shade
- Mandragora Officinalum
- Goatbreath
- Deep In The Pot Of Fresh Antipodal Weave
- Djerve Djevel
Vorweg sei gesagt, dass diese eine meiner Rezensionen ist, die ich bis dato am häufigsten umschreiben musste. Dachte ich beim ersten Hören noch: "Meine Güte, was für ein Schrott!", so hat sich das neue Werk der Stechginsterer aus Norwegen von Mal zu Mal mehr Respekt verschafft. Das Erste, was auffällt, ist jedoch der extrem räudige Sound, der selbst "Transilvanian Hunger" noch halbwegs differenziert wirken lässt. Doch halt, irgendwie ist es FURZE gelungen, den Bass hörbar zu machen (vor allem bei 'Deep In The Pot'), was dem Gesamtbild gut tut und einen Ansatz von Groove einführt, den man aber erst nach vielen Durchläufen richtig erfasst hat. Nachdem diese Klangfärbung dann auch noch in Kombination mit verworrenen Songstrukturen, Kakophonie und Dissonanz erschallt, bleiben erstmal nur Fragezeichen im Gesicht stehen.
Nach und nach fällt jedoch auf, dass die beiden Instrumentalisten hier durchaus etwas zu bieten haben. Bei Gasttrommler Frost (SATYRICON) ist es ja wenig überraschend, dass er sehr spannendes Geschepper in die schwarze Suppe mischt und diese damit würzt, doch auch Mastermind Woe J. Reaper hat einige wirklich krasse Riffs und schräge Leads auf der Pfanne, die hier und da fesseln können und auch ab und zu für die eine oder andere Gänsehaut sorgen. Schon beim speedig abrockenden Opener 'A Life About My Sabbath' ist das Gitarrengeschrote wirklich extrem bizarr und klingt phasenweise nach Flanger im Exzess, was ich für eine gute Sache halte. 'Demonic Order' hat danach ordentlich was von DARKTHRONE zu "Goatlord"-Zeiten abbekommen und klingt wirklich sehr krank. Raserei und Doom, Sense und Walze, kranke Soli, kaputter Gesang mit tonnenweise Harmonizer-Effekten; alles wechselt hier so oft und unvermittelt, dass es vermutlich die meisten überfordern oder einfach nur abstoßen wird.
Trotz all dieser obskuren Elemente wirkt die neue FURZE aber kein bisschen vergeistigt, sondern - so absurd es klingen mag - sie rockt; sogar bei einem schwer verdaulichen Track wie 'Beneath The Wings Of The Black Vomit Above', der an einer Stelle auch mal mit einem coolen SAINT-VITUS-Zitat ankommt. Die Doom-Götter schimmern dann auch beim abschließenden Hammer 'Djerve Djevel' gut durch, wenn die Band gerade mal nicht rasen muss.
Also zugegeben: Auch ich hatte zunächst so meine mächtigen Probleme mit "UTD" und lief schon fast Gefahr, es zu früh als Reinfall abzuschreiben (zumal ich die beiden Vorgänger wirklich sehr gern hatte). Doch ein solcher ist es beileibe nicht. Der Reaper hat es nämlich durchaus drauf, einige messerscharfe Leads und ergreifende Riffs rauszuhauen. So etwa bei 'Mandragora Officinalum' (schlagt mich, aber ich finde das mega-geniale Intro hat irgendwas von MERCYFUL FATE) oder wenn FURZE sich wie bei 'The Deeds That Grasp To The Candle's Shade' mal wieder zeitweilig in Doom-Richtung bewegt. Da kann ich nicht klagen.
So bleibt im Endeffekt ein Werk, mit dem FURZE sich selbst definitiv treu bleibt und das durchaus zu den eigenständigsten und unvorhersehbarsten im Bereich des Black Metals zählen dürfte. Gleichzeitig ist es aber auch ein Album, das die ganz überwiegende Mehrheit der Hörer vor eine massive Geduldsprobe stellen wird, weil es eben ein Stück weit die Unschlüssigkeit und Unvorhersehbarkeit zum Konzept erhebt und viele konsternierte Gesichter hinterlassen wird. So kann auch ich nach wirklich zahlreichen Durchläufen noch immer nicht mal ansatzweise sagen, ob ich die Scheibe irgendwann mal richtig mögen werde. Beeindruckt bin ich in jedem Fall, doch allein daraus wird noch keine große Liebe. Aber ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg. Für euch gilt: Definitiv reinhören, bevor ihr euch "UTD" kauft, sonst könnte es in einer Ernüchterung enden!
Anspieltipps: A Life About My Sabbath, Beneath The Wings Of The Black Vomit Above, Mandragora Officinalum
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle