GAATE - Vandrar
Mehr über Gaate
- Genre:
- Folk Rock / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Indie Recordings
- Release:
- 18.10.2023
- Hamløypar
- Ulveham
- Førnesbrunnen
- Svarteboka
- Skarvane
Gesteigerter elektronischer Anteil.
Nachdem sich die Musiker von GÅTE im Rahmen ihrer letzten Veröffentlichungen eher dem akustischen Nordic-Folk-Bereich gewidmet hatten, kehren die Norweger mit der aktuellen EP "Vandrar" wieder zu ihrem typischen Gewebe aus Folk Rock und Progressive Rock zurück. Jedoch haben sie es nicht dabei belassen, sondern haben darüber hinaus elektronischen Bestandteilen deutlich mehr Raum eingeräumt. Doch bevor ich näher auf die EP und die enthaltenen Tracks eingehe, erlaubt mir, auf einige Veränderungen im Bandgefüge hinzuweisen. Sveinung Sundli, Gründungsmitglied und Bruder der Sängerin, der bisher Violinen- und Keyboardklänge beisteuerte, hat die Band noch vor dem Veröffentlichungstermin der EP verlassen, um mehr Zeit zur Unterstützung seines Sohnes und dessen Band zu haben, welche GÅTE auf ihrer letzten Tour im Herbst diesen Jahres als Vorband begleitete. Gleichwohl war er noch am Entstehungsprozess zu "Vandrar" beteiligt - sei es durch das Songwriting zu 'Hamløypar', 'Ulveham' und 'Svarteboka' oder durch die Produktion von 'Ulveham'. Trotzdessen hatte sein Weggang gewiss eine Lücke hinterlassen, die es in irgendeiner Form adäquat zu füllen gilt.
Obwohl mir die EP "Til Nord" und das Album "Nord" sehr gut gefallen, freue ich mich dennoch, dass GÅTE mit den neuen fünf Songs wieder zum ursprünglichen, vollen Sound zurück findet. Fraglich bleibt jedoch, ob der verstärkte elektronische Anteil sich passend einfügt. Im Gesamtüberblick fällt mir schon auf, dass mir ausgerechnet der erste Titel, der am ehesten früheren Singles der Band gleicht und weniger Elektronik zu beinhalten scheint als der Rest der EP, am meisten gefällt. Es ist nicht nur der kraftvolle, energetisch treibende, gute Laune verbreitende Einstieg - sowohl gesanglich, als auch instrumental -, sondern auch dieser fast infantile Gesang Sunnhilds, der in etwa mittig zutage tritt. Zu Beginn von 'Ulveham' tritt bereits die Frage auf, ob man es mit einem Electro-Techno-Stück zu tun habe, bis dann nach anderthalb Minuten Gitarren wie Blastbeats das Ganze heftiger wirken lassen. Der Gesang ist bei der Stimmgarantin wie gewohnt sehr ansprechend; später erhebt sich sogar Growling im Klanggewebe. Dazwischen gibt es auch immer mal wieder ruhigere Parts, so dass sich gen Ende ein tolles Crescendo aufbaut.
Das darauffolgende 'Førnesbrunnen' startet danach viel geruhsamer. Ein Beat tritt erst nach dem ersten Drittel auf. Pianospiel und elektronische Untermalungen sind vernehmbar. Rockig wird es in der zweiten Hälfte durch steigende Klangfülle und Verwendung mehrerer Stimmen. Die gelungene Gitarrenmelodie schwingt erst im Hintergrund, begibt sich aber auch mal für ein Weilchen in den Vordergrund. 'Svarteboka' ist ein Kollaborationswerk mit DJERV. Den beiden Sängerinnen wurde hierfür von den übrigen Musikern ein passender Sound für ihren Dialog hinzugezimmert. Die Strophen und die lauteren, abhebenden Refrains wirken massentauglich gut geformt. Am interessantesten fand ich in dem Lied jedoch den kurzen, Neugier weckenden Zwischenpart vor dem zweiten Refrain. In 'Skarvane' ist anschließend das schöne Intro leider viel zu schnell vorbei. Die Vocals sind nicht zu beanstanden, doch den unterlegten Electro-Industrial-Beat empfinde ich anfangs enorm störend. Zugebenermaßen gewöhnt man sich jedoch daran, da er auch einen recht guten Kontrast zu Sunnhilds klarer Stimme bildet. Abgesehen von einer ruhigeren Phase zwischendurch steigt der Finalsong bereits mittig bis zum Schluss immer mehr in Bombastgefilde auf. Für meinen Geschmack wird die monumentale Wirkung aber zu stark von den Synths forciert.
Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass der Mix aus Folk und Progressive Rock weiterhin funktioniert und dass Sunnhilds Stimme mit ihrem hohem Wiedererkennungswert sowieso einzigartig ist. Im Vergleich zu früheren Alben und EPs von Gåte ist "Vandrar" arg elektronisch angestrichen. Punktuell wird dies so heftig übertrieben, dass dadurch zuviel unangenehmer Druck entsteht. Nichtsdestotrotz zeigt GÅTE hier eine weitere Facette und bleibt nicht auf der Stelle stehen. Neugierig auf den nächsten Release, der alte und neue Tracks in einem dunklen, neuartigen akustischen Format bergen soll, bleibe ich allemal. Und wer von der Electro-Seite nicht abgeschreckt wird, weiß bestimmt auch "Vandrar" mehr zu schätzen als ich.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt