GAFFA GHANDI - Artificial Disgust
Mehr über Gaffa Ghandi
- Genre:
- Prog Math Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Exile On Mainstream (Cargo Records)
- Release:
- 24.04.2020
- Symphony Of Swag
- War On Fire
- Ancient Dominator
- Progressive Concepts For A Modern World Of Multilayered Structural, Sociological And Individual Changeabilities
Ja, wir müssen zuhören.
Was lese ich da? Dadaproganspruch. Wer es drei mal gelesen hat, bei dem macht es dann Klick. Eigentlich ganz logisch. Wir lesen weiter: "verquere Riffadelics aus der Ostdeutschen Schnitttstellenverbindung Dresden-Berlin". Oha. Höret. GAFFA GHANDI ist zumindest schon mal örtlich eindeutig verortet. Musikalisch, artifiziell, das neue und erste richtige Album "Artificial Disgust" noch nicht wirklich. Der vor Metaphern triefende Begleittext birgt Begeisterung, wir hauen mal ein wenig die Bremse rein. Schwurbelpsychedelic! Das ist ja was für mich!
Schon als reines Wort. Fünf Langstücke, der Gewinner ist fast 15+2, die magische Grenze kratzt ihn nicht. Da bekommt man gleich Lust auf Experimente: Nicht Stücke, nicht chronologisch hören, sondern nach dem Zufallsprinzip. Was ist gleich, wo ist die Verbindung zwischen den Stücken? Instrumental. Ok. Schon mal meins, SängerInnen können nerven. Ablenken vom inneren Kern der gemeinsam entworfenen Musik. Alle vier hier dürfen sie toben, wallen, stoßen und probieren. Mehrere Teile pro Stück, keine still akzeptierte Monotonie.
2011 hatten Teile der Dresdner Funk-Combo BUSTED CHERRY keine Lust mehr auf tanzbare Wiederholung und betraten ein neues Musikerlevel. Nun ist die Dresdner Gitarrenmusik-Szene - wer genau hinhört – sehr vielseitig und bringt viel Avantgarde-Potential mit auf die Waage, und daran sind Typen wie GAFFA GHANDI nicht ganz unschuldig. Die Band schlitterte seit dem ersten Demo 2012 "Ich bewerbe mich bei Ihnen als Chef" durch diverse Metal-, Progrock- oder Post-Rock-Phasen, um sich nun nach einer Dekade auf eine Soundcocktailmischung zu einigen. Das Label Exile O Mainstream greift sich gern solche Querköppe und gibt denen eine Chance auf Erhörung; im Pool der DARSOMBRA, OSTINATO oder THE ANTIKAROSHI sind die vier Pendler der Achse Dresden/ Berlin auch wunderbar aufgehoben.
Anfangs ist das Geschwurbel des Quartetts sinnigerweise ein wenig anstrengend bis fordernd bis Zeit fressend, aber wenn man sich mal Zeit nimmt... dann passt das. Nehmen wir gleich mal das Langstück mit dem dreizeiligen Titel. Da beginnt ein Motiv, das sich immer wieder im Laufe der kurzweiligen Viertelstunde zeigt. Und das so irgendwie immer wieder an die Oberfläche steigt und alle Instrumente mitnehmen will. Das Manko ist teilweise der Sound, der für den Entwurf des Quartetts wünschenswert lauter und dunkler viel mehr Wirkung entfalte dürfte. So kommt im Enddefekt entscheidende Energie der (Zitat) "zappaesken Zauseligkeit" abhanden. Aber egal. Wir sollten froh sein: Endlich mal ein offizielles Album der Achse DDB!
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben