GAIJIN - Children Of Dust
Mehr über Gaijin
- Genre:
- Death Metal / Instrumental
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.08.2024
- Clayborn
- Advent Of Decay
- Unplanned Obsolescence
- Children Of Dust
Instrumentale Frickelshow mit Knotengarantie.
Eine rein instrumentale Scheibe im Kontext einer Zugehörigkeit zur Death-Metal-Szene zu betrachten, fällt ein bisschen schwerer, wenn die gebotene Performance eigentlich keine typischen Trademarks der extremeren Sparte mitbringt. Die beiden Musiker von GAIJIN mögen zwar diverse Vorlieben haben und in der jüngeren Vergangenheit den CYNIC-Katalog rauf und runter gehört haben, jedoch ist ihr verspielter Output eher der progressiven Szene zuzurechnen - nicht zuletzt dank der dauerhaft jazzigen Strukturen, die das Duo auf "Children Of Dust" etabliert hat.
Die aktuelle EP wurde bereits 2018 aufgenommen, laut Aussagen der Musiker jedoch für eine bessere Zeit aufbewahrt. Den Sinn eines solchen Statements zu erfassen, ist irgendwie nicht nachvollziehbar, jedoch belassen wir es dabei, dass GAIJIN die Zeit noch nicht für reif genug hielt, diese vier Tracks der Welt zu präsentieren.
Ob das jahr 2024 nun das richtige ist, wird das Gespann aus Mumbai sicherlich irgendwann reflektieren können, jedoch ist "Children Of Dust", unabhängig von der späteren historischen Einordnung, eine echte Frickelshow geworden, bei dem sowohl an den Gitarren, als auch in der Rhythmusabteilung ordentlich gezaubert wird. GAIJIN bringt relativ wilde Arrangements und schräge Taktfolgen zusammen, streut unzählige Breaks in die Kompositionen ein, verliert dabei aber zu keiner Zeit auch nur ansatzweise den Faden. Ein Track wie 'Advent Of Decay' sticht hier noch einmal besonders hervor, nicht etwa weil er der kompakteste Beitrag dieser EP ist, sondern weil die vielen Kontraste hier richtig gut zusammenlaufen und trotz des hohen Anspruches niemand überfordert wird. Dies wiederum sieht im leicht unkontrollierten 'Unplanned Obsolescence' schon anders aus, sind die Übergänge hier doch ein bisschen holpriger und bringen den Song irgendwie nicht in Fahrt.
Und das letztgenannte Phänomen ist auch die übergreifende Schwierigkeit von "Children Of Dust". Den Musikern ist viel daran gelegen, ihre handwerklichen Qualitäten zu demonstrieren, und diese sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. Nur will über die Strecke einer knappen halben Stunde irgendwie keine mitreißende Stimmung entstehen, weil die wenigen fesselnden Momenten hierzu nicht genügen. Sicherlich, GAIJIN hat nicht nur ein unglaubliches Talent, sondern auch die Fähigkeit, allen Nachahmern Knoten in die Finger zu bringen. Aber irgendwie will der Funke nie so ganz überspringen, so dass dieses Teilzeitvergnügen immer noch Fragen hinterlässt. Auch das ist 2024 nicht anders, als es zu Zeiten der Aufnahmen vor sechs Jahren gewesen wäre!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes