GAIMAN, NEIL - Where's Neil When You Need Him?
Mehr über Gaiman, Neil
- Genre:
- Wave & Co.
- Label:
- Dancing Ferret Discs
- Release:
- 18.07.2006
- Coraline (RASPUTINA)
- When Everyone Forgets (THOUSHALTNOT)
- Trader Boy (TAPPING THE VEIN feat. Greg Mackintosh)
- Raven Star (LUNASCAPE)
- A Fish Called Prince (DEINE LAKAIEN)
- Even Gods Do (THEA GILMORE)
- Coraline (ROSE BERLIN feat. Dean Garcia)
- Magda Treadgolds Märchen (SCHANDMAUL)
- We Won't Go (HUNGRY LUCY)
- Come Sweet Death (VOLTAIRE w/ THE ODDZ)
- Mr. Punch (FUTURE BIBLE HEROES)
- The Endless (RAZED IN BLACK)
- Wake The White Queen (THE CRÜXSHADOWS)
- You Better Leave The Stars Alone (EGO LIKENESS)
- The Cold Black Key (AZAM ALI)
- Vandemar (JOACHIM WITT)
- Sister Named Desire (TORI AMOS)
NEIL GAIMAN veröffentlicht seit rund zwanzig Jahren gehobene Unterhaltung im Bereich humorvoll-bittersüßer Phantasiegeschichten. Unter dem Titel "Where’s Neil when you need him?" – Zitat aus TORI AMOS' Song 'Space Dog' – erscheint nun eine (musikalisch überwiegend an Wave orientierte) Tribute-CD, in der verschiedene Musiker sich von Neils Werk inspirieren ließen. Das Coverartwork stammt von Dave McKean, der in der Vergangenheit schon oft für den Schriftsteller künstlerisch tätig wurde. Im vorbildlich gestalteten Booklet finden sich neben den vollständigen Song-Credits und -Texten noch Bemerkungen von Neil Gaiman und Produzent Patrick Rodgers zu den einzelnen Stücken und ihrer Thematik, sowie eine kurze Notiz von Gaiman, in der er auf die Bedeutung von Musik für seinen Schreibprozess und den Grund eingeht, warum diese Compilation nicht unter Various Artists, sondern unter seinem Namen erscheint. Doch auch ohne die Bezüge auf Neil Gaiman, vermag die Musik als solche weitgehend zu überzeugen.
RASPUTINA haben sich das Kinderbuch "Coraline" vorgenommen und daraus eine stimmungsvolle Gothic-Suite mit Streichern, unheimlicher Percussion und windschiefem Sprechgesang geschaffen; ein guter Einstieg, eines der wenigen Ausnahmestücke und zugleich auch einer der Höhepunkte des Albums. Besonders kreativ aus dem sonst leider eher eng gefassten stilistischen Rahmen des Albums fallen nämlich nur wenige Stücke: Da wäre zunächst das gemessen daher walzende 'Even Gods Do' zu nennen, welches von THEA GILMORE sehr gefühlvoll und stimmlich versiert dargeboten wird und in Maßen an SEALs Chartserfolg 'Kiss From A Rose' erinnert. Noch auffälliger ist der mittelalterlich angehauchte Balladenrock von SCHANDMAUL, die sich mit 'Magda Treadgolds Märchen' auf eine Figur aus dem "Sandman"-Band "The Kindly Ones" beziehen. 'Mr. Punch' der FUTURE BIBLE HEROES aber ist der wohl erfrischendste Song der Scheibe: Ein xylophonbegleitetes, trippelndes, absolut freakiges Stück, das direkt einer fiktiven TIM BURTON-Verfilmung entsprungen sein könnte; charmesprühend! Den Abschluss bildet schließlich Ms Amos’ bezaubernd katzenhafter Klavierschnurrer 'Sister Named Desire', welcher auch ihrem Album "Under The Pink" gut gestanden hätte.
Ansonsten gibt es mal wirklich ansprechende und mal eher wie Stückware daherkommende Beiträge aus den Bereichen Wave (THOUSHALTNOT), Waverock (VOLTAIRE & THE ODDZ), Dark Wave (TAPPING THE VEIN & Greg Mackintosh (PARADISE LOST), DEINE LAKAIEN, ROSE BERLIN feat. Dean Garcia (CURVE), AZAM ALI, JOACHIM WITT), Dreampop (LUNASCAPE, HUNGRY LUCY, EGO LIKENESS), oder Dancefloor-Pop für die schwarze Szene (RAZED IN BLACK, THE CRÜXSHADOWS).
Über weite Strecken ist die Musik also tanzbar gehalten; das bedeutet allerdings nicht, dass sie sich durchaus in oberflächliche Genre-Schemata fügen lässt: Einigen Künstlern ist es sehr wohl gelungen, aus diesen auszubrechen und ihren Stücken die den Themen angemessene Tiefe zu verleihen. Zu diesen Glanzlichtern zählen nach meinem Ermessen vor allem das dunkelromantische 'A Fish Called Prince' von DEINE LAKAIEN, das ambiente 'We won’t go' von HUNGRY LUCY, ROSE BERLINs 'Coraline' mit seinen sanften Beats und dem bezaubernden Gesang, sowie die nächtlich-kühl-arabesk an DEAD CAN DANCE erinnernde Perle 'The Cold Black Key' von AZAM ALI. Doch auch das verträumte 'Raven Star', die poppig-schmissige und fast schon CURE-artige Todeshymne 'Come Sweet Death' und das von herben E-Gitarrentönen durchsetzte Dark-Wave-Stück 'Trader Boy' können sich hören lassen. Interessanterweise können mich gerade die Stücke überzeugen, die von Personen stammen, die Gaiman persönlich kennt oder deren Musik er persönlich sehr schätzt.
Da also sehr wohl einige Ausnahmestücke enthalten sind und es unter den übrigen Stücken immerhin keine Totalausfälle zu verzeichnen gibt, ist diese Compilation echten Liebhabern von Dark Wave & Co. durchaus zu empfehlen. Fans von Neil Gaiman können sich natürlich über die Linernotes freuen und beim Hören nach allerlei Anspielungen suchen, denn hier finden sich Songs zu verschiedenen Motiven aus "American Gods", "Coraline", "MirrorMask", "Mr. Punch", "Neverwhere", "Sandman", Stardust", "The Day I Swapped My Dad for Two Goldfish" und "The Wolves In The Walls".
Anspieltipps: RASPUTINA 'Coraline', THEA GILMORE 'Even Gods Do', FUTURE BIBLE HEROES 'Mr. Punch', TORI AMOS 'Sister Named Desire'
- Redakteur:
- Eike Schmitz