GAISEN MARCH - Daikoushin
Mehr über Gaisen March
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- Battle Mark / Japan-Import
- Intro For Battle *
- March Of The Fighting Spirit *
- The Big March *
- The Fighting One *
- Fight Again *
- The Immortal Bird *
- Sunset *
- Brave New World *
- March Of Blast *
- Gaisen March *
Im wahrhaftiglich metallischen Untergrund haben sie schon einen gewissen Ruf, was recht erstaunlich ist, weil es hier eine Band mit japanischen Texten, japanischen CDs und einer fast komplett japanischen Homepage schafft, die europäische Metalszene zu erreichen. Hätte mich nicht ein freundlicher Kamerad aus unserem Forum auf die Jungs aus dem Land der aufgehenden Sonne aufmerksam gemacht, dann wär ich wahrscheinlich auch noch ahnungslos und um eine großartige musikalische Erfahrung ärmer.
Was die Herren von GAISEN MARCH auf ihrem Album "Daikoushin" nämlich so vom Stapel lassen ist episch, kraftvoll, dynamisch und durch und durch "true", um dieses Unwort mal wieder zu benutzen. Dabei klingen sie aber zum Glück nicht im Geringsten nach der x-ten ausgelutschten Kopie eines True-Metal-Klons. Klar, gewisse Einflüsse von Bands wie ACCEPT oder MANOWAR lassen sich nicht verleugnen, und auch der eine oder andere Soundtrack-Komponist dürfte Eindruck hinterlassen haben, doch Kopisten sind die Jungs keinen Zentimeter weit. Nein, die Band klingt originell und das schon von Anfang an. Ein dramatisches Fanfaren-Marsch-Intro erzeugt gleich zu Anfang die richtige Stimmung für intensive Songs, die wie kaum eine andere Band das "Faust-in-die-Luft"-Bedürfnis ansprechen. Das liegt zum einen an den kompromisslos vorantrabenden Marschrhythmen, aber vor allem an der tiefen, intensiven und kämpferischen Singstimme des Frontmannes Masatoshi Saitoh. Wenn der Mann loslegt, dann denkt der Hörer nämlich zwangsläufig an alte Samurai-Filme mit Toshiro Mifune. Was Kraftvolleres hat man selten gehört, und was für eine Aggressivität der Sänger rüberbringt, ohne auch nur ansatzweise ins Brüllen oder Kreischen zu verfallen, ist definitiv beeindruckend.
In dieser unnachahmlichen Art hauen uns die fünf Tokioter zehn Schlachthymnen um die Ohren, die von Anfang bis Ende ihrer kriegerischen Thematik alle Ehre machen. Schade nur, dass die Wenigsten unter uns die Texte verstehen, geschweige denn mitsingen können. Doch egal, Stücke wie der getragen dahinstampfende Opener 'March Of The Fighting Spirit', der flotte und grandios hymnische Titeltrack 'Big March (Daikoushin)' oder das streckenweise richtig schnelle, aber von Tempowechseln geprägte 'The Fighting One' können allesamt über die durchschnittlich siebenminütigen Spielzeiten fesseln und dürften in ihrer mitreißenden Art keinen überzeugten Underground-Metaller kalt lassen. Die Gitarren von Hisami Shite und Tadashi Yoshino riffen sich fett produziert und heavy durch große Heldenepen und dazu kommt eben diese unnachahmliche Stimme, welche die Band zu etwas ganz Besonderem macht, das sich nur schwer mit einer anderen Band vergleichen lässt. Egal ob es sich um das im mehrstimmigen Refrain episch arrangierte 'Fight Again' oder das vom wuchtigen Drumming Kouzou Hirotas geprägte, leicht doomige 'The Immortal Bird' handelt: Immer wieder sind es die Gedanken an Filme über das japanische Mittelalter und dessen Schlachten und Moralkodizes, die vor dem inneren Auge aufblitzen. Noch mehr Doom-Feeling gibt's beim sehr zähen, extrem elegischen und gerade deshalb so intensiven 'Sunset', bei dem Hiroyuki Niijimas Bassspiel deutlich herausstich und dessen Gitarrenarrangements im letzten Drittel sogar eine spürbare psychedelische Note transportieren. Wieder melodischer und hymnischer geht's bei 'Brave New World' zur Sache, wo es auch tolle ausufernde Soli zu bestaunen gibt, bevor das flotte und sehr eingängige 'March Of Blast' mit seinen zweistimmigen Gitarrenleads auf den abschließenden Zwölfminüter vorbereitet. Bei dem handelt es sich um die monumentale Bandhymne, die von verspielten Klampfensoli über Military-Snare bis hin zu triumphalen Keyboard-Salven alles hat, was klassische Metal-Epik zu etwas Außergewöhnlichem macht.
Wie gesagt, Vergleiche sind eigentlich müßig, denn die Musik von GAISEN MARCH ist eigenständig bis ins Mark. Dennoch bin ich mir sicher, dass diejenigen unter euch, die auf die alten MANOWAR, auf OMEN oder auf DOOMSWORD stehen, auch die ganz spezielle Aura dieser japanischen Band zu schätzen wissen werden. Auf der Homepage sollte es einige kurze Samples geben. Also unbedingt mal reinhören und dann schauen, wo ihr das Ding auftreiben könnt.
Anspieltipps: March Of The Fighting Spirit, The Great March, The Immortal Bird, Sunset
(* Anmerkung des Verfassers: Die englischen Songtitel sind Übersetzungen aus zweiter Hand und daher ohne Gewähr. Die japanischen Schriftzeichen bekomme ich leider nicht in unsere Datenbank.)
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle