GALAHAD - The Long Goodbye
Mehr über Galahad
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Avalon Records / Just For Kicks
- Release:
- 27.10.2023
- Behind The Veil Of A Smile
- Everything's Changed
- Shadow In The Corner
- The Rightous And The Damned
- The Long Goodbye
- Darker Days
- Open Water
Auf diese Herren von der Insel ist einfach Verlass!
Die Britprogger GALAHAD haben sich in den beinahe vier Jahrzehnten ihres Bestehens ein wenig entwickelt und es haben sich gelegentlich kleinere Experimente eingeschlichen, aber im Grunde sind sie und waren sie immer einer der Grundpfeiler des modernen Progressive Rocks der Insel. Sie haben sich eine Nische erspielt mit dem typischen, leicht aufdringlichen Keyboard-Einsatz und mehr oder weniger dezenten Elektro-Einflüssen, die manchmal rüberkommen wie das Kind von THRESHOLD und DEPECHE MODE, in der sie einfach unnachahmlich herrschen. Das ändert sich auch nicht mit Album Nummer zwölf, sodass - na, was? Genau, der GALAHAD-Kenner jetzt rasch das neue Album eintüten kann. Klick und Kauf, Marsch, Marsch.
So, jetzt noch ein paar genauere Worte zu "The Long Goodbye", denn ein bisschen Lob tut immer gut, auch Progmusikern. Die Aneinandereihung von Breitwand-Wohlfühlmelodien im progressiven Kleid, das ohne einen Haufen Breaks und Tonartwechsel auskommt, ist mal wieder top und lässt sogar das starke "The Last Great Adventurer" aus dem letzten Jahr hinter sich, obwohl die Stücke weitgehend während der gleichen Aufnahmesessions entstanden sind, wie besagtes Vorgängeralbum. Für Abwechslung sorgen einzelne Charakteristika, die jeden Song ein wenig herausstechen lassen, sei es mit harter Gitarre, Bombast oder der Kombination aus Violine und Ziehharmonika, die dem Lied ein Klezmer-Gefühl geben, in 'The Righteous And The Damned', in dem Sänger Stu Nicholson obendrein zwischen der Theatralik eines Fish und Serj Tankians Dada-Vocals wechselt.
Und dann ist da ja noch das Herzstück des Albums, das Titellied 'The Long Goodbye' mit seinen über dreizehn Minuten. Intensiv stimmt, aber das genügt noch nicht, um dieses Progjuwel zu beschreiben, in dem sich die Band dem Thema Demenz zuwendet, das übrigens auch Fish auf seinem letzten Album "Weltschmerz" in 'Garden Of Remembrance' ähnlich bemerkenswert, aber doch völlig anders thematisiert hat. Wie lange benötigt man, um diesen Longtrack zu lieben? 52 Minuten. Beim ersten Hören ist er schön, beim zweiten weben sich die subtilen Gesangsmelodien und die Keyboards sanft zusammen, beim dritten Mal pfeift man den Refrain mit und wenn der vierte Durchlauf bombastisch ausfaded und dann mit "Goodnight. Goodbye." endet... startet man den Song nochmal von vorn. Ja, das Album "The Long Goodbye" scheint nur manchmal plakativ, hat aber immer eine zweite, hintergründige Ebene, schleicht sich ein, statt hereinzupoltern, und schafft den Spagat zwischen initialer Eingängigkeit und Langzeitwirkung. Dass man dabei Peter Gabriel zitiert, ist ein zusätzlicher Hutlupfer in Richtung einer der Eminenzen des Britprogs.
Das eigentliche Album endet nach vierzig Minuten, aber es folgen noch zwei Bonustracks, von denen ich nicht weiß, warum es Bonus-Stücke sein müssen. Sie fügen sich schön ein, die Texte sind im Booklet enthalten, es bleibt wohl vorerst das Geheimnis der Band, warum die Lieder nicht einfach ein regulärer Teil des Albums geworden sind. Damit sind wir bei 52 Minuten erstklassigen Progressive Rocks, die selbst in einer hochklassigen Diskographie wie der GALAHADs in die oberen Ränge gehört. Ob ganz oben oder nicht, wird die Zeit entscheiden müssen.
So, genug der Worte von mir, hier ist die Chance, die ersten drei Durchläufe des Titellieds gleich einmal zu erledigen, während die Lieferung des gerade bestellten Scheibchens noch auf dem Weg ist:
https://www.youtube.com/watch?v=q8dQkfjmfi0
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger