GASMAC GILMORE - Sicknum
Mehr über Gasmac Gilmore
- Genre:
- Elektro/HardCore
- Label:
- Eigenproduktion
- Espania Death
- Straight Into My Face
- With You...
- El Comandante
- Fish And Trees
- Like A Neighbour
- The Photograph
- Secret Item
- Diamond Bay
Eifrige Leser dieser Seite werden vielleicht mein zwiespältiges Verhältnis zu Bands kennen, die auf konventionelle und bewährte Songstrukturen pfeifen und sich lieber ein eigenes Soundsüppchen kochen.
Normalerweise kriege ich bei überladenem Sound, chaotischen Antirhythmen und grauenvoll-spontanen Tempiwechseln ein Gefühl wie in dem Moment, in dem mein Tischnachbar in einem Kölner Brauhaus ein Altbier bestellt. Nicht umsonst haben sich etliche Künstler der harmonischen Liederschreiberei verpflichtet, natürlich ist der künstlerische Anspruch darin erklärt, dass man keine Ansprüche stellen darf. Aber Bands, die einem einen Soundfetzen nach dem anderen um die Ohren hauen, und dabei noch berühmt werden? Verkehrte Welt.
Umso unbegreiflicher ist es für mich, dass GASMAC GILMORE mit ihrem Album "Sicknum" bei mir weder die typischen Abwehrreaktionen hervorrufen (hastig STOP drücken oder beteuern, dass mein Tischnachbar nicht zu mir gehört) oder wenigstens leichte Kopfschmerzen hervorrufen.
Ganz im Gegenteil: Irgendwie gefällt mir die Debütplatte der Österreicher.
Eigentlich bietet die Platte genug Angriffspunkte, die ich nicht mögen würde: Myriaden von Soundeffekten, Folk-, Tribal-, Danceflooreinflüssen, und das alles quer durcheinander mit professionell und cool durchgezocktem HardCore.
Ein Beispiel: 'El Comandante' beginnt mit einem leichten Latino-Gitarrenintro, um ein paar Sekunden später in grollende HardCoreriffs überzugehen, das Ganze natürlich immer noch im leichten und fesselnden Rhythmus der spanischen Traditionsmucke. Sänger Wick brilliert hier in einem Wechsel aus grölendem und seichtem Gesang. Das ganze Ding hört sich so faszinierend an und ist gleichzeitig so vollgepackt mit Stilelementen aus beiden Genres, dass die gewisse Ordnung, die die Jungs in dem Song erschaffen haben, irgendwie unbegreiflich ist. Ein klasse Teil, Villa Riba feiert eine Metalparty, so könnte man das am treffendsten beschreiben.
Der darauf folgende Song 'Fish And Trees' stellt einen coolen Mix aus depressivem SkaPunk und SynthiePop dar, der sich hören lassen kann. Der Song 'Like A Neighbour' ist dann wieder ein Werk, das mich stark an MASSIVE ATTACK erinnert, und gleichzeitig die Härte von PROJECT PITCHFORK besitzt. Das nur mal, um die Bandbreite der Einflüsse des Albums anzureißen.
Die genauen Einflüsse sind unbeschreiblich vielseitig und verdammt zahlreich. Wie die Jungs das alles so fesselnd und beeindruckend simpel unter einen Hut bekommen haben, ist mir ein Rätsel. Allein die grandiose Coverversion des MOULIN ROUGE-Musicals 'El Tango De Roxanna', hier unter dem Namen 'Secret Item', verdient einen Orden. Der Mann am Keyboard, Moritz Luczynski, bastelt gleichzeitig die Samples für die Band zusammen, beherrscht sein Handwerk wirklich meisterlich.
Für den ersten Longplayer der Band hört sich dieses Teil verdammt gut an. Hier würde ich nicht mit dem Begriff "kleines Meisterwerk" geizen, wer so viel Material in einem Album unterbringen kann, ohne dass das Ganze überladen und zu schwer wirkt, gehört nicht in den Underground.
"Sicknum" dürfte Fans von melodischem HardCore, SynthiePop und ProgRock genauso begeistern wie Fans von schnellem und hartem Industrial. Selbst Fans von anspruchsvoller Popmusik könnten sich damit anfreunden, denn dieses Album bietet einfach für alle etwas.
Und mir fällt beim besten Willen keine definitiv passende Genrebezeichnung ein.
Einfach nur geil! Jungs, ihr habt was drauf, weiter so!
Anspieltipps: Espania Death, Straight Into My Face, With You…, El Comandante, Fish And Trees, Like A Neighbour, The Photograph, Secret Item, Diamond Bay
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Gasmac Gilmore
Matthias Wick
Diesterweggasse 28/a
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Österreich
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- Redakteur:
- Michael Kulueke