GATES OF SLUMBER, THE - Conqueror
Mehr über Gates of Slumber, The
- Genre:
- Doom Metal / Epic Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- I Hate Records / Twilight
- Release:
- 19.05.2008
- Trapped In The Web
- Conqueror
- Ice Worm
- Eyes Of The Liar
- Children Of Satan
- To Kill An Be King
- The Machine
- Dark Valley Suite
Für viele das Album des Jahres 2008 und für mich eine der besten Epic-Metal-Scheiben des Jahrtausends.
Wenn ein Album in der redaktionsinternen Umfrage unter die besten zwanzig Scheiben des Jahres kommt, dann muss sich die Redaktion zu Recht fragen lassen, warum sie denn bislang nicht willens und in der Lage war, dieses Album auch den Lesern vorzustellen. Nun, auf die Frage kann ich euch keine befriedigende Antwort liefern; aber den Missstand beheben, das kann ich. Die Rede ist von THE GATES OF SLUMBER, den Indiana-Doomstern, die mit ihrem dritten Studioalbum den metallischen Untergrund im Jahre 2008 erschüttert und bewegt haben, wie kaum eine andere Truppe. Das auch völlig zu Recht, denn "Conqueror" ist ein Album, das die Tradition der beiden Vorgänger nicht nur würdig fortschreibt, sondern das Trio in eine neue Dimension katapultiert und zum Gradmesser des epischen Metals werden lässt.
Ohne den eigenen Wurzeln untreu zu werden sprengen die Jungs das stilistische Korsett des Doom Metals und reihen auf ihrer gut einstündigen Platte eine epische, emotionale und ergreifende Perle an die andere. Im angezogenen Midtempo trabt der Opener 'Trapped In The Web' los, wuchtige Riffs und eingängige, aber niemals plakative oder oberflächliche Hooklines reißen den Hörer mit in eine ganz eigene Welt voller Dramatik und ergreifender Geschichten. Das Titelstück ist deutlich doomiger ausgerichtet und behandelt die Geschichte von König Kull nach Robert E. Howard. Nach diesen beiden großartigen Stücken ist jedoch das mächtige 'Ice Worm' das erste Stück, das auch dem Letzten unmissverständlich klar macht, warum THE GATES OF SLUMBER mit diesem Album viel mehr geworden sind, als nur eine tolle Doom-Band. Die Gesangsmelodie im Refrain ist schlicht phänomenal und gräbt sich unvergesslich tief in die Hirnrinde, was durch den Gitarrenbeitrag von Ross-The-Boss noch verstärkt wird. Die Band sieht sich an dieser Stelle selbst in der Tradition von Legenden wie CIRITH UNGOL, BUDGIE und QUARTZ, und diese Selbsteinschätzung könnte treffender kaum sein.
Eine experimentellere Note hat 'Eyes Of The Liar' abbekommen, das im von Jason McCashs Bassspiel dominierten Intro außerordentlich psychedelisch angehaucht ist, bevor es sich zu einem wuchtigen Doom-Stampfer auswächst, der jedoch auch im weiteren Verlauf mit packenden Stimmungswechseln glänzt und am Ende in einem massiven Instrumental-Jam endet, wie ihn CIRITH UNGOL kaum besser auf Platte hätte bannen können. Dem wird mit dem anschließenden, sehr flotten 'Children Of Satan' noch eins drauf gesetzt, welches das mit Abstand eingängigste Lied der Bandgeschichte sein dürfte und aus meiner Sicht mit einem der besten Refrains aller Zeiten aufwarten kann. Dazu kommt, dass das Lied sich einem Thema widmet, das keinesfalls so klischeehaft ist, wie dies der Titel zunächst signalisieren mag: Es geht um den Völkermord an der christlichen Bevölkerung in der sudanesischen Provinz Darfur, den die Band schonungslos aufarbeitet und dabei ganz klar Position bezieht. Mutig!
Mit 'To Kill And Be King' begeben wir uns wieder in zähe, doomige Gefilde, in denen auf der Ebene des Gesangs ein wenig experimentiert wird, indem Karl Simons Gesang auf drei überlappenden Spuren erklingt. Nach einem zähen Mittelstück folgt eine großartige Hookline mit dem Refrain, welche schließlich in ein ausuferndes Simon-Solo mündet, das dem Metal-Traditionalisten ganz hervorragend runterlaufen sollte. Bei 'The Machine' fasst sich Komponist Karl Simon ungewöhnlich kurz und lässt sich seiner eigenen Auskunft entsprechend von DIO und MOTÖRHEAD beeinflussen, was man dem Stück auch sehr deutlich anhört: Es rockt und hat Seele!
Den schwersten und härtesten Brocken haben sich die Schlummerpforten jedoch für den Schluss aufgehoben: Die vierteilige 'Dark Valley Suite' ist eine Hommage an Werk, Wirken und Leben des amerikanischen Fantasy-Autoren Robert E. Howard, den Schöpfer von Conan, Kull und anderen Helden. Ebenso ist es in seiner epischen Ausrichtung eine Würdigung des unlängst verstorbenen Soundtrack-Komponisten Basil Poledouris, der "Conan" auf so unnachahmliche Weise musikalisch in Szene setzte. Viele weitere Worte möchte ich über die 'Dark Valley Suite' an dieser Stelle gar nicht mehr verlieren, denn es ist ein vielschichtiges, sich nicht immer leicht erschließendes Werk, das in seinen sechzehn Minuten Spielzeit viele Stimmungswechsel und spannende Facetten offenbart, die sich erst nach vielfachem Hören offenbaren. Diese Erkundungsreise will ich euch selbst überlassen. Nur noch so viel: Im bizarren, mystischen zweiten Teil 'Lines Written In The Knowledge That I Must Die' rezitiert Karl mit zaghafter Stimme ein Gedicht Howards.
Zusammenfassend möchte ich nochmals betonen, dass THE GATES OF SLUMBER mit "Conqueror" ihr eigenes bisheriges Schaffen nochmals übertreffen und in den Reihen des epischen Metal-Untergrunds die absolute Speerspitze bilden. Das über I Hate Records erschienene Album bietet überdies ein tolles Artwork und sehr ausführliche und informative Linernotes von Karl Simon. Für Vinyl-Fanatiker hat das deutsche Label Iron Kodex eine streng limitierte Vinylausgabe im Doppel-LP-Gatefold veröffentlicht, die allerdings mittlerweile schon sehr gesucht sein dürfte und auch einige Bonustracks von der ebenfalls vergriffenen "Like A Plague Upon The Land"-EP enthält. So oder so, das Album müsst ihr haben, und wenn ihr euch für die Vinylauflage entscheiden solltet, dann wünsche ich euch viel Glück für die Suche!
Anspieltipps: Ice Worm, Children Of Satan, Conqueror
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle