GATES OF SLUMBER, THE - The Wretch
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2011
Mehr über Gates of Slumber, The
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Plastic Head (Soulfood)
- Release:
- 29.04.2011
- Bastards Born
- The Scovrge Ov Drvnkenness
- To The Rack With Them
- Day Of Farewell
- Castle Of The Devil
- Coven Of Cain
- The Wretch
- Iron And Fire
Bratbartgitarren.
Heiß erwartet von einer immer größer werdenden Fangemeinde, legt uns das Trio THE GATES OF SLUMBER mit "The Wretch" sein insgesamt fünftes Langeisen vor. Die diversen, in Undergroundkreisen gern gesehenen Split-Releases und EPs einmal außen vor gelassen. Neu im Boot ist dieses Mal Taktvorgeber J. Clayde Paradis, der das Urgestein Iron Bob Fouts ersetzt. Mit seiner flauschigen Gesichtsbehaarung passt der neue Onkel optisch schon mal ganz perfekt ins Bandgefüge. Ob er die urwüchsige Bärigkeit seines Vorgängers allerdings auch hörbar ersetzen kann, wird der akustische Test klar machen.
Also, Ohren gebohnert und auf ins Vergnügen: Bereits der erste Durchlauf des Albums macht eines klar: Karl Simon und seine Truppe haben den Rückwärtsgang eingelegt und bewegen sich musikalisch auf den düster-doomigen Pfaden der frühen Werke. Der Bass dröhmelt herrlich schlürfend durchs verstaubte Gebälk und agiert als wummerndes Soloinstrument, was ich bei Triobesetzungen immer sehr angenehm finde. So auch hier. Entstehen auf diese Art und Weise doch niemals Soundlöcher, wenn Mister Simon seine Sologitarre aus dem Halfter zieht. Und diese solistischen Ausflüge haben es auf "The Wretch" ebenfalls ganz schön in sich. Selten habe ich die Slumberbande so melodisch zu Werke gehen hören. Allein die instrumentale Passage im sechs Minuten langen 'The Scovrge Ov Drvnkenness' ist so zauberhaft schlabberschlürfig, dass ich bei jedem Anhören völlig fasziniert die Maulsperre bekomme. Der verzerrte Waberbass, der als prominente Begleitung neben der Klampfe zu hören ist, sorgt für wohlige Schauer auf dem Rücken und der paradiesische Neuzugang hakt beinahe stoisch seine unbarmherzigen Rhythmen in die Felle. Hammer!
Jetzt bin ich verfrüht ins Detail gegangen, obwohl ich doch zuerst einen Grobabriss des Albums nieder schreiben wollte. Aber allein beim Gedanken an diese Musik, komme ich ins Schwärmen. Zurück zur These, die Band würde zu ihren Wurzeln zurück kehren. Dies würde ja bedeuten, dass sie jene irgendwann einmal verlassen hätte. Als eingeschworener Die-Hard-Fan der ersten Stunde mag man beim ersten Anhören des 2008er-Monumentes "Conqueror" dieser Meinung gewesen sein, denn so treibend flott und klangtechnisch klar, kannte man die Band bis dahin nicht. Trotz alledem klangen sie für mich – nicht allein aufgrund des charismatischen und originellen Gesanges von Karl – immer typisch. Typisch slumberig. Nun muss ich allerdings erwähnen, dass ich mit dem Frühwerk "The Awakening" nie so ganz warm geworden bin. Zu staubig und schlürfend knarzen die Songs in meinen Ohren. Da bin ich dann eher Fan solcher Vorschlaghämmer wie 'To Kill And Be King'.
Und das Paradoxe nun: Obwohl "The Wretch" ganz eindeutig mehr nach "The Awakening" denn nach "Coqueror" klingt, bin ich völlig begeistert. Dieses Mal nutzen sie das druckvolle Klangbild der Neuzeit, um ihre traditionellen Schlürfriffs entsprechend umzusetzen. Man mag das Anbiederung an den Maisntream nennen, ich nenne es einfach effektive Umsetzung. Denn, egal, welchen der acht Titel man auflegt, man ist sofort gefesselt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob man sich vom einzig schnellen Riffmonster 'Coven Of Cain' den Popo verhauen, vom wuchtigen 'To The Rack With Them' die Barthaare einzeln ausreißen oder vom schleppenden Mammut 'Iron & Fire' abschließend ins Nirvana schleudern lässt. Die Musik ist immer faszinierend, von originellem Gesang gekennzeichnet und trotz der eigenen Nische sehr abwechslungsreich. Episch? Doomig? Traditionell? Kauzig? Solche Schubladen zertrümmert das Dreigestirn vor dem Frühstück mit der akustischen Wanderharfe.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae