GAZPACHO - Soyuz
Mehr über Gazpacho
- Genre:
- Art / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Kscope
- Release:
- 18.05.2018
- Soyuz One
- Hypomania
- Exit Suite
- Emperor Bespoke
- Sky Burial
- Fleeting Things
- Soyuz Out
- Rappaccini
Gewohnter GAZPACHO-Stoff mit ungewohnten Durchhängern.
So viel Freude hat mir diese Band schon bereitet, dass ich es kaum übers Herz bringe, die Norweger um Zauberstimme Jan Henrik Ohme zu kritisieren. Doch das aktuelle Album "Soyuz" zündet einfach nicht. Dabei macht die Band im Prinzip nicht viel anders als bei den beiden mit opulenten Konzept-Geschichten ausgestatteten Vorgängern "Demon" und "Molok". 'Soyuz One' bietet wie immer sehr feinfühligen, behutsam arrangierten Art Rock, der von Herrn Ohmes Stimme lebt wie dies schon seit über 15 Jahren der Fall ist (so lang ist es schon her zum Debüt "Bravo").
Auch für "Soyuz" hat man sich erzähltechnisch einiges einfallen lassen. Es geht in allen Songs auf übergeordneter Ebene um Vergänglichkeit in Sinne, dass man schöne Momente nicht einfach so "einfrieren" kann. Als einer der ersten Menschen im All zu sein, ist sicher einer dieser magischen Momente, doch leider endete diese Mission für den Kosmonauten der Raumkapsel "Sojus 1" - Wladimir Komarow - tragisch, denn die Kapsel zerschellte auf der Erde und Komarow konnte sich nicht retten, weil der Fallschirm sich nicht öffnete. Eine typische GAZPACHO-Story also, die den konzeptionellen Rahmen für "Soyuz" liefert. Darin ist unter anderem auch Platz für die erste Tonaufnahme einer menschlichen Stimme.
Leider verliert sich GAZPACHO diesmal aber immer mal wieder in allzu ausufernden Schmacht-Passagen und gerade der oben gelobte Herr Ohme übertreibt es ein wenig mit seinen melancholisch hauchenden, langgezogenen Vokalen. In diesem Hitzesommer mit stetigem Bierdurst verlangt es bei mir vielleicht auch eher nach rockigen, dynamischeren Klängen. GAZPACHOs zärtlich-dramatischer Artrock ist doch eher etwas für den Herbst, wenn die bunten Blätter fallen und sich der erste Schnee ankündigt. Hier und heute zieht sich gerade der Mittelteil des Albums gefühlte Ewigkeiten in die Länge und GAZPACHO schafft es nicht, diese Spannung und Überraschung ins Songwriting einzubringen, welche "Demon"zu einem kleinen Art-Rock-Meisterwerk hat werden lassen.
Bitte nicht falsch verstehen, GAZPACHOs Musik ist immer noch allerfeinster Kopfhörer-Stoff und man spürt die Hingabe der Band zu ihrem Schaffen wie auch immer zuvor. Und das abschließende 'Soyuz Out' ist sicherlich - wenn überhaupt - nur einen Mikrometer hinter den großen Momenten der Vorgänger. Aber "Soyuz" hat eben auch ein paar ungewohnte Durchhänger. Anstatt Dauerrotation kommt das Ding deswegen bis zum Winter erstmal auf Halde und dann schaun mer nochmal.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Thomas Becker