GENESIS - Sum Of The Parts (Re-Release)
Mehr über Genesis
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- EarMusic/Edel
- Release:
- 26.08.2022
- Interviews, Historie und vereinzelte Clips über die Geschichte von GENESIS
Einmal Vergangenheit und zurück.
Damals hatte das Radioprogramm im Auto noch Substanz und Seele. Damals hatte der Pop-Rock noch etwas zu sagen, hatte Ecken und Kanten. Wenn ich an damalige Autofahrten denke, kommen mir Songs wie 'Land Of Confusion', 'Invisible Touch', 'No Son Of Mine' und 'Jesus He Knows Me' als erstes in den Sinn. Diese Songs, die von der charakteristischen Stimme Phil Collins getragen werden, sind Evergreens, zeitlose Klassiker und wecken auch 25 Jahre nach meiner Radio-Hochzeit noch wunderbare Erinnerungen an meine Kindheit. Doch wer ist GENESIS eigentlich? Klangen die Briten schon immer so cheesy und catchy? Worin lagen die Ursprünge? Fragen über Fragen, die sich mein kindlicher Kopf, später mein jugendlicher Leichtsinn und heuer sogar mein kindsköpfigesJetzt ein ums andere Mal stellte.
Die Dokumentation "Sum Of The Parts" gibt einen dezent tieferen Einblick in die Historie dieser durch und durch bedeutenden Band, wurde 2014 erstmals veröffentlicht und erfährt in einer schmucken Digipack-Ausgabe von earMUSIC/Edel ein willkommenes Re-Release. Viele Dekaden Musikgeschichte in eine zweistündige Spielzeit zu packen, ist eine Mammutaufgabe, die kaum zu bewältigen ist. So werden auch auf "Sum Of The Parts" die einen oder anderen doch nicht ganz unwichtigen Parts etwas unter den Teppich gekehrt. Angefangen im Folkrock über den progressiven Artrock bis hin zum Mainstream Pop Rock, mit dem ich GENESIS letztendlich kennengelernt habe.
Angefangen mit Anthony Philips und Roundhouse-Aufnahmen über den Einstieg Collins und Hacketts, die 1970er Jahre, dezent die 1980er Jahre, die sehr radiotauglichen 1990er Jahre bis letztendlich auch zur Reunion werden die Dekaden von GENESIS mal mehr mal weniger ausführlich durchleuchtet, durch allerlei Interviews in Szene gesetzt und selbst die Solokarrieren der Protagonisten finden ab und an Erwähnung. Dass bei all der Fülle der Karrierehighlights, musikalischen Hochs und persönlichen Reibereien viele Dinge auf der Strecke bleiben, sollte bei einer Spielzeit von rund zwei Stündchen nicht verwundern.
Doch unterhaltsam ist die Dokumentation ob der netten Interviews, Songeinspielungen und Zeitzeugenberichte allemale. Die Interviews haben Witz, ein paar nostalgische Musikvideos gibt es auch und dass mit Tony Banks, Peter Gabriel, Phil Collins, Steve Hackett, Mike Rutherford und eben Philips auch alle Kernmitglieder von GENESIS zu Wort kommen, ist auch keine Selbstverständlichkeit. Über die 1990er Jahre mag man die Nase rümpfen, das Ray-Wilson-Zwischenspiel durchaus vermissen und sich nach mehr Tiefgang sehnen.
Aber trotz einiger Geschichtslücken ist "Sum Of The Parts" eine lohnenswerte Anschaffung in einer Zeit, in denen wir mehr mit den Erinnerungen an GENESIS anfangen können als sehr horrende Preise für ein Konzert des Trios zu investieren. Mit wie vielen Songs die Band ihre Fans und Hörer begeistert haben, wie viele schöne Zeiten ich mit den eingangs erwähnten Jahrhundertsongs verbinde und wie immens ihr Einfluss auf die Nachwelt ist, ist kaum in Worte zu fassen. "Sum Of The Parts" versucht es und schafft es zumindest zum Teil.
- Redakteur:
- Marcel Rapp