GENTLE GIANT - Free Hand (Steven Wilson 2021 Remix)
Mehr über Gentle Giant
- Genre:
- 70s Progressive Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Alucard / Soulfood
- Release:
- 25.06.2021
- Just The Same
- On Reflection
- Free Hand
- Time To Kill
- His Last Voyage
- Talybont
- Mobile
- Just The Same (5.1 Mix)
- On Reflection (5.1 Mix)
- Free Hand (5.1 Mix)
- Time To Kill (5.1 Mix)
- His Last Voyage (5.1 Mix)
- Talybont (5.1 Mix)
- Mobile (5.1 Mix)
Frischzellenkur für das letzte Meisterwerk einer unfassbaren Band
Man kann von der Entwicklung von STEVEN WILSON als Musiker halten, was man will, denn auch ich habe durchaus meine Schwierigkeiten mit "The Future Bites" und der doch etwas befremdlichen Herangehensweise an Einflüsse von Popmusik im progressiven Rock. Keine zwei Meinungen dürfte es hingegen bei seiner Tätigkeit als Toningenieur geben. Es ist schon atemberaubend, wie er es immer wieder schafft aus älteren Klassikern eine Version zu erschaffen, welche so luftig und transparent klingt, dass man das Gefühl hat, die einzelnen Bands hätten die Alben vor ein paar Tagen eingespielt. Ob nun bei JETHRO TULL, KING CRIMSON, ROXY MUSIC oder bei mittlerweile Legionen anderen Veröffentlichungen, der Junge liefert immer Weltklasse ab.
Ein Hauptanliegen von Mr. Wilson ist es, dass man beim Hören jedes Instrument klar definieren kann und der Konsument somit bei jedem Hören den Schwerpunkt etwas anderes legen kann. Hierbei ist es natürlich sinnvoll, wenn die zu restaurierenden Platten nicht unbedingt durch eine Wall of Sound überzeugen und/oder kompakt komponiert drauflos ballern. Wenn dann noch deutlich mehr Instrumente eingesetzt werden, als die üblichen Verdächtigen Schlagzeug, Gitarre und Bass, dann sind schon beinahe optimale Voraussetzungen vorhanden, um ein erfolgreiches Ergebnis zu produzieren.
Genau diese Voraussetzungen bieten natürlich die Platten von GENTLE GIANT, da zu der Vielzahl an genrefremder Instrumente hier auch noch die sehr ausgeklügelten Gesangspassagen hinzukommen und STEVEN WILSON sich somit komplett austoben darf.
Nach dem göttlichen "Octopus", dem überragenden "The Power And The Glory" sowie der tollen Rückschau "Three Piece Suite" nimmt sich der Klangzauberer nun das 1975-Meistwerk "Free Hand" vor und spendiert dem siebten und kommerziell erfolgreichsten Album der Bandgeschichte das 2021er Update.
Und erneut ist das Ergebnis fantastisch. Die Seele des Originals bleibt weiterhin unberührt und der Klang ist eine pure Wonne. Hört euch einfach mal die neue Version von 'On Reflection' an. Das war vorher schon Wahnsinn. Nun da man alles wirklich genau heraushören kann, ist es einfach nur noch göttlich.
Für viele (mich eingeschlossen) ist "Free Hand" das letzte GENTLE GIANT Werk, welches noch solche vollständigen Sinnesexplosionen fabriziert hat. In den Nachfolgewerken erhält der poppige Charakter immer mehr Einzug und verdrängt dadurch deutlich stärkere Soundfacetten der Gruppe. Dieser Pop-Appeal findet zwar auch erstmalig auf "Free Hand" Einzug, aber so wohldosiert und unverkrampft, dass er das Gesamtergebnis nicht nur aufwertet, sondern diesem Album gegenüber den anderen Bandhighlights auch noch ein wunderbares Alleinstellungsmerkmal schafft.
Somit ist gibt es auch durchaus Parallelen zwischen STEVEN WILSON und GENTLE GIANT was den Faktor Zugänglichkeit betrifft. Ich hoffe, er nimmt sich ein Beispiel an "Free Hand" und erkennt den Schlüssel wie subtil man Eingängigkeit in ein Progressive-Album unterbringt, ohne sich Kernkompetenzen wie Polyrhythmik und Vertracktheit zu berauben.
Diese Zugänglichkeit bietet auch den idealen Pfad, um in die Welt von GENTLE GIANT einzutauchen und sich dann ggf. rückwärts zu den etwas sperrigeren Langspielern durchzuarbeiten. Und diese Reise kann ich, nein muss ich, jedem aufgeschlossenen Musikliebhaber unbedingt empfehlen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal