GGGOLDDD - This Shame Should Not Be Mine
Mehr über Gggolddd
- Genre:
- Elektronik / Dark Alternative / Post Rock / Trip Hop
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Artoffact Records
- Release:
- 01.04.2022
- I Wish I Was A Wild Thing With A Simple Heart
- Strawberry Supper
- Like Magic
- Spring
- Invisible
- I Won't Let You Down
- Notes On How To Trust
- This Shame Should Not Be Mine
- On You
- Beat By Beat
Tiefe Einsicht.
Diese unvergleichliche Band aus den Niederlanden dürfte bereits einigen ins Auge gefallen sein. Auch Kollegen waren in den vergangenen Jahren bereits auf die Formation aufmerksam geworden und haben wohlwollende Worte zu ihrem bisherigen Schaffen gefunden; in den Reviews wurden "Interbellum", "No Image" und "Why Aren't You Laughing?" durchweg positiv bewertet. Die auf ihre spezielle Weise charismatische Sängerin Milena Eva kreiert neben dem Gitarristen Thomas Sciarone, ehemals bei THE DEVIL'S BLOOD, das elektronische Dekor zum Gitarrenspiel von Vincent Shore, Jaka Bolič und Bassist Danielle Warners sowie dem Schlagzeugspiel von Igor Wouters. Gemeinsam erschaffen sie einen modernen, düsteren Stilmix aus Dark Alternative, Post Rock und Trip Hop, wobei im Gegensatz zu den vorangegangenen Veröffentlichungen bei dem fünften Studioalbum die Sängerin noch mehr im Vordergrund steht und ihr von den Musikern viel Raum zur freien Entfaltung gelassen wird. Die musikalische Begleitung ist stärker begrenzt, auch wenn an passenden Stellen Eruptionen involviert sind. Aufgrund der emotionalen Tiefe des Werkes eine klug getroffene Entscheidung, da die dem Album innewohnende Aussage dadurch besser zum Tragen kommt.
Die Band erschuf "This Shame Should Not Be Mine" während des ersten Jahres des Lockdowns als Kommissionswerk für Roadburn Redux, bei welchem es im April 2021 als Live-Premiere online übertragen wurde. Neben den üblichen Formaten gibt es hierzu auch eine Deluxe-Edition, die sich aus einer Doppel-LP oder -CD sowie einer Bonus-Disc namens "Live At Roadburn Redux" zusammensetzt. Milena Eva setzte sich während des Lockdowns erstmalig nach vielen Jahren mit dem persönlichen Trauma eines sexuellen Übergriffs auseinander und ließ ihre Gedanken und Gefühle hierüber in die Songtexte einfließen. So handelt der Track 'Invisible' beispielsweise davon, sich nach einer solchen Gewalttat ungesehen und isoliert zu fühlen sowie dadurch alles für sich zu behalten, was wiederum eine Verarbeitung des Traumas verhindert. Schon im kurzen, reduzierten Opener ist klar erkennbar, dass sich Betroffene wünschen, sie könnten zur Leichtigkeit ihres Seins zurückfinden, doch die Scham hält sie zurück. Trotz der schwer verdaulichen Thematik ist das Album sehr hörenswert. Vor allem die Titel 'Strawberry Supper', das zuvor erwähnte 'Invisible', 'Notes On How To Trust' sowie natürlich der Titeltrack mit aussagekräftiger Bezeichnung lege ich dem geneigten Zuhörer wärmstens ans Herz.
Im der vorderen Hälfte des zweiten Liedes erinnert die stimmliche Herangehensweise an Beth Gibbons, und im ausnahmsweise mit Gitarrenintro aufwartenden dritten Stück der Beat an 'The Rip' von PORTISHEAD, bevor das Tempo zulegt. Die Elektronik erscheint dabei ebenso verstörend wie das Thema. Milenas Stimme wechselt von hoch zu tief und wieder zurück. In 'Spring' hingegen verbleibt sie im tiefen Bereich und schafft es, trotz Monotonie Anziehungskraft auszustrahlen. Der fünfte Song bietet ein tolles Schlagzeugintro sowie Momente der Stille, in denen Evas Gesang allein vor einem leichten Beat erklingt, woraufhin der Refrain wie ein unkontrollierbarer Sturm hereinbricht. Die Gitarren hingegen kommen auch mal spielerisch zum Einsatz. Beim flotten 'Notes On How To Trust' nutzt die Sängerin ihre Stimme kraftvoller und führt den Hörer zu einem fesselnden Finale. Schon das Intro von 'This Shame Should Not Be Mine' übt eine anziehende Wirkung aus. Im Trip-Hop-Takt und mit cineastischen Synth, jedoch im Wesentlichen durch die Lyrics, vermag es der Track, Gänsehaut zu erzeugen.
Obwohl GGGOLDDD vorwiegend live den eigenen Charme versprüht, ist das Album eine Empfehlung wert. Die Art und Weise, wie Milena Eva eigene Melodien mit unabhängigem Tempo als Counterpart zum Beitrag der Musiker vorträgt, hat einen seltsam anmutenden, doch verzaubernden Effekt. Durch die vordergründige persönliche Note kommt kein GGGOLDDD-Anhänger an dieser Scheibe vorbei.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt