GHøSTKID - Hollywood Suicide
Mehr über Ghøstkid
- Genre:
- Nu Metal / Modern Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 22.03.2024
- Hollywood Suicide
- S3X
- FSU
- Heavy Rain
- Valerie
- Black Cloud
- Ugly
- Bløød
- Murder
- Dahlia
- Helena Drive
So muss moderner Metal klingen!
Ich will ehrlich zu euch sein - ohne meine begeisterte Kollegin Pia und unser Interview im Rahmen des Pommesgabel Podcasts mit GHØSTKID, hätte ich wohl niemals in das Solowerk von Sebastian "Sushi" Biesler hineingehört. Zu sehr war meine Erwartungshaltung von seiner ehemaligen Hauptband ELECTRIC CALLBOY (damals noch ESKIMO CALLBOY) geprägt, mit deren Musik ich ja so überhaupt nichts anfangen kann. Doch dann kam "Ghøstkid" daher und präsentiert einen mehr als ansprechenden Mix aus Nu Metal, Metalcore und Industrial, der nicht nur genau in mein Beuteschema passte, sondern auch ein paar veritable Hits im Gepäck hatte. Bis heute dreht die Scheibe regelmäßig ihre Runden in meinem Player und entsprechend bin ich natürlich sehr gespannt, was uns Herr Biesler nun auf dem Zweitwerk "Hollywood Suicide" präsentiert.
Der Pressetext verspricht uns dabei eine musikalische Weiterentwicklung, die vor allem über die heimischen Grenzen hinausblicken soll. Was das Label darunter versteht, kann ich nicht ganz nachvollziehen, klang doch der Erstling mit seinen MARILYN MANSON-Vibes, Nu-Metal-Riffs und BRING ME THE HORIZON-Metalcore mächtig international. Ebenso höre ich auf "Hollywood Suicide" eher eine musikalische Evolution als eine Revolution, die aber natürlich auch überhaupt nicht nötig war, wenn man sich einmal die Klasse des Erstlings anschaut. Nein, der eröffnende Titeltrack setzt eigentlich genau dort an, wo "Zerø" auf dem Vorgänger aufhörte, serviert uns dabei wuchtig-brutale Strophen, um im Refrain mit mächtig Pop-Appeal und einer starken Hookline aufzutrumpfen. 'S3X' zieht dagegen im Anschluss die Handbremse etwas mehr an und entpuppt sich schnell als melancholisch gefärbter Stampfer, der hinten heraus sogar ganz untypisch für das Genre mit einem fixen Gitarrensolo punktet und auch ansonsten wieder zahlreiche starke Hooklines im Gepäck hat.
Nach diesen beiden Songs höre ich hier eher eine Verfeinerung des GHØSTKID-Sounds, der mir auch heuer blendend gefällt und viele Höhepunkte im Gepäck hat. So ist 'FSU' ein wuchtiger Industrial-Brocken, bei dem Sebastian sich herrlich sie Seele aus dem Leib schreit, während 'Heavy Rain' ein gradezu dramatischer Popsong im wuchtigen Nu-Metal-Gewand ist, der sich nachhaltig ins Gehirn brennt. 'Bløød' und 'Ugly' überzeugen weiter hinten auf der Platte ebenso und halten das Niveau insgesamt so hoch, sodass, auch dank der großen Dynamik im Songwriting, zu keiner Zeit nur im entferntesten etwas wie Langeweile aufkommt. Im Gegenteil, mit dem ungewohnt melodiös-poppigen 'Helena Drive' versteckt sich ein ganz großes Highlight der Platte ganz am Schluss und beendet "Hollywood Suicide" noch einmal mit einem Paukenschlag. So bleibt am Ende 'Valerie' mit primär balladesker Ausrichtung der einzige Track, der auch nach einigen Durchläufen bei mir nicht restlos zündet, doch auch das ist Meckern auf allerhöchstem Niveau.
Zu klagen gibt es übrigens beim Klangbild der Platte überhaupt nichts, denn mit einer breiten und modernen Soundwand hören wir hier internationalen Standard, der sich vor niemandem in diesem musikalischen Sektor verstecken muss und beweist, dass das Erstwerk keine Eintagsfliege war. Auch kompositorisch spielt Sebastian mit seinen Mitstreitern dabei in der Champions League, weshalb ich euch diesen Silberling nur wärmstens ans Herz legen darf, wenn ihr euren Metal gerne groovig, modern und melodisch mögt. So bleibt der Abgang des GHØSTKID-Fronters bei ELECTRIC CALLBOY wohl am Ende ein großer Glücksgriff für uns Fans, denn neben EMIL BULLS dürften wir es hier mit dem vielversprechendsten Modern-Metal-Flagschiff unseres Landes zu tun haben.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs