GHöRNT - Bluetgraf
Mehr über Ghörnt
- Genre:
- Black / Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Soulseller Records
- Release:
- 11.04.2025
- Bluetgraf
- Foer Emmer
- Jagd
- Vlad
- Dominator
- Wit waeg vo de Sonne
- Hass
Unheilige Höllengeschwindigkeit mit eidgenössischem Extra-Touch.
Wenn Musikerinnen und Musiker in ihrer Muttersprache singen, hat das immer etwas Unmittelbares. Die Emotionen dringen noch direkter durch. In deutscher Sprache wird das nur noch durch die dialektale Färbung übertroffen. Und was sind wir hier in den letzten Monaten verwöhnt worden: Aktuelle Alben von PERCHTA, CHOTZÄ, UNGFELL oder vor allem GRÀB sind mit Dialekten veredelt, die im süddeutschen oder alpenländischen Raum gesprochen werden.
Auch Thulus (ASGARD), Sänger von GHÖRNT aus der Schweiz, verwendet Schweizerdeutsch für seine Texte über Vampire und regionale Mythen. Das gibt dem dritten Album der Schweizer Formation genau das oben beschriebene Extra und hebt es meiner Meinung nach von anderen Veröffentlichungen des Genres ab. Apropos Genre – worüber reden wir hier eigentlich?
Im Kern spielt GHÖRNT pfeilschnellen, hochmelodischen Black Metal, die Vocals sind giftig und rotzig, teilweise gegrowlt, also eher dem Death Metal zuzuordnen. Unterbrochen wird das Höllentempo durch groovende Midtempo-Lawinen wie 'Jagd'.
Charakteristisch für "Bluetgraf" ist das Zusammenspiel zwischen dem oft als Double Bass gespielten Schlagzeug und den geschickt ineinander verwobenen Melodiegitarren. Auf hohem kompositorischem Niveau gibt Multiinstrumentalist Jöschu Käser jedem Song nachvollziehbare und einprägsame Hooklines, auch das Riffing ist in den meisten Fällen sehr eingängig und mitreißend.
Bewegt man sich im Geschwindigkeitsbereich irgendwo im Fahrwasser von MARDUK, erinnern die Arrangements eher an DARK FUNERAL. Was mich immer wieder zu "Bluetgraf" zurückführt, ist eine gewisse Melancholie, die der Gesamtsound vermittelt. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber manche Alben schaffen es einfach, eine gewisse Emotion auszulösen. Das Werk von GHÖRNT gehört dazu. Vielleicht ist es die Kombination aus den toll komponierten Gitarrenmelodien und der Mittneunziger-Nostalgie, die in jeder Sekunde des Albums mitschwingt.
GHÖRNT macht keinen Hehl daraus, dass die Band das Erbe skandinavischer Black-Metal-Bands antritt. Oftmals führt dies zu einer allzu generischen Kopie der Altvorderen. "Bluetgraf" ist aber durch seine Zutaten durchaus eigenständig. Das liegt auch daran, dass Käser beim Songwriting jederzeit genau weiß, was wo wie passieren muss. Die Produktion schallt druckvoll und raumgreifend aus den Boxen. Der zusätzliche Blutstropfen, der von den Fangzähnen fällt, ist allerdings der Schweizer Dialekt. Klar ist: Wer eher auf generisches Englisch steht, muss sich vielleicht erst einmal reinhören.
Das empfehle ich auch generell für den Gesang. Auf Albumlänge sind mir die Vocals etwas zu gleichförmig. Aber daran werden sich die Geister sowieso scheiden, denn für viele Fans mag das zweitrangig sein, denn grundsätzlich ist die Performance von Thulus natürlich in seiner zurückgenommenen Form absolut okay. Nur allzu große Abwechslung sollte man hier nicht erwarten.
Grundsätzlich bleibt das Fazit: Wer seinen Black Metal eher schnell aber sehr melodisch mag, sollte hier zugreifen. Eine weitere unheilige Perle des dialektal geprägten Black Metals aus dem Alpenraum.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer