GHOST - Skeletá
Mehr über Ghost
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Loma Vista / Universal
- Release:
- 25.04.2025
- Peacefield
- Lachryma
- Satanized
- Guiding Lights
- De Profundis Borealis
- Cenotaph
- Missilia Amori
- Marks Of The Evil One
- Umbra
- Excelsis
Wirkungsvoll, exzentrisch und eigenständig.
Je mehr Tobias Forge in all den GHOST-Jahren in die Hände nahm, desto goldener und strahlender wurde es. Vom etwas ruppigeren Okkult Rock, der eleganten Mixtur aus ABBA und KING DIAMOND sowie die Präsenz des Antichristen der ersten Papa-Emeritus-Phasen über Cardinal Copia und seiner opernhaften, schwermetallisch-majestätischen Melancholie bis hin zu "Impera", auf dem Papa Emeritus IV und seine namenlosen Ghuls wohl den Hook- und Melodienzenit erreichten und eine Schallmauer durchbrachen, die in dieser Kürze der Zeit wohl einzigartig war. GHOST hatte nicht nur die Musik, sondern stets die Inszenierung, das Geheimnisvolle auf der Habenseite. Seit "Opus Eponymous" ist GHOST ein in sich so stimmiges und bestens funktionierendes Zusammenspiel, das jetzt schon unsterbliche Klassiker wie 'Mary On A Cross', 'Square Hammer' oder 'Dance Macabre' hervorgebracht hat. Und GHOST hat es zudem geschafft, verschiedenste Musikgeschmäcker miteinander so in Einklang zu bringen, dass wahrlich Jedem ein Stück vom Schwedenkuchen schmecken dürfte. Man muss sich nur einmal durchprobieren. Kurzum: Die Messlatte liegt hoch.
Zu hoch für Papa V Perpetua? Nun, wenn wir vom ersten Appetizer des neuen Albums "Skeletá" ausgehen, dann definitiv nicht, fügt sich das teuflische Pop-Rock-Massaker 'Satanized' mit dieser beinah schon verboten guten Melodie perfekt ins übrige Geschehen mit ein. Im Ganzen braucht "Skeletá" zwar einige Durchgänge, bis es zündet, entfaltet dann aber seine gesamte Wirkung und steht Großtaten wie "Meliora" und "Prequelle" in nichts nach. Aber wie gesagt, es braucht – ähnlich wie das zunächst überfrachtend wirkende Artwork – seine Zeit. Doch die darf man großer Musik auch geben, denn dass die Melodien noch mehr in den Vordergrund gerückt werden, die Gitarren mehr denn je im Hintergrund agieren, sich dadurch das Erhabene und verschiedenste Gefühle wie Liebe, Hoffnung und Trauer noch weiter ausbreiten können, fällt gleich beim ersten Durchgang auf. Tauchen wir also ein in die Epoche Papa V Perpetuas.
Auch der Opener 'Peacefield' ist schon länger bekannt und wird von himmlischem Chorgesang begleitet, ehe sich das erste Mal der Classic Rock auf Stadionebene bemerkbar macht. Gleich zu Beginn tragen Forge und Konsorten schon dick auf und auf einmal ist man Gefangener GHOSTs. Noch eine Spur weiter geht 'Lachryma' – einerseits metallischer, andererseits AOR-lastiger, ehe dem bereits angesprochenen 'Satanized' eine so schmachtvolle wie herzerwärmende Ballade mit 'Guiding Lights' inklusive Piano-Begleitung folgt. Gemeinsam mit 'Excelsis' ist dies die einzige Ballade, gehen im Gegensatz hierzu das fast schon spacige 'Cenotaph'-Synthie-Abenteuer und 'Marks Of The Evil One' doch richtig gut ab und sorgen mit leichten Gothic-Rock-Tendenzen für reichlich Dynamik. Auch progressiver wird GHOST, wenn uns 'Umbra' mit Kuhglocke in andere Sphären zu entführen weiß. Einzig 'Missilia Amori' mit starkem Eighties-Vibe und 'De Profundis Borealis' können nicht in Gänze überzeugen, wären hier abermalige Härte-Ausbrüche sicherlich nicht die schlechteste Wahl gewesen.
Richtig, ein ums andere Mal hätte dem teils sphärischen, teils mystischen Melodien-Overkill ein bisschen Gitarrenhärte schon gut getan und leichte Schwankungen hat "Skeletá" in sich auch zu bieten. Doch ist Forge mit dem sechtsten Album einen weiteren Schritt nach vorne gegangen, hat eben kein "Impera Pt. 2" veröffentlicht, sondern läutet mit "Skeletá" eine noch viel gefühlsbetontere, hymnischere Ära ein, als es bei Papa V Perpetuas Vorgängern der Fall war. GHOST, Forge, die Ghuls und Co. agieren nach wie vor auf einem so unverschämt hohen Niveau, sind von Mittelklasse meilenweit entfernt und dürften auch in dieser Epoche zahlreiche Anhänger finden. Sie erfinden sich zwar nicht neu, gehen ihren Weg aber konsequent weiter, der Griff nach den Sternen ist einmal mehr gelungen – auch wenn er harmonischer gelingt als gedacht. Doch von Verwelkung kann, wie im Albumtitel, keinesfalls die Rede sein!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp