GHOST NEXT DOOR, THE - The Ghost Next Door
Mehr über Ghost Next Door, The
- Genre:
- Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Mausoleum Records
- Release:
- 19.06.2015
- Forever My Demon
- Crickets
- All Fall Down
- Ten Steps Back
- Dead Things
- Bully
- Eleven O'Clock Blues
- Fragile
- Famous Last Words
US Rock der etwas spannenderen Sorte
Ein Bandname wie THE GHOST NEXT DOOR lässt zunächst zwar Befürchtungen an eine belanglose Teenie-Rock-Kapelle aufkommen, doch ganz so schlimm liegt der Fall bei besagter Truppe aus Berkeley, Californien, glücklicherweise nicht. Sänger und Gitarrist Gary Wendt steht vielmehr in guter Verbindung zu den Größen der Bay-Area-Szene, wie den Herrschaften Robb Flynn, Craig Locicero und Gary Holt, und diesem offenbar sehr fruchtbaren Austausch entspringt Wendts Drang, die "dunkle Melancholie des 80er und 90er Alternative mit der Aggressivität der Bay Area zu vermählen."
Von diesem Vorhaben ist auf dem selbstbetitelten Banddebüt "The Ghost Next Door" zunächst allerdings wenig zu hören. 'Forever My Demon' und 'Crickets', die ersten beiden Tracks des Albums, klingen ähnlich wie STAIND, FLAW und Konsorten, also typische Vertreter des US Rocks der vergangenen 15 Jahre. Tiefe, satte Gitarrenriffs, rauer Gesang, insgesamt aber eine recht eingängige Grundhaltung, welche den Zugang zu den Songs stark vereinfacht und dem jeweiligen Vertreter stadionfüllende Konzerte ermöglicht. Zu Beginn macht also auch THE GHOST NEXT DOOR den Eindruck eines eher risikofreien Mainstream-Projektes. Mit 'All Fall Down' ändert sich der Tonfall jedoch: Wenn der Vierer die DEFTONES oder FEAR FACTORY als Einflüsse nennt, werden diese nun, nach der zunächst etwas farblosen Eröffnung des Albums, endlich hörbar. 'All Fall Down' ist kein Übersong, verleiht "The Ghost Next Door" aber mit einem Mal eine interessantere, weil deutlich bissigere, bisweilen auch progressiv Note. Und das folgende 'Ten Steps Back' mischt tatsächlich Ansätze von PANTERA-Groove mit KORNscher Subversivität und der dazu gehörigen Dynamik.
Nein, das hat mit Bay Area Metal wenig zu tun. Eher ist es der psychotisch angehauchte Nu Rock von KORN oder düster-aggressiver Grunge Marke ALICE IN CHAINS, die im weiteren Verlauf von "The Ghost Next Door" immer stärker durchklingen. Das klingt prinzipiell interessant und ist allemal spannender als der Durchschnittskram der in den Vereinigten Staaten im Radio läuft, doch THE GHOST NEXT DOOR gelingt es letztlich nicht, eine kongruente, geschlossene Mischung abzuliefern, und damit der Hörerschaft das erforderliche Maß an Anknüpfpunkten zu bieten. Was hier geboten wird ist bisweilen anspruchsvoll, hat trotz Mainstream-Sound angenehme Ecken und Kanten, klingt aber irgendwie unfertig und in sich nicht ganz schlüssig. Aus meiner Sicht bleiben nur die beiden progressivsten Tracks des Albums, 'Eleven O’Clock Blues' und 'Fragile' der Erwähnung wert. Hier entwickeln die Herren und Frau Musiker ansatzweise schon TOOLsche Intensivität – das hat Klasse, das strapaziert das Nervenkostüm und das Denkvermögen auf höchst angenehme Art und Weise. Nächstes Mal bitte mehr davon!
Viele Bands reklamieren für sich die Eigenständigkeit, die eine Einordnung in bestehende Schubladen unmöglich macht. THE GHOST NEXT DOOR darf sich diese Auszeichnung tatsächlich ans Revers heften – doch der progressiv angehauchte Grunge-Alternative-US-Rock-Mix bleibt in der Gesamtbetrachtung doch Stückwerk. Auf lange Sicht aber kein Grund zur Verzweiflung; ich könnte mir vorstellen dass Wendt hier in Zukunft noch die Kurve kriegt. Die Ansätze sind jedenfalls vielversprechend.
Anspieltipps: Eleven O'Clock Blues, Fragile
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause