GHOST OF MARY - Oblivaeon
Mehr über Ghost Of Mary
- Genre:
- Progressive Metal / Gothic Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Revalve Records
- Release:
- 02.12.2016
- The Moon And The Tree
- Shades
- Last Guardians
- Nothing
- The Ancient Abyss
- Oblivaeon
- Black Star
- Something To Know
- The End Is The Beginning
- Nowhere Now Here
- The Ancient Abyss (Piano Version)
Verspielt und bombastisch - und manchmal zu überladen!
Vor ein paar Jahren hätte man gesagt: typisch italienischer Bombastkram! Das Urteilsvermögen zu Releases aus der symphonischen Abteilung des südeuropäischen Power Metals war durch viele enttäuschende und vor allem aufgeblähte Veröffentlichungen massiv getrübt worden, so dass wahre Ängste ausgestanden werden mussten, wenn mal wieder eine neue Band mit Fantasy-Cover und opulent arrangierten Kompositionen um die Ecke kam. Ganz so schlimm ist die Szenerie heute aber nicht mehr, weshalb Acts wie GHOST OF MARY nicht mehr durch das Raster der Vorurteile fallen und mit intelligenten Arrangements und nur wenigen knödeligen Parts auch wieder die Chance bekommen, international um Anerkennung zu kämpfen. Und mit einer Platte wie "Oblivaeon" in der Hinterhand könnten die Italiener genau das auch schon in Kürze erreichen!
ALlerdings bedarf es einiger Durchgänge, bis man die inhaltliche Tiefe der Platte auch tatsächlich erfasst hat. Viele oberflächliche Melodieparts lassen mich Schlimmes befürchten, die gelegentlichen Schlenker in den Melo-Death-Sektor können sich von ihrem Alibi-Momentum nur schwerfällig befreien, und da über allem der aufgeblasene Keyboardsound steht, der sinnbildlich für die vielen klassischen Einflüsse von "Oblivaeon" ist, reduzieren sich die Berührungsängste nicht wirklich, auch wenn das Songwriting viele ausgefeilte Breaks liefert. Mit wachsender Spieldauer akzeptiert man dann aber das überschüssige Klangvolumen und die symphonischen Spielereien und schafft es, die Konzentration auf die kompositorische Materie zu legen, die grundsätzlich wirklich gut ist. EVERGREY und ENSIFERUM dürften hin und wieder Pate gestanden haben, wenngleich die emotionale Vorgehensweise wohl ganz klar für die Schweden spricht. Aber es ist eine ziemlich bunte Mixtur, die in den elf Songs angeboten wird, verspielt und lebendig, dann aber auch wieder ruhig und introvertiert. GHOST OF MARY kreieren verschiedenste Stimmungslagen und können gerade hier aus dem Vollen schöpfen, weil das Talent der Songschreiber nicht wegzudiskutieren ist.
Und dennoch wäre eine fokussierte Entschlackung hin und wieder förderlich gewesen, denn würde sich die Truppe nicht allzu oft hinter ihrem bombastischen Gesamtbild verstecken, würden die Details noch viel deutlicher in den Vordergrund rücken und eben genau das bestätigen, was die ganze Zeit über diesem Album schwebt: Diese Italiener verstehen ihr Werk, wollen sich aber nicht darauf einlassen, den Blick konzentrierter auf die wesentlichen Aspekte zu richten. Denn im Kern ist "Oblivaeon" sogar ein sehr gutes Album, aufgrund des gesamten umgarnenden Zierrats aber nur ein gutklassiges!
Anspieltipps: Last Guardians, The End Is The Beginning
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes