GIRUGAMESH - Now
Mehr über Girugamesh
- Genre:
- J-Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Gan Shin Rec. (Universal)
- Release:
- 12.02.2010
- Now (intro)
- Bit Crash
- NO MUSIC NO REASON \x{3000}\x{3000}\x{3000}
- ALIVE
- I Think I Can Fly
- BEAST
- Nobody
- Suiren
- DIRTY STORY
- GAME
- Driving Time
- Arrow
- BORDER (Bonus)
- Crying Rain (Bonus)
Party statt Kulturschock!
'Zumindest sind sie in Wacken aufgetreten, vielleicht ist noch nicht alles verloren' - unterziehe ich mich einer Selbsthypnose, während ich als Metalhead hyperventilierend und mit zitternden Händen eine J-Rock-CD in den Player schiebe. Mir steht etwas bevor, das mit unmöglichen Frisuren, androgynen 'Sängern' und einem Nervfaktor höher als der Tibet assoziiert wird.
Flippig und verrückt wollen die Japaner sein, das verrät schon das Cover des vierten Albums sowie die Spielereien mit Groß- und Kleinschrift bei den Songtiteln, deren Sinn mir verborgen bleibt. Aber was immer dem Bandimage dient ... und ein Image konnte sich das Quartett aus Tokyo durchaus aufbauen. Mit typisch japanischem Arbeitseifer verbreiteten die vier jungen Musiker seit der Bandgründung 2003 mit drei Studio-Alben, einer Live-DVD sowie zahllosen großen Tournees die frohe Kunde von GIRUGÄMESH. Eine Kunde, die mich abgesehen vom Bandnamen nicht erreicht hat, sodass ich nun völlig unbeleckt in die Klangwelt der Japaner tauche.
Kurzes Schmunzeln über die Aussprache im Intro, dann dreht auch schon das einprägsame 'Bit Crash' auf: Synthies satt, ein technolastiger Beat, der auf aggressiven Basswellen surft, dazu Satoshis Stimme, die gelegentlich punkig schreit, aber meist in boygroupnahen Gefilden schwebt - dies ist der erste Eindruck vom Sound der Japaner, der sich im Verlauf von 'Now' nicht mehr großartig verändert. Grundaggression, tanzbare Coolness, in der poppigen Glitzermaschine weichegespült - der Albumname ist Programm. 'Now' ist keine Scheibe, die einem nach dem Hören im Hinterkopf herumspukt, aber ein kurzweiliger Spaß fürs Autoradio, um durch die Großstadt zu rasen (nicht umsonst heißt ein Titel 'Driving Time') - oder einfach um abzutanzen, zu flotten Nummern wie 'I Think I Can Fly' oder 'Beast', das mit frechen weiblichen Vocals in die Disco ruft. Für eine Atempause sorgt das softe 'Nobody', das die Grenze zum Pop nicht nur überschreitet, sondern sich im Kuschelland wohlig räkelt. Und sanfte Töne stehen dem Sänger ohnhein besser - ab wann sein Organ die Nerv-Grenze überschreitet, liegt wohl am Hörer.
Welches ist also mein Gesamteindruck, nachdem ich die CD mehrmals habe rotieren lassen und unter dem schützenden Bett wieder hervorgekrochen bin? 'Puuh, war gar nicht so schlimm'. Egal, was man von J-Rock hält, eines muss man GIRUGÄMESH lassen: Sie verstehen es, Power und gute Laune zu verbreiten. Tatsächlich habe ich mich dabei erwischt, zu rockigeren Nummern wie 'Suiren' oder 'Game' mitzustampfen. Hörbar ist ''Now'' ohne Zweifel, auch wenn der Reiz des Neuen durch die sehr ähnlich gestrickten Songmuster recht schnell verpufft. Liebhaber von seichterem Rock und elektronischer Musik dürften dennoch ein Ohr riskieren, denn 'exotisch' ist der von GIRUGÄMESH gebotene Genremix höchstens durch die japanischen Vocals.
Anspieltipps: No Music No Reason, Beast, Dirty Story
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein