GLACIER EATER - Tempest
Mehr über Glacier Eater
- Genre:
- Thrash Metal / Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Glacier Recordings
- Release:
- 27.10.2023
- Exodus
- Disharmony
- Landing
- Massacre
- Grief
- Tempest
- Adrift
- Homeward
Spannender Galopp zwischen Death, Thrash und Punk.
GLACIER EATER aus dem sonnigen Kalifornien suhlt sich am liebsten im melodischen Thrash Metal. Das Quartett, das seit Gründung im Jahr 2015 von Gitarrist und Sänger Keith Welch und Gitarrist Ryan Hansen angeführt wird, hat dabei bisher allerdings nur das selbstbetitelte Debüt aus dem Gründungsjahr als auditive Nachweise des musikalischen Talents vorzulegen. Doch nach knappen acht Jahren gibt es nun ebenso viele frische Kompositionen zu bestaunen, die unter dem Namen "Tempest" das Licht der Welt erblicken und gleichzeitig die beiden Neuzugänge Trey Derbes (Schlagzeug) und Bret Fontaine (Bass) präsentieren.
Musikalisch wird die Kategorisierung als Melodic Thrash Metal dem Quartett dabei eigentlich überhaupt nicht gerecht. Klar, Nummern wie der Opener 'Exodus' atmen tief im Kern natürlich die Luft der Bay Area und bedienen sich bei Größen wie TESTAMENT, EXODUS oder auch METALLICA, doch die Blicke über den musikalischen Tellerrand sind so zahlreich, dass nie auch nur im Ansatz die Gefahr eines leblosen Tributs an die eigenen Helden aufkommt. Viel mehr präsentiert sich das Material auf "Tempest" spätestens ab der zweiten Nummer 'Disharmony' unheimlich abwechslungsreich und vielfältig. So spiegelt sich im gerade erwähnten Song etwa eine tief verwurzelte Liebe zum Punk wieder, welche die Amerikaner dank räudigen Gitarrenriffs, überraschend melodischen Leads und heiseren Schreien von Fronter Keith sogar ins Fahrwasser der norwegischen Vollgas-Rocker KVELERTAK hievt.
Musikalisch schlägt 'Landing' danach in die gleiche Kerbe, macht zur Mitte hin aber plötzlich auf dem punkigen Absatz kehrt und galoppiert einmal quer über den Atlantik nach Skandinavien, wo plötzlich angeschwärzte Todesstahl-Gitarren ausgegraben und in den sowieso schon wuchtigen Bandsound integriert werden. Gerade wenn man danach denkt, man hätte jetzt eine Ahnung, wie GLACIER EATER tickt, schlägt der Vierer aber einen weiteren Haken und serviert mit 'Massacre' eine massive Bay-Area-Thrash-Abrissbirne, bei der Keith geradezu wahnsinng klingt. Doch keine Sorge, auch hier liefert die Lead-Gitarre genügend melodische Aufhänger, damit man als Hörer oder Hörerin nicht komplett von den rasanten Drums überrannt wird.
Haben wir denn jetzt alle musikalischen Pole der Amerikaner gehört? Nicht wirklich, denn mit 'Grief' steht plötzlich eine geradezu folkig angehauchte Ballade in den Startlöchern, die von akustischen Gitarren getragen wird und demonstriert, dass Fronter Keith sogar ganz gut melodisch singen kann. Das Zwischenspiel 'Adrift' schlägt übrigens in eine ähnliche Kerbe, fungiert aber nur als Auftakt für das abschließende Epos 'Homeward', das auf starke Art und Weise die verschiedenen Bestandteile des Bandsounds noch einmal miteinander verheiratet.
Insgesamt macht das "Tempest" zu einer munteren Thrash-Death-Abreibung mit viel punkiger Attitüde, die kurzweillig, teilweise wirklich fesselnd und sehr unterhaltsam aus den Boxen donnert. Ein Antesten lohnt sich daher auch für alle Freunde rasanter und dennoch melodischer Töne, auch wenn dem GLACIER EATER-Zweitwerk am Ende vielleicht zwei echte Hits fehlen, um den Sprung über die 8-Punkte-Marke und damit ins Jahresbesten-Territorium zu schaffen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs