GLADENFOLD - Nemesis
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2022
Mehr über Gladenfold
- Genre:
- Symphonic / Power / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 29.04.2022
- Carnival Of The Hunter
- Chiara's Blessing
- Stone Of Storms
- Nemesis
- Saraste
- Solitude's Bane
- Revelations
- Tapestry Of Creation
- Broken
- Gloria Eternal
- Where Mountains Mourn
Zu wild geratener Stilmix der finnischen Symphonic-Liebhaber.
Die Finnen GLADENFOLD werfen bei der Beschreibung ihrer musikalischen Einflüsse nur so mit Größen der Metalszene um sich und mischen dabei auch Genres teilweise bunt durch. So fallen neben Landsleuten wie CHILDREN OF BODOM, WINTESUN oder NIGHTWISH auch die Namen deutscher Schwermetall-Titanen wie BLIND GUARDIAN und GAMMA RAY. Einerseits müsste das Sextett damit perfekt in mein Beuteschema passen, werden hier doch viele meiner persönlichen Lieblingsbands genannt, andererseits macht mir der etwas krude Stilmix schon vor dem Genuss der ersten Töne des Drittwerks "Nemesis" ein paar Sorgen. Immerhin entsteht aus dem fröhlichen Durchmischen all dessen, was man im heimischen Musik-Kühlschrank so findet, noch lange keine schmackhafte Suppe.
'Carnival Of The Hunter' scheint mich erst einmal aber Lügen zu strafern, denn die Nummer ist zwar mit pompösen Orchestrationen, immer wieder eingestreuten Gitarren-Leads und einem Mix aus typischen Power-Metal-Gesängen und Growls auf den ersten Blick ganz schön überladen, wird aber von einem absolut genialen Gespür für melodische Widerhaken und Hooklines zusammengehalten. Und ja, ich würde sogar soweit gehen, hier direkt von einem echten Hit zu sprechen. 'Chiara's Blessing' bedient sich gerade in Sachen Keyboards im Anschluss deutlich bei CHILDREN OF BODOM und fährt in der ersten Hälfte eine härtere Kante als der Opener, um nach schönem Mittelteil samt singender Gitarren dann aber ein wenig den roten Faden zu verlieren und damit unglücklicherweise den Weg für einen Großteil der restlichen Spielzeit vorzugeben.
So trumpfen die Finnen immer wieder mit extrem interessanten Ansätze auf, nur um sich kurze Zeit später in wilden Experimenten oder unpassenden Genre-Mixturen zu verlieren. Erinnert ihr euch daran, als ihr erstmals mit Taschengeld im Selbstbedienungsabteil des Süßwarenladens standet und unbedingt ein Teil von jeder Süßigkeit in eure Tüte packen musstet? So scheint es GLADENFOLD auch zu gehen. Ist man gerade gut im Melodic Death Metal unterwegs, dann muss auch noch ein symphonischer Chorus, ein Piano oder etwas deplazierter Gothic-Sprechgesang einen Platz finden. Zaubert man gerade den Beginn einer tollen Power-Metal-Hymne hervor, dann dürfen natürlich ein paar Growls und Screams samt knüppelharter Gitarren nicht fehlen. Die Finnen mögen das als ihr Alleinstellungsmerkmal sehen, nur ist das dem Songmaterial an sich einfach nicht dienlich und lässt mich immer wieder etwas genervt zurück, angesichts des kompositorischen Chaos.
Dabei kann es das Sextett so viel besser, etwa wenn in 'Saraste' mal auf die Bremse gedrückt und eine folkige Ballade abgeliefert wird, oder sich in 'Solitude's Bane' die MDM-Härte einmal ohne zu große Unterbrechungen entfalten kann und nur von vereinzelten Klargesängen ergänzt wird. Handwerklich sind die Finnen dabei übrigens auch über sämtliche Zweifel erhaben, nur hilft das alles nicht dabei, "Nemesis" zu einem in sich geschlossenen und starken Album zu machen. Freunde und Freundinnen von pompösen Tönen dürfen trotzdem einmal ein Ohr riskieren, denn zwei oder drei Highlights sind trotz der Kritik zu entdecken.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs