GOD DETHRONED - Passiondale
Mehr über God Dethroned
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.75
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 27.04.2009
- The Cross Of Sacrifice
- Under A Darkening Sky
- No Man's Land
- Poison Fog
- Drowning In Mud
- Passiondale
- No Survivors
- Behind Enemy Lines
- Fallen Empires
- Artifacts Of The Great War
Der Soundtrack zum ersten Weltkrieg.
Drei Jahre haben GOD DETHRONED also gebraucht, um den Nachfolger zu "The Toxic Touch" einzuzimmern, der auf den Namen "Passiondale" hört. Wer im Geschichtsunterricht ein wenig aufgepasst hat, dem sollte dies etwas sagen, handelt es sich dabei doch um einen Schauplatz in Flandern, an dem im ersten Weltkrieg die alliierte Großoffensive ohne Hilfe der Amerikaner gescheitert ist. Der Trend, den die Niederländer also auf den letzten Alben angeschlagen haben - nämlich von den doch etwas infantilen Kinderfresser-Satan-Lyrics Abstand zu nehmen - wird also auch auf der achten Platte beibehalten. Was "Passiondale" sonst noch so zu bieten hat, sollen die nächsten Zeilen klären, also munter den Stahlhelm aufgesetzt und durch die Schützengräben gestiefelt!
Auffällig an "Passiondale" ist zuerst einmal die Kompromisslosigkeit und Rücksichtslosigkeit, mit der die Holländer anno 2009 vorgehen. Musikalisch wird sich dabei wieder etwas mehr an der Todesblei-Schule bedient, wie es schon auf "The Toxic Touch" abzusehen war. Besonders das Drumming klingt um einiges traditioneller, das permanente schwarzmetallisch angehauchte Geblaste, dass "The Lair Of The White Worm" seine spezielle Note gegeben hat, ist auch auf "Passiondale" in der Form kaum mehr zu finden. Ich persönlich finde das schade, gefällt mir die Platte mit dem weißen Wurm doch am besten, der musikalischen Entwicklung und Qualität der Jungs um Henri Sattler tut dies aber dennoch keinen Abbruch. Und keine Sorge, geblastet wird auch auf "Passiondale" an allen Ecken und Enden, nur bleibt die meiste Zeit klar, dass eine Todesbleikapelle am Werk ist.
Gefangene werden auf "Passiondale" definitiv keine gemacht. Abgesehen von dem kurzen Intro und dem melodischen Outro führen uns GOD DETHRONED eine Lehrstunde vor, wie man brutale Musik fabriziert, sei es mit pfeilschnellem Riffing und purer Raserei wie in 'Under A Darkening Sky' oder mit stampfenden Nackenbrechern wie 'Fallen Empires'. Softer sind GOD DETHRONED definitiv nicht geworden, und das obwohl sie im fantastischen 'Poison Fog' und im flotten 'No Survivors' auf ganze Strophen mit klarem Gesang zurückgreifen. Doch gerade diese Abwechslung ist es, die GOD DETHRONED den Wahnsinn des Krieges tatsächlich eindrucksvoll und erschreckend realistisch vertonen lassen. Der melancholische klare Gesang in 'Poison Fog' beispielsweise hat mir beim ersten Mal hören eine Gänsehaut über den Rücken gejagt, in einer Wolke Senfgas zu verrecken muss die absolute Hölle gewesen sein. Natürlich unterstützen die Lyrics den Gesamteindruck der Platte, ich freue mich verkünden zu können: GOD DETHRONED sind wirklich erwachsen geworden. Die Texte gefallen mir größtenteils gut, vorbei sind die Zeiten, in denen man großartige Musik von sympathischen Herren serviert bekam, man aber nicht zu genau hinhören durfte. Die Holländer gehen mit der Thematik gut um und schaffen es, dem Hörer in Kombination mit der Musik ein erschreckend detailliertes Bild des Sterbens zu Zeichnen. Wer "Im Westen nichts Neues" mochte, der ist bei "Passiondale" als Anti-Kriegs-Soundtrack gut aufgehoben. Dem tut auch die Produktion keinen Abbruch, der Silberling donnert wie Artilleriefeuer aus den Boxen.
"Passiondale" ist ein geschichtlicher Exkurs geworden, sowohl thematisch, als auch musikalisch. GOD DETHRONED legen wieder einmal die Messlatte höher, mir ist es bei der Konstanz, mit der die Holländer gute Platten abliefern immer noch ein Rätsel, warum die Jungs zu der Sorte Bands gehören, von denen jeder zwar schon mal was gehört hat, aber die wenigsten sich tatsächlich auch die Mühe gemacht haben, dort mal rein zu hören. Verdient haben es GOD DETHRONED in jedem Fall, sowohl "Passiondale" als auch die Vorgängeralben sind großartig.
Anspieltipps: Under A Darkening Sky, Poison Fog, No Survivors, Fallen Empires
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Hagen Kempf