GOD SEED - I Begin
Mehr über God Seed
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Indie Recordings / Plastic Head
- Release:
- 23.10.2012
- Awake
- This From The Past
- Alt Liv
- From The Running Of Blood
- Hinstu Dagar
- Aldrande Tre
- Lit
- The Wound
- Bloodline
Gaahl und King sind wieder gemeinsam am Start.
Nach den ganzen Skandälchen und Querelen um die norwegische Black-Metal-Band GORGOROTH, deren Bandnamen und deren Protagonisten Infernus auf der einen und Gaahl und King auf der anderen Seite, haben nicht wenige Beobachter des Genres damit gerechnet, dass Gaahls angekündigte Auszeit vom Metal ein endgültiger Abgang sein könnte. Auch die Tatsache, dass King für das gemeinsame Projekt geplante Songs zusammen mit Shagrath für OV HELL verwendet hatte, legte diese Vermutung nahe.
Erfreulicherweise erwiesen sich diese Befürchtungen jedoch schon bald als unbegründet, denn nun liegt ziemlich überraschend das Debütalbum von GOD SEED vor. Zum Line-up gehören wie gehabt Gaahl, King und Mitglieder von TRELLDOM, THORNS, MOTORPSYCHO, DJERV, GRIMFIST und THE KOVENANT. In dieser Besetzung zeigt die Band, dass deutlich mehr in ihr steckt, als das Erfolgsrezept der GORGOROTH-Platten aus der Gaahl-Ära zu kopieren. Im Grunde genommen erinnert sogar eher wenig an diese Phase. Klar, die eine oder andere Referenz an den grimmigen alten Black Metal und speziell an "Ad Majorem Sathanas Gloriam" sind nicht ganz wegzuwischen, doch sie sind eher fragmentarisch und rudimentär.
Im Großen und Ganzen hat "I Begin" ein weitaus wärmeres Klangbild, ein über weite Strecken gedrosselteres Tempo - natürlich nicht ohne auch einige Blastparts aufzuweisen - und wohl dosierte Orgelpassagen, Elektronik-Elemente und Orchestrierungen. Diese werden jedoch in einer Art und Weise eingesetzt, wie man sie von 70er-Hardrock-Dinosauriern wie URIAH HEEP oder DEEP PURPLE kennt, oder auch von Goth-Rock-Flaggschiffen wie den SISTERS OF MERCY oder FIELDS OF THE NEPHILIM. Hört euch ein Stück wie 'Hinstu Dagar' an, und ihr wisst genau, wovon ich rede.
Damit schafft sich die Band eine eigene Nische. Weder hängt das Sextett den allseits bekannten chartenden Bombast-Blackies an, noch zwängt sie sich in das Korsett der eigenen Vergangenheit. Vielmehr wird ein grundsolides, finsteres Black-Metal-Gerüst mit allerlei spannendem und in diesem Kontext auch relativ eigenständigem Zierat versehen, der sowohl Gaahl die Möglichkeit verleiht, seine charismatische Stimme vielseitig einzusetzen, als auch King die Chance gibt, mit seinen Kompositionen Wege zu gehen, die zu seiner früheren Stammband nur bedingt gepasst hätten.
Die engstirnige Black-Metal-Fraktion braucht die Band deshalb jedoch nicht komplett abzuschreiben, denn wenn etwa das rasende und klirrende 'Aldrande Tre' oder das finster schleppende, von tollen, geisterhaften Melodien flankierte und von gesprochenen Vocals geleitete 'Lit' erklingen, dann gibt es auch für den Traditionalisten große Momente zu Hauf. Auch die großartigen Leadgitarren bei 'The Wound' sind ein echter Ohrenöffner, wohingegen der ambient-industriell dröhnende und scheppernde Rausschmeißer 'Bloodline' leider nicht mehr allzu viel reißen kann, aber auch eher als Outro gedacht sein dürfte.
Die Scheibe ist aber insgesamt auf jeden Fall für all diejenigen einen Versuch wert, die das bisherige Schaffen der Protagonisten begleitet haben, aber mehr noch für jene, denen insbesondere GORGOROTH bislang zu eindimensional und reduziert erschien.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle