GODOJ, THOMAS - Album V
Mehr über Godoj, Thomas
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Tomzilla/Eigen
- Release:
- 24.10.2014
- Genau der Moment
- Magnetisch
- Reklamation
- Das finstere Tal
- Beste Entscheidung
- Aus freien Stücken
- Wie das Leben klingt
- Ein Fisch bot sich zum Essen an
- Süchtig nach Schmerz
- Endlosschleife
- Dir so nah
- Du rennst
- Seite an Seite
- Magnetisch (Akustik Version)
- Aus freien Stücken (Akustik Version)
Ein großer Hoffnungsträger für den deutschsprachigen (Hard-)Rock!
Wenn man über THOMAS GODOJ schreibt, kommt man kaum daran vorbei, auf die musikalische Vergangenheit dieses Künstlers aus Recklinghausen einzugehen. Zumal sich das zu rezensierende Album textlich wie musikalisch in erster Linie darum dreht, den bisherigen Werdegang Revue passieren zu lassen, und sich damit vom bisherigen Karriereverlauf loszulösen.
THOMAS GODOJ hat anno 2008 die fünfte Staffel der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) gewonnen und befand sich seitdem in den Mühlen der Plattenindustrie. Das war für Thomas trotz des großen Erfolges keine glückliche Zeit, vor allem unter künstlerischen Aspekten, und er beschloss, sich unter erheblichem Aufwand davon zu lösen. Thomas gründete ein eigenes Label und "Album V" wurde ausschliesslich über Crowdfunding finanziert. Dass er dabei den europäischen Crowdfunding-Rekord im Bereich Musik aufgestellt hat, zeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist und auf eine treue Fanbasis zurück greifen kann. Über diese bin letztendlich auch ich auf THOMAS GODOJ gestoßen, aber das ist eine andere Geschichte, über die ich demnächst hier an anderer Stelle berichten möchte.
Wer jetzt trotzdem Zweifel daran hat, dass ein deutscher Casting-Star kraftvolle und vor allem ehrliche Musik machen kann, der sollte sich nur mal den Opener 'Genau der Moment' anhören. Das ist nämlich satt produzierter, intelligent arrangierter und vor allem unwahrscheinlich energiegeladener, fast wütender Power Rock, getragen von einer sehr charismatischen, angenehm tiefen Stimme. So mag das der Papa, so könnte das aber auch ein Anhänger von beispielsweise THE INTERSHPERE gut finden, wenn er sich die Alterna-Vibes wegdenkt und diese mit einer deutschrockigen Herangehensweise ersetzt. Auch DIE TOTEN HOSEN können nämlich saftig rocken, GODOJ ist allerdings auch kein Punk-Rocker - nein, seine Musik steht durchaus auf eigenen Füßen. So sind auch 'Reklamation' und die von den Akkordfolgen an PLACEBO erinnernde, geradezu superbe (!) 'Beste Entscheidung' fetzig-groovige Uptempo-Rocker, die unweigerlich zum Headbangen animieren.
Aber klar, es gibt auch noch haufenweise andere Aspekte auf "Album V": Da wäre die etwas seichtere und britischer klingende Seite mit dem von einer sehr anziehenden Ohrwurm-Melodie gesegneten 'Magnetisch' und dem etwas nach U2 klingenden 'Das finstere Tal'. Und da wäre die eher balladeske Seite mit Akustik-Gitarren in 'Aus freien Stücken' und mit der zärtlichen 'Endlosschleife', bei der vielleicht auch die Teenie-Girls, die den Mann zu DSDS-Zeiten anhimmelten, feuchte Träume bekommen würden. Wenn die sich überhaupt noch erinnern können, wer THOMAS GODOJ überhaupt war.
Aber egal, was er macht, die Musik wirkt niemals anbiedernd, niemals auf den schnellen Erfolg zielend, und trotzdem kann ich mir vorstellen, dass viele Menschen diese Musik gerne im Radio hören wollen würden. Denn das Mainstream-(Rock-)Publikum ist nicht so dumm-doof, wie es die Industrie gerne hätte oder wie es irgendwelche Parolen dreschende Szene-Sprachrohre gerne dargestellen. "Album V" von THOMAS GODOJ enthält Musik mit Herz und Seele und bietet etwas für jeden Rockfan zwischen zehn und achtzig Jahren, was er wertvoll nennen kann. Die herrliche Beschreibung des Daseins im Haifisch-Becken "Musikindustrie" im Text von 'Ein Fisch bot sich zu essen an' würde ich sogar zur Allgemeinbildung in Sachen deutscher Musikhistorie ernennen wollen. Sollte man mal gehört und gelesen haben. Und wer sich für den Erwerb der CD entscheidet, bekommt ein liebevoll entworfenes Artwork inclusive fettem Booklet in der Deluxe-Version.
Ein kleiner Kritikpunkt sei allerdings gestattet. "Album V" ist an allen Ecken und Enden ein Befreiungsalbum, auf dem man als Hörer immer wieder mit Thomas' hartem Kampf gegen das Business und das Stigma als Casting-Star - vor allem textlich - konfrontiert wird. So wichtig dies auch für den Menschen THOMAS GODOJ sein mag, würde ich mich sehr dafür interessieren, was jenseits davon liegt, und was sein wahres künstlerisches Anliegen ist. Also frei nach dem Motto "Ist der Ruf erstmal ruiniert, musiziert es sich ganz ungeniert" harre ich der Dinge, die da nun kommen. Ein Akustik-Album wurde bereits angekündigt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker