GöDEN - Vale Of The Fallen
Mehr über Göden
- Genre:
- Avantgarde Doom/Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 17.05.2024
- The Divine
- In The Vale Of The Fallen
- Urania
- Black Vortex
- Rings Of Saturn
- Death Magus
- Zero
- Manifestation IX
- Requiem
- Majestic Symphony
Beklemmend-düsterer Interstellar-Trip in die Dunkelkammer der eigenen Seele.
Seit dem 2020 erschienenen famosen Debütalbum "Beyond Darkness" warte ich bereits sehnsüchtig auf den Nachfolger und hatte insgeheim schon fast befürchtet, es würde aufgrund fehlender Hörerresonanz und unbefriedigender Verkaufszahlen mit GÖDEN wieder genauso schnell dem Ende entgegen gehen wie mit den seinerzeit ihrer Zeit weit voraus musizierenden WINTER, aus denen dieses Bandprojekt hier ursprünglich ja hervorgegangen ist. Im beiliegenden Pressetext wird hinsichtlich dieser Fortführung auf die Metamorphose von CELTIC FROST zu TRIPTYKON hingewiesen, und tatsächlich ist dieser gezogene Parallelvergleich alles andere als an den Haaren herbeigezogen. Auch Stephen Flum ist es im vorliegenden Fall als Testamentsverwalter und GÖDEN-Mastermind sehr gut gelungen, das musikalische Erbe der geistigen Vorgängerband glaubhaft in das neue Millennium zu katapultieren, ohne dabei eben die typischen Trademarks bzw. die ursprüngliche Klang-DNA der Vorgängerband zu verleugnen.
Eingeleitet wird das neue Opus in Gestalt des Intros 'The Divine' mit tieftraurigen Streicher- und Klaviermelodien, welche ebenso gut aus der kompositorischen Feder eines französischen Romantikers wie z.B. Gabriel Fauré hätten entspringen können, bevor das folgende Albumtitelgebende 'In The Vale Of The Fallen' bereits sämtliche Markenzeichen des GÖDENschen Soundkosmos in sich vereinigt: Zähes, schleppendes und in die Breite gezogenes Lava-Riffing, downgetunte Vier- und Sechssaiter, druckvolles Schlagzeugspiel, bedrohlich-sphärische Keyboardteppiche (für die Tony Pinnisi verantwortlich zeichnet, der als Session-Musiker ebenfalls bereits bei WINTER in die Tasten gegriffen hat) sowie das brutal-wuchtige und sardonische Stimmorgan von Vas Kallas, ihres Zeichens darüber hinaus im Hauptberuf noch aktiv bei der Industrial Rock-Combo HANZEL UND GRETYL. Das ist natürlich vordergründig erst einmal Musik, die ihren ganz eigenen sinistren Zauber durch den Einsatz einer gewissen fortlaufenden Monotonie bezieht, wie es bei Bands aus dem Doom/Death-Bereich als gängiges Stilmittel eben für gemeinhin oftmals so üblich ist. Hier sind freilich nicht instrumentales Können und Spielwitz Trumpf, sondern Atmosphäre und Sounddesign.
Für diese Art von Musik sollte man von Haus aus also im besten Fall schon eine gewisse Grundliebe mitbringen. Wer seinen Schwarzmetall eher dynamisch und breaklastig mag, stakkatoartiges Riffing und rasendes Blastbeat-Drumming präferiert und innerhalb der Songs sich gerne lieber einmal mehr als einmal zu wenig überraschen lässt, ist hier eindeutig fehl am Platz. Die folgenden Songs 'Urania' und 'Black Vortex' beschränken sich im Songkern dann eben auch auf ein, zwei immer wiederkehrende Grundriffs. Was kürzlich ein geschmackssicherer Rezensent zur neuen DARKTHRONE-Platte ansprach, findet in Essenz auch im hier vorliegenden Fall seine Richtigkeit: Wenn man diese ein, zwei Riffs auf längere Strecke durchexerziert, so müssen diese Riffs in ihrer ganzen Wirkmächtigkeit natürlich auch zu einhundert Prozent treffsicher sein und sich ohne große Umwege sofort im Audiohirn festsetzen und einnisten, sonst verliert sich das Ganze eben entsprechend schnell in Langeweile und löst sich in totaler Ödnis auf. Nicht so hier: Flum weiß als alter erfahrener Dunkelriffschmied natürlich ganz genau, welche Riffhebel er hierfür in Bewegung setzen muss, um eine maximale Sogwirkung beim Hörer zu erzielen.
Das Ganze unterlegt mit angemessener düsterer Tastenuntermalung und wohldosiertem Gitarren-Bending ergibt dann eine soundästhetisch perfekte Klangmelange, der man nichts weiter beizumengen braucht und alle Liebhaber von spannungsdichter, schwarzer Tonkunst zufrieden stellen sollte. Das unheimlich anmutende Synthie-Zwischenspiel 'Rings Of Saturn' entführt den Hörer dann im Geiste unweigerlich auf orbitale Reisen durch galaktische Untiefen und zerklüftete postapokalyptische Trümmerlandschaften, bevor mit 'Death Magus' ein weiteres Riffmonster von brachialem Kaliber von der Leine gelassen wird, welches hier additional von schaurigen Hammondartigen Orgelklängen ummantelt wird. Mit 'Zero' folgt dann tatsächlich eine für GÖDEN-Verhältnisse doch eher blassere, weil riffschwächere Nummer. Und warum gleich im Anschluss daran mit 'Manifestation IX' wie aus dem Nichts auf einmal die bereits auf dem Debütalbum veröffentlichten acht Manifestationen in Form von Spoken-Word-Rezitationen hier ihre Fortsetzung finden, hat sich im Albumkontext zumindest mir nun nicht wirklich erschlossen. Aber sei's drum. Der vorletzte Track 'The Requiem' greift dann noch einmal das musikalische Grundthema des Albumopeners auf, mit dem feinen Unterschied, dass anstelle des Pianos hier nun dezente Keyboarduntermalung das Klangbild beherrscht. Abgeschlossen wird die am Ende gefühlt irgendwie doch kurzweilig galaktische Albumreise dann mit dem ultratief bassdonnernden 'Majestic Symphony', welches durchaus auch den Aufnahmesessions von CELTIC FROST's monumentalen Avantgardewerk "Into The Pandemonium" hätte entstammen können, würde man es hier eben nicht wirklich besser wissen.
Alles in allem lässt sich festhalten: Wo GÖDEN draufsteht, bleibt auch weiterhin GÖDEN drin. Wenngleich hier auf ganzer Albumlänge auch nicht die enorme dunkle und intensive Strahlkraft des Debütalbum entfacht wird, so haben wir es doch auch hier mit einem riffmonströsen und nihilistisch dunkelatmosphärisch stark aufgeladenen Nachfolgealbum in fettem, perfekt abgemischtem Soundgewand zu tun, welches Liebhaber finster-beklemmender Brachialtonkunst und Fans von TRIPTYKON oder auch frühen VALBORG mit Begeisterung erfüllen sollte und den Hörer einlädt, bisher unentdeckte morbide klangliche Territorien neu für sich zu erforschen. Es lohnt sich.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze