GOJIRA - The Link Alive (DVD)
Mehr über Gojira
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Listenable/Soulfood
- Release:
- 16.06.2006
- Connected
- Remembrance
- Death Of Me
- Love
- Embrace The World
- Space Time
- Terra Inc.
- Indians
- Wisdom Comes
- Blow Me Away You(niverse)
- Lizard Skin
- Inward Movement
- The Link
- Clone
- In The Forest
Die Franzosen GOJIRA sind einer der momentan aufregendsten Metal-Exportschlager ihres Landes. Kürzlich bewiesen sie ihre Qualitäten erstmals auch auf deutschem Bühnenboden, als sie bei strahlendem Sonnenschein auf dem Rock-Hard-Festival einen unglaublich mächtigen Soundwall auftürmten, der das Innere verdunkelte und einige Kinnladen runterfallen ließ (meine inklusive). Dass die vier Jungs nicht erst seit diesem Gig oder dem aktuellen "From Mars To Sirius"-Album zur ersten Liga gezählt werden müssen, zeigt die vorliegende DVD (in Frankreich bereits 2004 erschienen), auf der ein Livemitschnitt aus dem Jahr 2003 verewigt wurde. Vor vollem Haus im "Barbet Théâtre" zu Bordeaux ballern sich die Burschen durch einen achtzigminütigen Set, der in punkto Intensität fast STRAPPING YOUNG LAD-Niveau erreicht. Willkommen im Paralleluniversum, wo MORBID ANGEL, MESHUGGAH und die DEVIN TOWNSEND BAND gemeinsam den Mainstream pulverisieren!
Brutal wie Hölle und atmosphärisch dicht fegen die Tracks der ersten beiden Alben – "Terra Incognita" und "The Link" – über die Oberfläche irgendeines imaginären Planeten, auf dem Hieronymus Bosch und Salvador Dalí im Schatten schwarzer Gesteinsmassive ihre Staffelei aufgebaut haben. Brocken wie das zwischen Blast und Genickbruch pendelnde 'Wisdom Comes', 'Connected', das irreführend betitelte 'Love' (was für 'ne Wand!), 'Embrace The World' und das verzwickte 'Indians' kommen so unheilschwanger und monströs fett aus den Speakern gewummert, dass man sich gut festhalten sollte, um nicht beim Nachbarn auf der Couch zu landen. Aber die Kerle sind und waren keine Stumpf-Gniedeldreschklopper. Und so fahren sie den Adrenalinspiegel während des Auftritts immer wieder auf Normallevel runter und werfen einen Abspacer wie 'Terra Inc.' (stammt von der 1999er, noch unter dem Namen GODZILLA veröffentlichten "Wisdom Comes"-EP) in die Runde oder gewähren dem Schlagzeug meditative Solo-Spots. Diesen Raum nutzt der schmächtige Wunder-Drummer Mario Duplantier, um sich unterstützt von einer stimmungsvollen Lightshow in eine andere Dimension abzuschießen. Hier ist kein Beckenschlag langweilig oder überflüssig. Und das alles hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mit den Unmengen uninspirierter Klöppel-Einlagen zu tun, die andere Bands gerne einschieben, um ihren wahlweise gealterten, blasenschwachen oder lustlosen Sängern eine kleine Pause zu gönnen. Bei GOJIRA dienen diese Ruhephasen einzig und allein dem Spannungsaufbau und der Vorbereitung der nächsten Druckwelle, die einem jedes Mal fast das Herz stehen bleiben und die Fans in der Halle komplett ausklinken lässt. Gut, die riesige GOJIRA-Fahne hat man eventuell vorher ans Publikum verteilt, aber das Gemoshe und die Stagediving-Action ist auf wahrhaftige Begeisterung zurückzuführen, die man auch als Nicht-Franzose absolut nachvollziehen kann.
Dynamisch in Szene gesetzt wird diese Show durch die zwar recht zügig, aber nicht nervig schnell geschnittenen Bilder, welche die perfekte Balance zwischen Videoclip-Ästhetik und echtem Live-Feeling halten. Sehr cool kommen zudem die von der "Doublebass-Kamera" eingefangenen Sequenzen, die Mario Duplantier bei der Zerlegung seiner Fußmaschine zeigen.
Das Bonusmaterial setzt sich schließlich aus einem verstörenden Video zu 'Love' und ein paar kurzen Live-Schnipseln in Bootleg-Qualität aus früheren Tagen zusammen. Letztere zeichnen in zwanzig Minuten den Weg von den Jugendzentren zu den größeren Clubs nach. Und all jene, die noch einen Beweis brauchen, dass die Herren ein bisschen anders sind, sollten sich die Easter Eggs (steuert mit dem Cursor den Baum im Hauptmenü an) in Form der beiden selbst gefilmten und extrem debilen "Tangui & Tchang"-Kurzfilme ansehen. Gute Besserung!
Fans der Band kommen an dieser DVD letztlich überhaupt nicht vorbei, und auch als Einstieg ist "The Link Alive" perfekt, da man durch die Verbindung von Lightshow und Musik noch schneller in den dunklen Bann der Franzosen gezogen wird als auf Platte. GOJIRA fuckin' rule!
Anspieltipp: Guckt die Show!
- Redakteur:
- Oliver Schneider