GORESOERD - Asülum
Mehr über Goresoerd
- Genre:
- Modern Death Metal / Hardcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 15.11.2013
- Depressiivmeedia
- Masin
- Poomine
- Kuningas Direktor
- Soerd
- Kloonitud Jumal
- Uppunud Loomade Varjupaik
- Kurjajuur
- Surnud Siber
- Porguekspress
- Asuelum
- Raibe Lenda
Einfach mal die Fresse halten?
Während die Mutter aller Suchmaschinen bezüglich GORESOERD irgendetwas über "Grindcore" ausspuckt und mir das neue Album der sieben Esten redaktionsintern als "Melodic Death Metal" schmackhaft gemacht wurde, trifft mich beim ersten Kontakt mit "Asülum" fast der Schlag – so widerwertig, dreckig und ungehemmt geben sich die durchgeknallten Herren aus Tallinn auf ihrem dritten Langspieler. Auf der bandeigenen Webseite bezeichnen sie ihren Stil als "Grotesque Metal", und das trifft die Sache schon ziemlich gut.
Hinter dieser Beschreibung verbirgt sich eine ebenso abstoßende wie faszinierende Mixtur aus modernem Hardcore Marke SHAI HULUD oder MERAUDER und unterschiedlichsten Death-Metal-Einflüssen. Wieso es insgesamt sieben Musiker bedarf, um den der Band eigenen trocken-bretzelnden Sound zu kreieren, ist mir nicht ganz klar – zwei der Mitglieder sind für "Programming & Scratching" verantwortlich; entsprechend hörbare Elemente haben am Klanggewand von GORESOERD keinen nennenswerten Anteil. Aber das ist auch gänzlich unerheblich, das musikalische Endergebnis spricht eine klare Sprache: Ein bösartiger SICK OF IT ALL-Ableger mit Deathcore-Anleihen wie 'Depressiivmeedia', garniert mit sirenenartigen Gitarren-Einwürfen weiß ebenso zu faszinieren wie ein zunächst als mächtiger Doom-Genickbrecher getarntes Modern-Death-Gemetzel namens 'Soerd'. Noch nach dem ersten Hördurchgang hätte ich ein Attribut wie "innovativ" bezogen auf "Asülum" als heuchlerische Schönfärberei verlacht, mittlerweile muss ich GORESOERD aber zugestehen, tatsächlich so etwas wie frischen (naja, genau genommen faulig-stinkenden) Wind in die in Trägheit erstarrte Welt moderner Hard- und Deathcore-Kapellen gebracht zu haben. Obwohl die einzelnen Titel auf zwei bis drei Minuten Spieldauer beschränkt sind, vermengen die nordbaltischen Psychopathen in fast jedem ihrer Songs auf "Asülum" mehr Ideen als zahllose vergleichbare Bands über die komplette Albumlaufzeit. Ich kann willkürlich Tracks aus Album Nr.3 der Esten picken und finde immer wieder nennenswerte Merkmale: 'Pörkuekspress' beginnt mit wild moshendem Core alter Schule, flicht nahtlos groovige Thrash-Elemente in den Zweiminüter ein und endet mit einem von sphärischen Flächenklängen unterlegten Headbang-Part. Der Titelsong 'Asülum' überrascht mit einem von grimmigen Chören und Klavierklängen verzierten Refrain, ist aber nichtsdestotrotz vor allem ein modern-metallischer-Kotzbrocken, mit vereinzelten melodischen Gitarrenleads und thrashigen Versen. Der ausgestreckte Mittelfinger an, nun ja, wahrscheinlich grundsätzlich jeden, der angesichts GORESOERDs dreckiger Metal-Mixtur angewidert die Nase rümpft.
Ich kann allerdings nicht verhehlen, dass die Esten auch mir streckenweise unbeschreiblich auf den Wecker gehen – und hierfür zeichnet einzig und allein die kaum als "Gesang" bezeichenbare Vokalarbeit der beiden Herren an den Mikrofonen verantwortlich. In erster Linie beschränken sich diese nämlich auf emsig grunzende und würgende Sprechlaute, offenbar bemüht, ganz besonders fies und angeekelt zu klingen. Hier trennt sich innerhalb des Bandgefüges die Spreu vom Weizen: Was die Instrumentalisten musikalisch abliefern gehört in die erste Liga, die Leistung der Vokalisten hingegen – selbst wenn diese Art von Ausdrucksweise ganz bewusst gewählt worden sein sollte – bestenfalls in die Amateurklasse. Na und dann fehlt "Asülum" über zwölf Tracks hinweg vielleicht auch noch das eine oder andere Spannungsmoment: Trotz innovativer Genrevermengung klingt die Platte eigentlich nur angepisst und augenzwinkernd bösartig. Ich wage zu behaupten, dass die Band in ganz andere Sphären vorstoßen könnte, ließe sie hier und da mal von ihrem Ekeltrip ab und überdächte die indiskutable Gesangsarbeit. In Landessprache darf diese im Übrigen gerne bleiben – das verleiht GORESOERD nämlich noch eine ganz eigene, dreckige Note.
Anspieltipps: Depressiivmeedia, Soerd, Asülum
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause