GORTHAUR'S WRATH - War For Heaven
Mehr über Gorthaur's Wrath
- Genre:
- Black Metal / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eternal Sound
- Release:
- 06.09.2013
- The Great Creation
- Übermensch
- The Lucifer Rebellion
- Birth Of Sin
- Inverted Spirits
- Coming Down To Earth
- 1000 Years
- The Son Belial
- Dawn Of A New Race
- Supreme Illusion
- Faithfall
Starker Bastard aus Black Metal und melodischem Death Metal.
Es ist eine spannende Frage, was es über die Black Metal Szene aussagt, dass ihre Hauptinspiration, wenn es um Bandnamen und Musiker-Pseudonyme geht, das Fantasywerk eines bekennenden Katholiken ist. Und um es noch spannender zu machen, damit ist nicht die Bibel gemeint (die ja auch von keinem Katholiken geschrieben wurde), sondern natürlich die zahlreichen Bücher J. R. R. Tolkiens.
Kaum eine Truppe kroch seit den späten Achtzigern aus Norwegens Wäldern, ohne dass sich nicht ein Ork in ihren Reihen befand. In einem nächsten Schritt könnte man sich nun fragen, ob es tatsächlich die Schriften des englischen Professors waren, oder vielmehr das Fantasy Rollenspiel, welches seine Welt zum Hintergrund hat und dessen Artwork sich in zahlreichen Bilddokumenten der Zeit versteckt, die eine ganze Reihe von jungen Wüterichen an die Gitarre und in die Fänge von Sex, Drugs und Rock'n'Roll trieben.
Und dann wiederum könnte man sich fragen, was diese Gedanken mit dem Thema dieses Reviews zu tun haben, außer Zeilen zu schinden. Nun ja, auf den ersten Blick folgt man bei GORTHAUR'S WRATH dem bekannten Muster, sie haben sich einen Mittelerde-Namen zugelegt und ein bisschen Blasphemie im Albumtitel angedeutet.
Wer nun beim Erstkontakt mit dem Werk der Kroaten nordisch klirrende Kälte und entweder primitives Geschrubbe in abartiger Geschwindigkeit oder übertriebenen Keyboard-Bombast und pseudo-intellektuellen Scheinanspruch erwartet, wird bereits nach dem Intro eines besseren belehrt. Wo 'The Great Creation' noch mit besagtem Synth-Orchester aufwartet und man sich gedanklich auf eine DIMMU BORGIR-Kopie einstellt, erwarten einen melodische Gitarren, die ihre Jugend wohl in Göteborg oder auf dem AMON AMARTHschen Wikingerschiff verbracht haben. Episch und heidnisch legt der 'Übermensch' los und würde sich auch gut auf einem der jüngeren Alben der Stockholmer Methorn-Fetischisten machen. Auch der Gesang kommt eher todesmetallisch daher und passt super zum gesamten Sound des Songs.
Hochmelodisch geht es auch mit 'The Lucifer Rebellion' weiter, wobei sich hinter das Intro mit tollen Lead-Gitarren ein klassisches RUNNING-WILD-Riff geschlichen hat, das so auch aus der Feder von Rock'n'Rolf zu dessen besten Zeiten hätte stammen können. Der Refrain des Liedes ist extrem eingängig geraten und wird im Chor gebrüllt, wobei sich ein Hauch von Melodie in die Darbietung geschlichen hat. Und so geht es eigentlich Schlag auf Schlag weiter. Im Spannungsbereich zwischen melodischem Death Metal und einigen Black Metal Spurenelementen wird hir in zehn Stücken kräftig auf den höllischen Putz gehauen. Die Gitarren sorgen dabei immer wieder für Glanzlichter, solieren munter vor sich hin, riffen mal göteborgisch, mal eher thrashig daher und bleiben dabei stets extrem ohrwurmelig. Der Gesang ist recht ausdrucksstark, ohne allzu sehr in die Extreme zu gehen und auf Keyboards wird so gut wie komplett verzichtet.
Das mag alles nicht sonderlich innovativ klingen, ist aber höchst patent zusammengerührt und mit musikalischer Finesse vorgetragen, so dass "War For Heaven" bereits seit Tagen meine, sonst dem Black Metal eher fernen Ohren umspielt und sich zu einem meiner momentanen Lieblinge gemausert hat. Freunde melodischen Black Metals im Grenzgebiet zum moderneren Melodic Death Metal sollten sich GORTHAUR'S WRATH mit ihrem aktuellen Album unbedingt einmal anhören, denn hier schlummert einiges an Potential.
Zur Geraderückung des Bildes sollte allerdings noch erwähnt werden, dass man in den Texten und der Bandpräsentation weiterhin genügend pseudo-philosophisches und -intellektuelles Rauschen vorgesetzt bekommt, das in gewissen Teilen des Black Metal unerlässlich zu sein scheint. Wen Nietzsche, Kabbala und ähnliche Textrequisiten nicht stören, bekommt aber verdammt starke Musik vorgesetzt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst