GOTHONY - Gothony
Mehr über Gothony
- Genre:
- Melodic Death Metal / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 12.01.2024
- Hologram
- Patient 2442
- Ants
- In The Shadow Of The Moon
- My Pain
- Crystal Dream Apophis
- Disarms The Gods
- Rapacity
Gute Ansätze, aber bei der Umsetzung hapert es noch.
Ihr habt gedacht, die Musikwelt hätte lange auf "Chinese Democracy" von GUNS'N'ROSES gewartet? Dann schaut euch einmal die Bandgeschichte von GOTHONY aus Finnland genauer an. Gegründet wurde der Fünfer nämlich bereits im Jahr 1993 und war gerade in den ersten Jahren mit ein paar Demos recht umtriebig. 1999 war aber erst einmal Schicht im Schacht und die Band wurde vorerst beerdigt, bevor sie im Jahr 2019 von den Toten auferstand und sich weitere vier Jahre später mit Singles endlich auch offiziell zurückmeldete. Mit "Gothony" steht noch einmal eine Sonnenumrundung später endlich das Debütalbum der Truppe aus Helsinki satte 30 Jahre nach Bandgründung in den Startlöchern. Wenn das mal kein Rekord für die Wartezeit bis zum ersten Release ist!
Die große Frage ist nun aber natürlich, ob sich die Warterei und die Beharrlichkeit der Band gelohnt haben. Musikalisch versprechen die fünf Musiker uns jedenfalls etwas Eigentümliches, bezeichnen sie ihren Stil doch selbst als Drama Metal. Ja, richtig gelesen, wieder einmal kommt eine Band daher und möchte uns gut gemachtes Graubrot als Gourmetdelikatesse verkaufen, denn hinter dem ausgedachten Genre versteckt sich schlichter Melodic Death Metal mit dezentem Gothic-Hang, schwerer Heavy-Metal-Schlagseite und einem Sinn für Dramatik. Eigentlich müsste die Truppe damit genau meinen Nerv treffen, doch schon der Opener 'Hologram' offenbart schnell, wo trotz großem Anlauf die Schwächen des Erstlings aus dem Hause GOTHONY liegen. So klingt der gesamte Track schrecklich bemüht, hat zwar gerade bei den Gitarrenleads durchaus ein paar gute Momente zu bieten, kommt aber insgesamt nie richtig aus dem Quark und verharrte im schleppenden Mid-Tempo, das weder zum Headbangen, noch zum freundlichen Mitwippen anregt.
Erschwert wird ein potentieller Begeisterungssturm ebenfalls von einer reichlich dumpfen Produktion, die selten wirklich überzeugt und vor allem den etwas heiseren Gesang von Fronter Wuohi S. Koski für meine Ohren etwas zu sehr in den Vordergrund rückt. Das Problem muss hier allerdings schon beim Ausgangsmaterial bestanden haben, denn mit Juho Räihä hat man sich für Mix und Mastering eigentlich fähige Hände an die Regler geholt. Scheinbar bestätigt wird diese Vermutung dadurch, dass auch viele Übergänge, gerade beim Schlagzeug und auch den Gitarren, etwas holprig wirken, womit das Kind schon beim Aufnehmen in den Brunnen gefallen wäre. Diese handwerklichen Stolpersteine helfen ingesamt natürlich nicht dabei, den Hörgenuss zu steigern, obwohl die Finnen durchaus ein paar in Ansätzen starke Kompositionen im Gepäck haben. 'In The Shadow Of The Moon' etwa ist ein gefälliger Melodic-Deather und auch 'Ants' hat gerade melodisch seine Momente. Selbst der weibliche Gastgesang in 'Patient 2442' funktioniert im Kontext des Bandsounds sehr gut, auch wenn er den Track, der ansonsten eher etwas uninspiriert aus den Boxen rumpelt, nicht ganz retten kann.
Ich bin ehrlich, nach dreißig Jahren Anlauf hätte ich mir vom GOTHONY-Debüt etwas mehr erhofft, doch dem Quintett fehlt, trotz der vermeintlich langen Bandgeschichte, hörbar noch der letzte Kick, um im Konzert der großen Landsmänner mitzuspielen. In der aktuellen Form ist der Erstling so nur ein solides Lebenszeichen einer nicht mehr ganz so jungen Band, die definitiv gerade bei der handwerklichen Umsetzung noch eine gute Schippe drauflegen muss.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs