GOTTHARD - Original Album Classics
Mehr über Gotthard
- Genre:
- Hard ROck
- Label:
- Sony
- Release:
- 28.08.2015
- Standing In The Light
- Downtown
- Firedance
- Hush
- Mean Streat Rocket
- Get Down
- Take me
- Angel
- Lonely Heartache
- Hunter
- All I Care For
- That's It
- Higher
- Mountain Mama
- Here Comes The Heat
- She Goes Down
- I'm Your Trevellin' Man
- Love For Money
- Get It While You Can
- Come Together
- Dirty Devil Rock
- Open Fire
- I'm On My Way
- Free And Alive
- Vision
- Got To Be Love
- Let It Rain
- Blackberry Way
- You
- Cheat And Hide
- Want You In
- Tell No Lies
- Back To You
- Best Time
- Hey Jimi
- Peace Of Mind
- Wun-Ga-Li
- Everything Can Change
- Take It Easy
- Light In Your Eyes
- Heaven
- Lonely People
- Eagle
- End Of Time
- Say Goodbye
- Reason To Live
- Come Along
- Homerun
- Sister Moon
- Make My Day
- Mighty Quinn
- Movin' On
- Let It Be
- Father Is That Enough
- Sweet Little R' R'
- Fist In Your Face
- Ride On
- In The Name
- Lay Down The Law
- Hole In One
- One Life,One Soul
- He Ain't Heavy, He's My Brother
60 x Schweizer Qualitätsrock!
Die Reihe der "Original Album Classics" vorzustellen, kann ich mir hoffentlich mittlerweile sparen. Wie immer finden sich auch bei diesem vorliegenden Set fünf Alben (es gibt aber auch Boxsets mit nur drei Alben) jeweils in einer Papphülle, die das Originalalbumcover mit Front und Rückseite wiedergibt. Es gibt kein Booklet, aber dafür das Set für einen großartigen Preis.
Soweit die Rahmenbedingungen. Doch es zählt natürlich, was drin ist. In diesem Fall sind das die ersten fünf Alben der Schweizer Stars GOTTHARD, deren Alben nach dem Debüt in ihrem Heimatland alle die Spitze der Charts erklommen! Ja, das sind zehn Nummer-1-Alben hintereinander, zählt man Best Of- und Livealben mit, dann sind es sogar 15! Auch wenn die Band außerhalb der Schweiz nie so ganz den Durchbruch schaffte. Obwohl seit ihrer Aufnahme in die große Nuclear-Blast-Familie durchaus Bewegung in die Berühmtheit der Eidgenossen gekommen ist, stellen diese fünf Alben einen kennenswerten Teil der Muskgeschichte dar. Zumal in diesem Fall die ersten fünf Veröffentlichungen einen eigenen Abschnitt in der Bandgeschichte darstellen, denn während dieser Zeit arbeitete GOTTHARD mit Chris von Rohr, der in der Rockwelt durch seine Band KROKUS bekannt ist, zusammen, doch vor dem sechsten Studioalbum wurde diese Zusammenarbeit beendet.
Schauen wir einmal genauer auf den Inhalt. Den Anfang macht das selbstbetitelte Debüt, das in der Schweiz aus dem Stand Platz 5 der Albumcharts erreichte. Mit dem fast schon typischen schweizer Hard Rock, nicht verwunderlich, wenn man im Kopf behält, dass Chris von Rohr, der in den Achtziger Jahren den Rock unserer südlichen Nachbarn nicht unmaßgeblich geprägt hatte, als Produzent und Mitsongschreiber mitwirkte, legt die Band einen soliden Grundstein für ihre Karriere. Höhepunkte wie 'Standing In The Light', 'Firedance' und 'Hunter' machen auch heute noch viel Spaß. Die typischen Rocktexte voller pubertärer Anspielungen dürfen nicht fehlen, aber das sei den Jungs verziehen. Mit der Coverversion von 'Hush' gibt es auch einen bekannten Song, den die Band heute noch gerne spielt. Auf der CD ist auch der Bonustrack enthalten, der Anfang der Neunziger den Käufer vom Vinyl zu dem kleinen Silberling locken sollte. Aber ehrlich: Der ist verzichtbar. Wertung: 7/10
Interessant wird es mit "Dial Hard", das unbestritten das beste Werk der Frühphase der Band darstellt. Gradliniger, starker und kraftvoller Hard Rock durchzieht das ganze Album. Die Kompositionen sind noch besser geworden, und mit zwei Coverversionen wird Abwechslung ins Spiel gebracht. 'Travellin' Man' von der recht wenig bekannten AOR-Band COBRA wirkt sehr passend, auch wenn der Text eher unschweizerisch ist, und mit dem Gassenhauer 'Come Together' der BEATLES nimmt sich die Band eines bekannten Liedes an, dem sie aber auf interessante Weise ihren eigenen Stempel aufdrücken. Infantile Lyrik gibt es zwar auch wieder, aber die Balladendichte ist gering, stattdessen gibt es erfrischenden, rifforientierten Rock mit der großartigen Stimme des Frontmannes Steve Lee. Tolles Album! 8,5/10
Das kann man auch über das Drittwerk "G." sagen, auf dem der eingeschlagene Stil weitergeführt wird. Mit 'Mighty Quinn' gibt es die obligatorische Coverversion, natürlich etwas härter als bei BOB DYLAN, dazu schnelle Rocker wie 'Ride On' und 'Hole In One', Kraftfutter der Marke 'Make My Day' und 'Lay Down The Law' und den großartigen Opener 'Sister Moon'. Es wird ein wenig mehr experimentiert, und leider gibt es auch mit 'Sweet Little R’n’R' einen Langweiler auf "G.", aber ein Schwachpunkt bei 13 Liedern? Da kann man wohl nicht motzen, zumal der später hinzugefügte Bonustrack 'He Ain’t Heavy, He’s My Brother', eine gefühlvolle Ballade, ebenfalls in diesem Set enthalten ist. 8,5/10
Nun wird es allerdings schwierig. Die Band hatte große Erfolge, beide Vorgängeralben erreichten Platinstatus in der Schweiz, und GOTTHARD schielte nach dem noch größeren Erfolg. Dieser sollte sich mit "Open" einstellen, und in der Tat: Es klappte. Tatsächlich setzt das vierte Album dem Vorgänger noch eines drauf, höhere Chartplatzierung in Deutschland, erstmals auch in Österreich, und Doppelplatin im Heimatland. Doch die rockige Kante ist abgeschliffen. Radiokompatibler Rock, der auf den Mainstream zielt, steht auf dem Programm. Nur wenige Lieder können den beiden Vorgängern das Wasser reichen. Der kernige Hard Rock ist seichtem AOR gewichen, eine Seite, die GOTTHARD zwar immer hatte, aber mit Kraft ausbalancierte. Das fehlt auf "Open" vollständig, sodass neben 'Cheat And Hide', dem schönen 'Visions' und der Hendrix-Hommage 'Hey Jimi' die Coverversion 'Blackberry Way' schon eines der Highlights ausmacht. 5/10
Dieses kommerzielle Erfolgsrezept wird dann auch auf "Homerun" fortgeführt und führt zu dem erfolgreichsten Album in der Bandgeschichte. Leider aber nicht zu dem besten. Zwar finden sich starke Rock- und AOR-Songs wie 'Everything Can Change', 'Light In Your Eyes', 'Eagle' und 'Reason To Live', aber auch echte Langweiler und mit 'Take It Easy', das bestenfalls noch nach SMOKIE klingt, sogar ein Totalausfall auf "Homerun". Trotzdem bedeutete die Ballade 'Heaven' den ersten und bislang einzigen Nummer-1-Single-Hit der Band. Aber auf Albumlänge finden sich trotzdem zuviele Balladen und vergessenswürdige Seichtigkeiten, als dass es mehr wäre als das Ende einer erfolgreichen, aber künstlerisch eher eintönigen Ära. 6/10
Das Boxset lässt den Hörer die Anfänge der Band nachleben und nachvollziehen, von den ersten, noch leicht ungelenken Schritten über die großartigen Rockwerke der Frühphase bis hin zum kommerziellen Höhepunkt, der aber auch für die Band offensichtlich eine Umorientierung nötig machte. Wie bei allen Sets dieser Reihe ist der Ansatz, sich die Musikhistorie für einen erschwinglichen Preis ins Haus zu holen, lobenswert. In diesem Fall kommt noch hinzu, dass GOTTHARD starkes Rockfutter geliefert hat, das außerhalb der Schweiz viel zu unbekannt ist. Wer zwischen Hard Rock und AOR, irgendwo in der Schnittmenge aus WHITESNAKE, AC/DC, FOREIGNER mit einem Schuss Blues, etwas findet, was seinen Vorlieben entsprechen könnte, sollte die GOTTHARD "Original Album Classics" unbedingt ins Haus holen.
- Redakteur:
- Frank Jaeger