GOV'T MULE - Sco-Mule
Mehr über Gov't Mule
- Genre:
- Jam-Rock / Jazz / Prog
- Label:
- Mascot Records / Provogue
- Release:
- 23.01.2015
- Hottentot
- Tom Thumb
- Doing It To Death
- Birth Of The Mule
- Sco-mule
- Kind Of Bird
- Pass The Peas
- Devil Likes It Slow
- Hottentot (alternate version)
- Kind Of Bird (alternate version)
- Afro Blue
Musik für Freidenker.
Okay, GOV’T MULE bzw. GOVERNMENT MULE ist bislang nicht meine Baustelle gewesen. Ebenso wenig, wie die ALLMAN BROTHERS, aus denen die Formation hervorgegangen ist. Klar, einzelne Titel sind geläufig und es wurden bei Tee und Gebäck auch mal ganze Alben der Gebrüder verköstigt, aber der letzte Funke, um sich intensiver mit dem Gehörten zu beschäftigen, ist nie übergesprungen. Ich muss wohl nicht detaillierter auf die Geschichte der Band eingehen, denn immerhin datiert das Debüt zurück bis ins Jahr 1995. GOV’T MULE wird in bestimmten Kreisen fast schon kultisch verehrt und so ist dieses Doppelalbum, welches bereits im Jahr 1999 aufgenommen wurde, ein lange erwarteter Mitschnitt. Hören wir hierauf doch einen ganz besonderen Gast: John Scofield, einer der wohl bedeutendsten Jazz-Gitarristen der Neuzeit, der unter anderem immerhin mit Miles Davis zusammen gespielt hat.
Da die Aufnahmen so alt sind, hören wir hier natürlich auch noch den leider verstorbenen Allen Woody am Bass, was alteingesessenen Fans der Band sicherlich sehr viel Freude bereiten wird. Während des in Atlanta aufgezeichneten Gigs spielt sich die Truppe quer durch das Repertoire aller Beteiligten. Es gibt neben GOV’T MULE Songs wie 'Birth Of The Mule' auch Standards von Mister Scofield. So steigt die Band gleich mit seinem 'Hottentot' fröhlich jazzig in den Set ein. Das rockige Ohr ist während der ersten Umdrehungen noch etwas überfordert mit den anders gestrickten Rhythmen dieser Jazz-Rock-Nummer. Allerdings springt der Funke aus irgendeinem Grund dieses Mal schnell über und so kann ich mich wunderbar in die rein instrumentale musikalische Achterbahnfahrt fallen lassen. Dazu muss sich der Kopf nur von den in Hardrockschienen denkenden Bahnen lösen.
Dann kann man das logischerweise von Scofield dominierte 'Sco-Mule' mit seinem wabernden Swingbeat in vollen Zügen genießen wunderbar in der Musik versinken. Keyboard Dr. Dan Matrazzo orgelt sich die Finger wund und die Rhythmussektion groovt wunderbar schwerelos dazu im Hintergrund.
Dann kann man es irgendwann kaum noch erwarten, dass die Bande im Viertelstünder 'Kind Of Bird' die Riffs auspackt und kurz mal grimmig klingt. Natürlich ist die restliche Nummer ein fröhlich verspielter Schauplatz für Soloeskapaden aller Beteiligten, aber dieser kurze Gewaltausbruch hat mich vom ersten Moment an erstaunt.
Ich könnte jetzt aufzählen, welche Jazzstandards hier gecovert werden und wie stark verändert diese klingen, aber das würde suggerieren, ich hätte Ahnung von Jazz. Habe ich nicht, daher kann ich nur schreiben, dass mir das frickelige Bassgezappel in 'Devil Likes It Slow' ganz ausgezeichnet mundet und dass ich das abschließende, 25 Minuten lange 'Afro Blue' extrem cremig finde.
Unterm Strich bleibt ein Album, welches ich anfangs anstrengend fand, welches mit der Zeit aber immer spannender wurde und welches ich heute gern mal zwischen Traditions-Stahl einlege. Ein größeres Kompliment kann ich als Scheuklappen-Metaller nicht machen.
- Redakteur:
- Holger Andrae