GRACEFUL - Demiurgia
Mehr über Graceful
- Genre:
- Experimental Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Vlad Productions
- Release:
- 17.09.2021
- The Passage
- Enemy
- Demiurgia
- Water Bombs
- Two
- Scrapes
- I Hope You Run Fast (If You Don't Wanna Die)
- Dawn
- Psylle
- Crossing
Wenn die Ambitionen zu hoch sind...
"Demiurgia" macht es dem Hörer nicht einfach. Was die Jungs von GRACEFUL hier dem Hörer zumuten, ist nicht nur harter Tobak, sondern entzieht sich auch gewollt vielen gängigen Schubladen. Dabei ist die Musik nicht mal sonderlich progressiv, sondern das Fundament aus Alternative- und Stoner-Rock ist immer spürbar. Jedoch unterscheiden sich die einzelnen 10 Songs so stark voneinander und werden immer wieder von Soundeffekten und einem sehr variablen Gesang von Francois Orain in den gewünschten Richtungen dirigiert. Mal wird verstärkt auf die Trip-Hop-Schiene gesetzt und mal schimmert eher der Post-Metal von Gitarrist Magnus Lindberg (CULT OF LUNA) durch.
Somit setzt man vollumfänglich auf Musikstile, welche gerade auf Albumdistanz eine sehr soghafte Wirkung erzielen können, springt aber so wild durch die einzelnen Stile, dass eine homogene Wirkung nicht erzielt wird. Was aber auch kein Problem ist, nur muss dann tatsächlich jeder Song für sich allein punkten. Und hier wird es schwer.
Hat mich der Opener 'The Passage' mit seinen Vibes noch stark an DISILLUSIONs Zweitwerk "Gloria" erinnert und gegen Ende mit geschmackvollen Soundeffekten in Richtung der Elektrophase von PURE REASON REVOLUTION als ungewöhnlicher, aber starken Einstieg überzeugt, so kalt lässt mich bereits der folgende Song 'Enemy'.
Im Promotext wird von einem süchtig machenden Groove gesprochen, den ich leider bei aller Liebe in keinem der folgenden Songs auch nur entfernt wahrnehme. Viel eher wird instrumental nur ein grundsolider Unterbau für die jeweiligen den Song bestimmenden Effekte oder den sehr im Fokus stehenden Gesang geliefert. Doch gerade dieser Gesang macht es einem noch schwerer. In bester MIKE PATTON-Tradition ist das schon sehr fordernd und nicht für jeden Hörer nachvollziehbar oder leicht zu mögen. Da helfen dann nur feinste Refrains oder mit Wderhaken ausgestattete Gesangslinien, um uns durch diesen Sounddschungel zu führen. Doch leider sind diese Elemente Mangelware und werden nur ganz dezent eingesetzt.
Somit plättschert ein eigentlich guter Song wie der Titeltrack emotionslos am Hörer vorbei und die beiden Singles 'Water Bombs' und 'Psylle' zeigen deutlich wie wenig Hit-Appeal dieses Songwriting hat.
Das ist alles handwerklich und künstlerisch wertvoll, jedoch sollte GRACEFUL, wenn man schon so offensichtlich und stark Bands wie FAITH NO MORE und MASSIVE ATTACK nacheifert, auch bei aller Experimentierfreude die musikalischen Fixpunkte mitbringen, um die Hörer konsequent bei Laune zu halten. Da sind die genannten Gruppen doch deutlich besser unterwegs.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal