GRADY - Y.U. So Shady?
Mehr über Grady
- Genre:
- Delta Metal / Rock
- Label:
- TexTone / Cargo
- Release:
- 23.03.2007
- Hammer In My Hand
- Woman Got My Devil
- Joe Louis
- Three Minute Song
- Black Or White
- Ride Like Hell
- Tired All The Time
- Tommy Johnson
- Just About Sunrise
- Reach Out Yo Hand
- Western Cowboy
Website, von links nach rechts: Billy "Thunderball" Maddox, Gordie "Grady" Johnson und BigBen Richardson. Schlagwerk, slidender Sänger, Bass-Baumstamm. Sunglasses, Hut, Hut. Bart, Bart, Damned-Blick. Das Verhältnis zwischen uns Europäern und Texanern ist nicht das Allerbeste und an sich schon ein einziges Klischee. Aber das sollte hier keine Rolle spielen, denn die Mannen um Mastermind Grady sind gestandene Musiker und stammen gar nicht aus den Öllanden. Liebe Amis (und weitere Rezi-Schreiber), auch wenn ihr das nicht gern lest: Johnson und seine Kumpels sind Kanadier. Frühere Betätigungschancen ergaben sich für die drei in Bands wie BIG SUGAR, ALIEN LOVE CHILD, THE ERIC JOHNSON BAND oder auch THE PHANTOMS. Delta Metal: gern übernehmen wir die Genrebezeichnung dieser auf einfachsten Mitteln der Rockmusik fußenden Musik. Für "Y.U. So Shady?" benutzte die Budweiser-Brigade das Pedernales-Studio des alten Zopfzausels Willie Nelson höchstpersönlich. Wahrscheinlich brachte das der gewonnene Award mit sich.
Kanadier? Na und! Die Band hat den "Austin Music Award" für die "Beste Neue Band" gewonnen und wird nun also auf Europa losgelassen. Es ist schon interessant, wie "männlich" im Vergleich zu uns im Wüstenstaat Texas Newcomer aussehen. Die sollen rocken? The first Eindruck passt ja schon mal: "Die haben Eier!" Aber gemach, gemach. Hier kommt erst mal keine Hektik auf. 'Hammer In My Hand' stampft mit Wummerbass im Schlendertempo heran und läuft neben einem her. Ein typischer Eröffner. Außerdem wird hier schon Vorbereitung betrieben, was einen in der nächsten Dreiviertelstunde erwartet. Eine wabernde Rockkehle, ein Slide-Gewitter aus der doppelläufigen Gibson, ein dicker rauer Drumsound mit schön viel Hall und ein malträtiertes Fuzz-Pedal aus den Anfangsjahren des Rock 'n' Roll. Viele "Come On!". Schnell findet sich der Verweis zu den frühen ZZ TOP. Ich meine, die waren ja auch mal jung und gut.
Knarzetrocken und ausgerotzt wie ein halbes Kilo schwarzer Kautabak mit Lakritzegeschmack rammt uns Song two. Für mich und bestimmt viele andere wird die Singleauskopplung 'Woman Got My Devil' nebst Video (YouTube) das Beste dieses Debütalbums werden und bleiben. Ein Part wie ein Truck. Mister Grady hustet parallel zu seinem coolen Riffing eine damned gute Gesangslinie aus dem trockenen Hals. Taktvoll werden Kakteen und flüchtige Kaninchen überrollt. Dem fetten Schwitze-Sheriff den Mittelfinger rausstrecken. Das verdammte Stück ist jetzt schon ein heißer Mitpfeif-Kandidat 2007. Und wir haben noch nicht mal Spring, yeah!
Wenn ich diesen fucking Tabak kauen würde, dann würde ich ihn spätestens bei 'Joe Louis' effektvoll ins Gelände speien. Southern Style gemäß bricht ein lecker Stück Bluesrock den Horizont auf. Und wieder freue ich mich auf den Sommer, um bei 35 Graden bei den groovigen Zwischenstücken des Tracks so richtig abzurasten. Den Kautabak einfach so in' Staub ballern.
Es folgen zwei irgendwie Mitsingsongs. Klingen, wie mit Botschaften aufgefüllt. 'Ride Like Hell' entschädigt aber wieder. Das Element des die Melodie lenkenden Slides kehrt zurück, aber der Song ist vor allem eins: schnell und gut. Fünf Minuten "Highways, Higways, Highways". Die eher langsamer agierende Süd-Gitarre aus Mangrovenholz wird hier vom Spiel des Mister "Thunderball" konsequent nach vorn getrieben. Will sie mal verschnaufen, so erhält sie sozusagen einen Tritt in die Saiten. Die nachfolgenden Stücke machen vielleicht aus rein europäischer Sicht den Fehler, der Leadgitarre zu viel Platz und Zeit zur Entfaltung zu lassen. Man sehnt sich nach dem Wirbelstaub und ahnt: Das ist eher der Erzählteil der Platte. Ganz und gar verurteilen kann man das nicht, es entstehen solide Blueskompositionen, aber die zünden nicht mehr so recht. 'Reach Out' und der Abschluss 'Western Cowboy' versuchen es dann noch mal, aber die Qualität des ersten Viertels wird nur noch gestreift. Den Gesamteindruck will ich dann aber so zusammenfassen: "Great Canadian Texan music." Können Misters namens Johnson(!), Richardson(!!) und Maddox(!!!) überhaupt eine andere Art Musik verzapfen? Und: Spielen die nicht eigentlich in Serien mit aufgenagelten Cowboyhüten mit?
Die Mister knurren. "Y.U. So shady? – No, Dude!"
My straight tips: 'Woman Got The Devil', 'Joe Louis' and 'Reach Out Yo Hand'
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben