GRAI - Ashes
Mehr über Grai
- Genre:
- Folk Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Noizgate Records / Rough Trade
- Release:
- 01.12.2017
- Haze
- Song Of Dead
- A Water Well
- Darkness With Me
- Donya
- Tread Of Winter
- Shade
- Ashes
- Fortress
- Farewell
- ...Pir Threontai
Folk Metal mit Haken und Ösen
Folk Metal ist nach wie vor eines der breitesten Subgenres in unserer gesamten geliebten Szene, und gerade in Osteuropa, wo Folklore und ihre musikalischen Nachkommen immer noch hoch geschätzt sind, hat sich in den vergangenen Jahren eine neue Welle junger Bands aufgemacht, genau diese Breite zu bedienen und zwischen Melancholie und Aggression all das auszudrücken, was die Urahnen schon in ihren Liedern verarbeiteten.
Eine dieser jungen Combos, die im Zuge dessen entstanden sind, hört auf den Namen GRAI, ist in der aktuellen Besetzung bereits seit zehn Jahren eingespielt und konnte sich in der russischen Heimat bereits einen Namen machen. Bis hierhin hat die Band drei vollwertige Scheiben eingespielt, die teilweise auch schon für den westlichen Markt neu aufgelegt wurden. Für "Ashes" konnte die Band schließlich einen weltweiten Vertrieb erhaschen, mit dessen Hilfe das Sextett nun endlich auch über die Lokalebene hinaus Fuß fassen möchte. Soviel also zu den Fakten - doch wie stehen die Chancen?
Nun, man muss durchaus bestätigen, dass die Russen mit reichlich Temperament bei der Sache sind und ihren Sound für alle möglichen Einflüsse öffnen. Verhält sich "Ashes" anfangs noch wie ein typischer Female-Fronted-Silberling mit pompöseren Arrangements und einigen folkigen Background-Melodien, gibt es im weiteren Verlauf einige deutliche Stimmungsschwankungen, vor allem wenn die Band sich auf das alte Beauty/Beast-Spielchen einlässt und Gitarrist Vitold gemeinsam mit Bassist Yuri einige Grunts einwirft. Es sind nämlich genau diese Momente, die GRAI wieder zurück ins Reich der Massenware befördern und die Nuancen der Eigenständigkeit schnell wieder verdrängen.
Erst am Ende, nämlich in den Kompositionen, in denen man plötzlich balladeske Noten anschlägt, gewinnt die Band ihr eigenes Profil wieder zurück, dies jedoch auf Kosten einer völlig ausgesetzten Kontrastwirkung, von der viele Passagen der Platte bis dorthin gezehrt haben. Denn die inhaltliche Aufteilung der Songs ist ein weiterer Kritikpunkt, den sich die Truppe gefallen lassen muss. Startet das Album noch sehr opulent, wird es in der Mitte ein wenig zerfahren und im Schlussakkord auf einmal sehr ruhig; im Rahmen einer konzeptionellen Erzählung würde man das ggf. gelten lassen, so jedoch wirkt einiges wie Stückwerk, auch wenn sicherlich gute Songs mit an Bord sind.
Den internationalen Durchbruch wird GRAI daher vermutlich auch mit "Ashes" nicht gelingen; die russischen Folk-Metal-Kapelle weiß ihre Stärken noch nicht mit jener Souveränität auszuspielen, der es an der Ligaspitze bedarf. Trotz einiger anständiger Ansätze verliert sich das neue Album zu schnell in seiner Beliebigkeit.
Anspieltipps: Song Of Dead, Darkness With Me
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes