GRAND DESIGN - Rawk
Mehr über Grand Design
- Genre:
- AOR / Melodic Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- GMR Music
- Release:
- 21.04.2023
- Tuff It Out
- God Bless Rawk 'n' Roll
- Love Or A Fantasy
- Your Luv Is Drivin' Me Crazy
- Desperate Hearts
- Dangerous Attraction
- We Were Born To Rawk 'n' Roll
- Carry On My Wind
- Give It All For Luv
- Get Out
- In The H.E.A.T. Of The Nite
Und alle vier Minuten grüßt das Murmeltier.
Die schwedische Rockband GRAND DESIGN legt mit "Rawk" ihr mittlerweile sechstes Studioalbum vor. "Rawk" ist die lautmalerische Wiedergabe von "Rock". Wie man der nebenstehenden Trackliste entnehmen kann, scheint die Kapelle phonetischen Wortspielen nicht abgeneigt zu sein. Ich lernte die Gruppe gleich durch ihr Debüt "Time Elevation" kennen, und mir fiel, ebenso wie dem Kollegen Björn beim Zweitling "Idolizer", die ausgiebige Verwendung DEF-LEPPARD-typischer Chöre auf. Die sind nach wie vor Zutat im Sound von GRAND DESIGN, wurden aber in Umfang wie Deutlichkeit zurückgefahren. Vermutlich hat die Gruppe ihre Nische bei einem Publikum gefunden, das musikalisch in den 80ern sozialisiert wurde. Und da wir ja alle nicht jünger werden, hat man sich vom melodischen Hardrock zum AOR umorientiert.
Drücken wir auf Wiedergabe: Los geht es mit dem ordentlichen 'Tuff It Out' und dem bis ins Solo behäbigen 'God Bless Rawk 'n' Roll', beide mit eingängigen, mitsingbaren Refrains ausgestattet. Deutlicher in AOR-Richtung gehen anschließend 'Love Or A Fantasy' und 'Your Luv Is Drivin' Me Crazy', letzteres mit einem recht guten Leadbreak, aber auch hier setzt nach der Strophe unerbittlich ein gefälliger Chorus ein. Und dann kommt 'Desperate Hearts': Ein einsames Keyboard als Einstieg, der Sänger stimmt eine leicht melancholische Melodie an, die Band steigt ein und erhöht allmählich den Härtegrad. So fangen packende Powerballaden an, doch auch hier folgt unerbittlich ein Tralala-Refrain. Daran ändert sich im folgenden nicht mehr viel. Man hat als Hörer mitunter das Gefühl, hier wurden Lieder nicht komponiert, sondern nach einem bestimmten Bauplan zusammengeschraubt. Egal, ob 'We Were Born To Rawk 'n' Roll' als kantiger Hardrock anfängt, 'Give It All Up For Luv' sich als zweite Ballade erweist oder bei 'Dangerous Attraction' geschminkte Typen mit viel Haarspray vor meinem geistigen Auge auftauchen, offenbar wollte man bei GRAND DESIGN jedem Stück, wie es auch immer angelegt sei, unbedingt einen leicht zugänglichen, 80er-Jahre-typischen Refrain irgendwo zwischen DEF LEPPARD, 80er-KISS und überhaupt dem MTV-geprägten Sound jener Zeit verpassen - aber genau da hakt es bei der Band derzeit. Die wirklich zündenden Refrains, wie sie auf "Time Elevation" häufiger zu hören waren, sind hier Mangelware.
Aber als man das Album schon fast aufgegeben hat, gibt es doch noch positive Überraschungen. 'Carry On My Wind' klingt, als würde eine typisch amerikanische AOR-Band THIN LIZZY covern, etwas irritierend, aber originell und als Kontrapunkt zu einer sonst stur durchgezogenen Masche erfrischend. Und bei den beiden letzten Nummern 'Get Out' und 'In The H.E.A.T. Of The Nite' (Landsleuten gewidmet?) packen mich die Refrains doch noch - oder bin ich mittlerweile einfach nur konditioniert?
"Rawk" wurde von guten Musikern professionell eingespielt. Wiederholt entdeckt man nette bis richtig gute Intros, Leadbreaks und vereinzelt auch Melodien. Aber insgesamt leidet das Album darunter, dass die Band nicht über ihren Schatten springt und es verhindert, dass verschiedene Stücke einen eigenen unterscheidbaren Charakter annehmen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser