GRAND MAGUS - The Hunt
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2012
Mehr über Grand Magus
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 25.05.2012
- Starlight Slaughter
- Sword Of The Ocean
- Valhalla Rising
- Storm King
- Silver Moon
- The Hunt
- Son Of The Last Breath
- Iron Hand
- Draksadd
Ein starkes Stück Metal, das ein wenig zu leicht geraten ist. Die Wölfe fehlen einfach.
Alles an dem Cover-Artwork deutet auf ein neues, aber dennoch gewohntes GRAND MAGUS-Album hin: Die Nebelschwaden, die die Szenerie in ein winterliches Grau tauchen, die Blutspuren, die zu dem einsamen Rächer führen, der in seinem archaischen Gewand mit leicht gesenktem Kopf in die Richtung seines Opfers blickt. Gut, die Artworks der Schweden waren schon immer eigen und eine kontinuierliche Verbindung lässt sich allenfalls zwischen den Wölfen festmachen, die "Wolf's Return", "Iron Will" und das 2010er Werk "Hammer Of The North" zieren. Wird mit dem 2012er "The Hunt" dieser Wolf der Vergangenheit vielleicht sogar gejagt, angeschossen, erlegt?
Tja, GRAND MAGUS sind seit ihrer Bandgründung 1999 nie wirklich stehen geblieben und haben ihren Sound kontinuierlich verändert und weiterentwickelt. Dennoch wird der Schritt von dem großartigen, schwermütigen "Hammer Of The North" zu "The Hunt" für viele Fans überraschend kommen. Schon der Opener 'Starlight Slaughter' macht klar, in welchem Gebiet die Magier im Jahre des angedeuteten Weltuntergangs wildern: Es ist die NWoBHM, die motiviert, es ist der klassische Hardrock und es ist der Teutonen-Stahl der Achtziger, angeführt mit einem wohlbekannten AC/DC-Lead. Mit dem zweiten Song 'Sword Of The Ocean' orientiert man sich dann an ACCEPT, mit dem dritten Song 'Valhalla Rising' dürfen die Epic-Amis von MANOWAR dran, mit Nummer 4 'Storm King' begibt man sich nach OMEN und mit dem fünften 'Silver Moon' wird eine tiefe Verbeugung vor SAXON angedeutet. Die restlichen vier Nummern stehen dem in nichts nach, doch soll nicht jede Offensichtlichkeit im Vorfeld ausgeplaudert werden...
Eine Orientierung an Vorbildern ist generell nicht schlecht und GRAND MAGUS haben auch schon früher gehuldigt. Doch "The Hunt" treibt das auf die Spitze. Während die älteren Kompositionen noch den schweren Spirit des Dooms atmeten, scheint eine neue New-Wave-Leichtigkeit Einzug gehalten zu haben. Man mag fast glauben, dass die Tour mit BULLET, STEELWING und SKULL FIST wie eine Art Befreiungsschlag für die Herren gewirkt hat. Als wäre eine Kopie der Achtziger einfach cooler als die eigene Metal-Interpretation, zumal das Publikum auf 140 bpm einfach mehr abgeht als auf Half-Time-Rhythmen a la 'Wolf's Return'. Doch genau damit verschenken die Schweden einen spannenden und wichtigen Teil ihrer Musik. Der stampfende Songaufbau, der langsam in Gang kommt, dann aber in einen fetten – und ich meine wirklich fetten – Refrain mündet, die monumentale Macht, die kontinuierlich in Richtung Wahnsinn drückt, die plötzliche Befreiung in den wahnsinnig catchy Hooks – all das geht auf "The Hunt" zumindest teilweise verloren. Einen Beitrag dazu liefert vielleicht auch das wahnsinnig stumpfe Schlagzeug-Spiel des Neuen Ludwig Witt (SPIRITUAL BEGGARS) – nicht missverstehen: Auch Sebastian Sippola war kein Schlagzeuggott, aber in der Verbindung mit der GRAND MAGUS-Rhythmik haben die Nackenbrecher einfach sofort dieses spezielle, der Band eigene Feeling erzeugt. Das fehlt.
Eigentlich ist alles dabei, was ein gute GRAND MAGUS-Album ausmacht: Tolle Riffs, coole Leads, die charismatische Stimme von JB Christoffersson, Ohrwurm-Refrains. Und dennoch ist die erwartete Großtat mit großem Blast-Budget im Rücken nicht herausgekommen. Eine neue Leichtigkeit hat Einzug gehalten, die traditionellen Einflüsse kommen zu deutlich heraus und letztendlich geht der Band mit dieser Neuorientierung ein Stück Einzigartigkeit verloren. Herausgekommen ist ein Album, das zunächst enttäuscht, über die Länge der Zeit aber dennoch als eindeutiges MAGUS-Album zu identifizieren ist. Das liegt daran, dass trotz all dem deutlichen Achtziger-Putz ein starker Wille zu einzigartigen Metal-Hymnen steckt. Lassen wir dieses Album einfach mal im Raum stehen und freuen uns auf den weiteren Weg, den die Jungs damit eingeschlagen haben. Und dann gibt es da ja auch noch diese tolle Ballade 'Son Of The Last Breath'...
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer